Editorial August 2021

Eine Reise durch Deutschland

Abtauchen in Hemmoor c: UWW Michael Goldschmidt / Petra Ney

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das mit dem Reisen ist ja immer noch nicht normal und bleibt man in Deutschland, ist es ein ständiger Lernprozess. Spannend.

Von München abreisend, oder genauer ein wenig mehr aus dem Voralpenland, zieht sich Deutschland entlang unendlicher Baustellen, die die Autobahn zu weniger als einer Landstraße reduzieren, dann doch gehörig in die zeitliche Länge. Einigermaßen präzise Vorhersagen, wann man am Ziel ankommt, verweigert sogar die Navi. Sie ist diesbezüglich mittlerweile ähnlich ungenau, wie die Wettervorhersage für 24 Stunden in der teuer eingekauften App.

Wir sind auf einer Freitauch – Reportagereise, die zunächst nach Siegburg ins Dive4Life führt und dann weiter nach Hemmoor zu den 4. Apnea-College Experiencedays. Also am Ende ganz weit weg nach Norden, fast zum Ende des Landes, aus südlicher Sicht. Da kommt man ja nicht alle Tage so einfach hin.

Auch wenn ich den Blick in die Alpen liebe, den einen oder anderen Berg würde ich optisch tatsächlich im Tausch für das Dive4Life und den Kreidesee anbieten, um diese wunderbaren Tauchattraktionen nach Südbayern zu holen.

Ich fürchte, dass diese Idee, dieser Wunsch für immer unerfüllt bleiben wird. Auch, weil es in Südbayern keine Investoren gibt, die Eier in der Hose haben, um ein richtiges Tauchzentrum mit 20 Meter+ Tiefe zu bauen. Da gäbe es einige, doch die sitzen lieber auf ihren Kröten, anstatt sie mal in ein solches Projekt wandern zu lassen. Schaue ich nach Siegburg, sind die Rheinländer da anders gestrickt und die Stadt selbst ist am Dive4Life beteiligt, nicht zu ihrem Nachteil.

Aber das Rheinland ist auch sonst besonders. Wir tapern vom Hotel in Siegburg ein paar Meter zum schon bekannten Cubaner, ein Restaurant, in dem schon viele Nachtauchgangsessen genossen wurden. Wir sind präpariert mit FFP2 Maske. Die Sondereinheit SÖDER – BAYERN gegen das Virus rückt vor.

Die im Freien sitzenden Gäste mustern uns mitleidig. Unser Erscheinen wird als Karnevalsscherz wahrgenommen. Wir schauen uns um, wir sind Aliens. Alles offen, frei, keine Masken, auch die Bedienungen sind fetzenfrei. Schüchtern stecken wir die Söderverhüllung ein.

Für einen Journalist muss die Neugier siegen. Sind wir doch von allen in Bayern erreichbaren Printmedien und über das TV dahingehend manipuliert worden, dass deutschlandweit die FFP2 Maske verpflichtend ist. Also nachgefragt. Und als Antwort: In NRW gab es nie eine FFP2 Maske. Und jetzt ist die Maskenpflicht aufgrund örtlicher Gegebenheiten auch in der Gastronomie aktuell kein Thema.

Ok. Das muss erst einmal wirken.

Anders in Hemmoor. Da muss schon zur Buchung der Übernachtungsmöglichkeit vorab ein Impfnachweis übermittelt werden, an den Tresen der Rezeption, der im DDR Stil errichteten Zimmerburg darf nur eine einzelne Person. Alle anderen müssen draußen warten.

Das innerhalb Deutschlands. Zwickts mi, ich glab i tram…..

Es hilft jetzt nach 1100 Kilometern im dieselbetrieben SUV nur eins: Das Abtauchen genießen im Kreidesee. Klar, mit Maske, aber die von Cressi, made in Italy – Genova. Das rockt. Und so einen See hat ganz Bayern nicht zu bieten…. Schade. Und gäbe es ihn, dann wäre das Tauchen dort verboten. Also lassen wir die Berge, wo sie sind.

 

Herzliche Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt