Editorial Januar 2022 – auch so können die Malediven untergehen

Wer die Nase so hoch reckt, dem regnet es irgendwann gehörig hinein

Die Malediven nur noch interessant für die Platinkreditkarten – Gesellschaft ?

Liebe Leserinnen und Leser,

zum 1. Januar 2022 habe ich die Kontakte zu „visitmaldives“ passend zur Jahreszeit auf Eis gelegt. Ihnen und mir wird’s nicht wehtun, denn der seit Jahren ist ein Trend deutlich geworden, dass nur noch Millionäre und Neureiche als Gäste umworben werden. Dafür wurde eine ganze Reihe von Inseln mit Resorts für die oberen „10.000“ eröffnet mit Tagespreisen ab US $ 1,000 aufwärts. Und die Dekadenz überschlägt sich dabei, aber an der ist auch das alte Rom untergegangen.

Dem Fass schlug eine Meldung von Kaus Media Services den Boden aus, die deutlicher nicht hätte sein können, dass ganz normale Taucher für die Malediven keine Rolle mehr spielen, dass Tauchsportmedien nur Hungerleider unterhalten und keine Gäste generieren.

Hier der Text der Pressemeldung von Kaus Media Services, die uns wie üblich per eMail erreichte, ungekürzt und im Original:

Eine Journalistengruppe von führenden Magazinen und Publikationen aus Deutschland und Österreich besuchte im Rahmen einer gemeinsamen Kampagne mit Condor die Malediven. Die Gruppe bestand aus Redakteuren von Publikationen und Magazinen, die bei einem wohlhabenden Publikum auf dem deutschen Markt sehr beliebt sind und eine Reichweite von mehreren Millionen von Lesern haben. Teil der Reise waren das SAii Lagoon Maldives und Conrad Maldives Rangali Island Resort. Während ihres Aufenthalts genossen die Medienvertreter die weltbekannte maledivische Gastfreundschaft und einzigartige Erlebnisse.  

Das dürfen Sie sich auf der Zunge zergehen lassen.

Kaus Media Services ist als Agentur die Stimme für „visitmaldives“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Von dieser Agentur haben wir ohnehin nie für Tauchsportinteressierte Meldungen bekommen. Tauchsportler, die die Malediven überhaupt erst in das Bewusstsein der Reiseveranstalter brachten, haben kein Standing mehr im Marketing der Inselgruppe.

Nun ja, schaue ich in die relativ junge Geschichte der Malediven, glänzte dort nicht unbedingt eine rechtlich tadellos agierende Regierung. Geldwäsche brachten viel ein, egal ob von weltweit bekannten südeuropäischen Partnern, die zwar Resorts eingerichtet hatten jedoch ohne Absicht, sie offiziell zu betreiben…, oder von anderen Kunden. Und da war zudem die gefährliche Nähe zu einer strategisch an den Malediven interessierten Macht, das war auch nicht kostenlos zu haben – für den damaligen politischen Entscheidungsträger ein fürstliches Nebeneinkommen.

Es ist wirklich bedauerlich, dass sich die Malediven derart als Tauch- und Urlaubsziel für ganz normale (bürgerliche) Kunden, die es sich leisten können, ohnehin im oberen Bereich angesiedelte Reisekosten zu bezahlen, völlig disqualifizieren.

Als Journalist und Unterwasserkamermann war ich viele Male auf den Malediven. Als Tourist nur zweimal. Das liegt daran, dass ich als „Tourist“ unerklärliche Preissprünge nicht nachvollziehen konnte und an dem Spiel keinen Spaß hatte.

Ganz klar war die Preispolitik in den Resorts völlig schräg, denn deren Betreiber sahen betriebswirtschaftlich die Einnahmen als Gewinn an. Das geht natürlich nicht lange gut und Preissteigerungen in absurde Höhen getrieben für eine Flasche Wasser, ein Sandwich, das machte aufmerksam.

Also lege ich dieses „visitmaldives“ zu den Akten. Mich interessieren nur noch die News, die unsere Reisepartner in Deutschland zu deren Destinationen auf den Malediven selbst übermitteln.

Mein Editorial wird über 250.000 interessierte Leser erreichen, nach oben offen. Gut möglich, dass eine neue Sicht der Dinge dabei entsteht.

Herzliche Grüße, Ihr

 

Michael Goldschmidt