Editorial April 2024

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit immer mehr Beiträgen in sozialen Medien wird das Thema Retro – Tauchen inhaltlich befüllt. Und ehrlich gesagt, es ist spannend. Auf jeden Fall spannender als das, was auf der diesjährigen Messe boot rundum als „neu“ vorgestellt wurde.

Spannend als Nachempfindung zur boot 2024 ist zumindest, wie sich manche Distributoren, die sich eigentlich dem wirtschaftlichen Ziel zur Verbreitung ihrer Produktpalette ins Rennen brachten und dafür auch wirtschaftlich große Verantwortung tragen, mittlerweile ihr Marketing so tief eingegraben haben, dass aus ihrem Bunker nichts mehr nach außen dringen kann. Zumindest nicht in Richtung weniger ausgesuchter Adressaten, davon gibt es aber nach dem Tauchsport – Mediensterben ohnehin nur noch – 3?

Damit habe ich keine Probleme, die Redaktion hat schlicht gesagt erfreulich weniger zu tun, um gewisse Pressemeldungen in ein lesbares Format zu bringen, Pressetexte von Gender : und – zu befreien. Auf der Strecke bleiben natürlich die Leser, die erwarten dürfen, dass sie auch in UnterWasserWelt auf dem Laufenden gehalten werden. Aber, was sie nicht lesen, präsentiert bekommen, kann auch keine Kaufbegehrlichkeit wecken. Also sparen unsere Leser. Da schaut dann ein anderer ins Ofenrohr.

In der Aufbruchstimmung so ab 1980, als der Tauchsport seinen Weg in die Öffentlichkeit fand, um 1990 war er der Trendsport schlechthin, farbig im Equipment, innovativ mit den ersten Tauchcomputern, kamen leider – auch hier war Fachkräftemangel angesagt –  in wichtigen Marketingpositionen eben keine entsprechend qualifizierten Persönlichkeiten ins Angestelltenverhältnis.

Und der Blick auf heute – es geht von dieser Zeit etwas aus, das in einer Mathematikschulaufgabe als Folgefehler angekreidet werden würde. Das Ergebnis ist zwar falsch, der Weg dorthin wäre aber nachvollziehbar. Also nicht gleich eine Note 6. Aber nicht weit entfernt davon.

Und in der Tauchsportbranche leben hier und da die Kinder der Folgefehler unreflektiert weiter. Wie gesagt, mir ist das egal. Ob es sich diese Kinder langfristig noch leisten können, demonstrativ nichts fürs Marketing zu tun, zum Erschließen von Märkten und Konsumenten, die IHRE Produkte kaufen, kann ich mir nicht vorstellen.

Ja, da ist der Blick in die Retro – Tauchszene schon spannend. Und ich bin auch ein Fan davon. Das hat aber nichts mit den „guten alten Zeiten“ zu tun. Ich hatte das Glück, rundum beim Sporttauchen, Freitauchen und Tektauchen in deren Entwicklung 1:1 dabei gewesen und aktiv zu sein.

Ovale Tauchmasken, Zweischlauchatemregler, Reserveschaltung am Ventil der Tauchflasche, Boile Mariotte Tiefenmesser, tauchen ohne Jacket, Billigtaueruhr – druckfest bis vielleicht -50 Meter, damit wuchs ich als Sporttaucher auf. Das war hartes Brot, aber es war mein tiefster Wunsch. Ob ich mich heute noch dafür interessieren würde, ich weiß es nicht.

 

Herzliche Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt