Editorial Juni 2022

Si tacuisses philosophus mansisses - ein Tipp für PETA

Liebe Leserinnen und Leser,

heute erreichte die Redaktion eine Pressemeldung von PETA, einer deutschen Tierschutzorganisation, die sich in ihren Statuten ein vielfältiges Motto gegeben hat. Einzelne der im Motto aufgelisteten 5 Unterpunkte sind realitätsnah, andere entbehren den Realitätsbezug.

Dass Tiere keine Opfer sein dürfen im Umfeld von Forschungsprojekten der Pharma- und Kosmetikindustrie teile ich ohne Wenn und Aber. Dass Tiere nicht für die Herstellung von teuer verkauften Bekleidungsprodukten als Rohstofflieferant dienen, auch da bin ich voll dabei.

Und ganz klar, Tiere dürfen nicht ausgebeutet und misshandelt werden. Ethisch sollte das gar keine Frage sein. Aber, wo sind denn die Aktivisten von PETA, geht es da um ihren Grundsatz?

Im Umfeld von 20 Kilometer um meinen ländlichen Wohnsitz gibt es (mir wissentlich)  X Bauernhöfe, die ihre Milchkühe nach wie vor in Kettenhaltung oder ähnlichen Instrumenten im Stall auf einen Standplatz fixieren, obwohl das schon mehrere Jahre gesetzlich verboten ist.

Das ist wohl den PETA Aktivisten vor den Augen verschwommen, wollen sie gar nicht wahrnehmen, während sie ihren Joghurt löffeln, dessen Grundsubstanz aus genau dieser Produktion stammt. Ob da Öko draufsteht, ist letztlich ziemlich egal, denn mit dem Öko wird aus wirtschaftlichen Gründen schon lange nicht sauber gearbeitet.

Das haben nach Recherchen der SZ schon lange auch die kriminellen Familien in Italien erkannt und weltweit ihr „Ökogeschäft“ ausgebaut.  Würde PETA hier großflächig tätig, könnte sie ein wenig an Glaubwürdigkeit gewinnen. Aber da fehlt es ihnen an allem, vor allem an Realitätsnähe.

Auf andere Punkte des PETA Mottos mag ich jetzt nicht eingehen, manches ist ok, für anderes schämt sich sogar der Leiter einer Walldorfschule.

Doch was hat mich heute in einen Taumel aus herzhaftem Lachen und Zweifeln an der Kompetenz von PETA gebracht, auf die sie ja laufend in der eigenen Website hinweisen? Hier nun ein Auszug aus der Pressemeldung, die UWW schon allein zum Schutz von PETA nicht prominent veröffentlicht:

 Stuttgart, 31. Mai 2022 – Zynisches Essensangebot: Mitte Mai hat PETA das Management von 50 Tauchresorts in Ägypten angeschrieben und die Hotelleitungen darum gebeten, Meerestiere von ihrem Buffet zu streichen sowie allgemein nur vegane Speisen anzubieten. Die Tauchresorts liegen in den touristisch beliebten Regionen Sharm El Sheik, Hurghada und Marsa Alam, meist direkt am Roten Meer. Die Tierrechtsorganisation appelliert zudem an alle Tauch- und Schnorchelbegeisterte, sich im Vorfeld ihrer Buchungen nach veganen Alternativen zu erkundigen.

„Fische, Krebse oder Tintenfische an Tauchtouristen zu servieren, ist, als würde man Pudelburger auf einer Hundeshow oder Gorilla-Nuggets auf einer Safari anbieten“, so Dr. Meeresbiologin Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerstiere bei PETA. „Auch wenn sie acht oder zehn Beine oder Flossen statt Arme haben, fühlen Meerestiere Freude, Angst und Schmerz genau wie wir. Sie schließen Freundschaften – unter anderem auch mit Tauchern – und möchten leben! Daher sollten alle Bewunderer der Unterwasserwelt auf vegane Gerichte umsteigen.“

Schon irgendwie cool, aber die PETA hat keine Ahnung wovon sie spricht, während sich ihre Aktivisten (möglicherweise) einen teuren vegan schicken Ernährungsstil leisten.

PETA sollte schon wissen, wovon sie in einer Pressemeldung redet. Sollte wissen, was die Grundlagen der an den Küsten des Roten Meers lebenden und tätigen Menschen sind, mit was sie ihren Lebensunterhalt verdienen.

Es sind Fischer seit Generationen. Sich aus dem Meer zu ernähren ist weltweit seit tausenden von Jahren Lebensgrundlage. Welche Synapsenkollision hat einen an einem Stangensellerie knabbernden PETAianer dazu bewogen, sich so unqualifiziert aus dem Fenster zu lehnen?

Spielen wir das erwünschte Szenario einfach mal durch. Die Resorts kaufen den Fischern nichts mehr ab. Das entspräche den Situationen, als es in Ägypten im Tempelbereich Hatschepsut einen Terroranschlag gab,  später den arabischen Frühling und zuletzt Covid 19. Keine Gäste über sehr lange Zeit, kein Fischverkauf. Davon weiß PETA nichts.

Die Familien der Fischer und arbeitslosen Kapitäne von Tages- und Safaribooten mussten aber auch von etwas leben. Also gingen alle auf Fischfang, auch in den Schutzgebieten, um die Familie zu ernähren. Das beerdigt wohl die Joghurttheorie der PETA.

Tja, an die großen Fischfabriken auf hoher See, die wirklich katastrophalen Schaden anrichten, traut sich PETA ebenso wenig, wie in die heimischen Kuhställe. Alles ziemlich heiße Luft, was da so ausgeblasen wird….

Und ohne fundiertes Hintergrundwissen und deren Zusammenhänge zu kennen diese vegane Pressemeldung. Nur, um der Wissenslücke des PETA Verantwortlichen auf die Sprünge zu helfen, Ägypter ernähren sich ohne das schicke Label „VEGAN“ traditionell auf Gemüse und Früchte orientiert, ein Kamelbraten darfs auch sein und natürlich Fisch.

Möge die Weisheit mit euch sein.

 

Herzliche Grüße,

Ihr

Michael Goldschmidt