Cressi Schwimmanzug Kuwae – darauf sollten auch Freitaucher fürs Pooltraining einen genauen Blick werfen

Warum die speziellen Merkmale eines typischen Schwimmanzugs nicht auch fürs Streckentauchen Vorteile bringen

Wer über längere Zeit meine Testreports verfolgt hat, weiß, dass ich mich nicht immer mit dem zufrieden gebe, was im Schwerpunkt als Anwendungszweck eines Produkts kommuniziert wird. Schwimmanzüge haben den Fokus, bei Aktivitäten auf dem Wasser getragen zu werden, am besten für das  Training und den Einsatz bei Triathlonwettbewerben. Abseits dieser ursprünglichen Zweckbestimmung habe ich den Cressi Schwimmanzug Kuwae überwiegend beim Streckentauchtraining eingesetzt. Gefühlt mit Erfolg.

Lösen wir erst einmal das Rätsel um den Namen des Cressi Schwimmanzug Kuwae auf. Der Name hat einen weiten Weg hinter sich, kommt aus der Südsee, dem Vanuatu Archipel und benennt den dort unter dem Meeresspiegel aktiven Vulkan Kuwae. Die glühende Lava des Vulkans wurde als Designgrundlage genommen, die den Anzug unverwechselbar macht. An Armen und Schultern in Rot Herrenmodell), um beim Schwimmtraining im See oder Meer deutlich auf sich aufmerksam zu machen. Mit leuchtendem Pink ist er für die Damen entworfen worden.

Was ist nun das grundsätzliche Geheimnis eines Schwimmanzugs, der nicht einfach nur mit einer konstanten Neoprenstärke vor kühlen Wassertemperaturen schützen soll? Da gibt es einige, die die Unterschiede zu klassischen Apnoeanzügen ausmachen.

Der Cressi Kuwae ist in erster Linie auch ein Triathlon Wettkampfanzug. Ein im Anzug neben dem Zipper beschriftbares Namensfeld und eine Öse, an der ein Schlüssel angehängt werden kann, sind dafür bereits klassische Merkmale.

Ergänzend muss der Anzug nach dem Schwimmen schnell abgelegt werden können, denn im Triathlon Teil zwei geht’s aufs Rad und es zählt jede Sekunde. Von diesen Details profitieren natürlich auch Apnoeportler, denn wenn ein Anzug einfach an- und ausgezogen werden kann, ist das fast schon luxuriös. So wird der Kuwae dank der Innenbeschichtung nicht mit speziellen Gleitflüssigkeiten vorbereitet wie Apnoeanzüge, die an dieser Stelle eine  Open Cell Oberfläche haben.

Das ganz große Geheimnis des Cressi Kuwae steckt in den unterschiedlichen Neoprenstärken am Körper, wie sie vom Verband der Triathlonsportler festgelegt und abgesegnet wurde. Also, an den Armen hat der Anzug eine Neoprenstärke von 2, am Oberkörper von 3 und an den Beinen 4 Millimeter. Klingt spannend, ist aber einfach erklärbar.

Ziel der unterschiedlichen Neoprenstärken ist eine Optimierung der Körperhaltung im Wasser, eine möglichst geradlinige Ausrichtung, um den Wasserwiderstand deutlich zu reduzieren. Neudeutsch heißt das auch Hydrodynamik. Der Körper hat eine unterschiedliche Gewichtsverteilung, die Arme sind am leichtesten, der Oberkörper hält einen Mittelwert, die Beine sind am schwersten. Und das kompensieren die unterschiedlichen Neoprenstärken in einem hohen Maß. Das wirkt natürlich auch unter Wasser. Zwar nicht ganz so deutlich, weil abgetaucht das Neopren etwas komprimiert wird, aber Streckentauchen findet ja in geringer Tiefe statt.

Empirisch habe ich dieses Phänomen bereits seit zwei Jahren im Blick, nachdem ich einem Freitauchbuddy für das Streckentauchtraining einen Triathlonanzug überlassen hatte und er mit nur wenig Blei am Gurt und ohne Halsblei in bester Körperhaltung seine Bahnen unter Wasser zieht.

Ein weiteres Ausstattungsmerkmal des Cressi Kuwae hilft nicht nur beim Crawl – Schimmen weiter, es ist auch antreibend unter Wasser. An der Innenseite der Unterarme sind gerippte Pads (Traction Wave / Forearm) integriert, die die Wasserverdrängung unterstützen. Beim Streckentauchen ohne Flossen ist das auch ein Joker beim Armzug.

Die von allen Wassersportanzügen mit Glatthaut – Oberfläche bekannte Minimierung des Reibungseffekts trifft natürlich auch auf den Cressi Kuwae zu. Und sollte das Streckentauchtraining im Freiwasser stattfinden, perlt alle Feuchtigkeit an Land schnell ab, so dass keine Kältebrücke entsteht.

Nicht immer leicht tun sich die Hersteller von Schwimm- und Freitauchanzügen mit den unvermeidlichen Klettverschlüssen über dem Rückenzipper, um den Halsabschluss zu fixieren. Cressi hat für den Kuwae ein neues Design entworfen, so dass an dieser Stelle wirklich nichts mehr auf der Haut scheuern kann.

Noch ein Pluspunkt für einen hochwertigen Schwimmanzug fürs Streckentauchen: Die Konzeption splcher Anzüge ist auf ein Höchstmaß an Beweglichkeit ausgelegt, ohne Kraft zu verschenken, die ein anderes Neopren, ein anderer Schnitt fordern würde. Hier steckt eine Menge Entwicklungsarbeit drin.

Praxis

Unsere Testtauchgänge und Schwimmeinsätze fanden an prominenter Stelle statt, in der Münchner Olympiaschwimmhalle. Das Wasser ist wohl temperiert, aber 11°C Differenz zwischen Wasser- und Körpertemperatur machen sich besonders beim Tauchtraining bemerkbar. Bei Statik und in den Erholungsphasen zwischen den Tauchgängen kühlt der Körper schneller aus, als in Phasen dauerhafter Bewegung. Deshalb ist ein Anzug beim Training ein klassisches Ausrüstungsteil. Frierend sind keine guten Leistungen zu schaffen.

Der Kuwae erfüllt alle an ihn gestellten Anforderungen problemlos. Leichtes An- und Ausziehen, gute Passform auch bei von optimaler Bodyform abweichenden Körpermaßen. Der Halsabschluss ist ausgezeichnet, es scheuert nichts und bei der Wende wird der Anzug nicht durch an dieser Stelle eindringendes Wasser geflutet.

Unsere Videoaufnahmen zeigen deutlich, dass die optimale Körperlage durch das unterschiedlich dicke Neopren an Armen, Oberkörper und Beinen unterstützt wird. Die Beweglichkeit von Armen und Beinen wird subjektiv empfunden nicht behindert.

Ohne Blei geht es natürlich nicht. Hier wurde die gleiche Menge Gewicht eingesetzt, wie beim 2,5 Millimeter Referenzanzug und das war richtig bemessen. Dank der optimierten Körperlage konnte beim Streckentauchen auf weiteres Halsblei verzichtet werden.

Fazit   

Habe ich einen Fauxpas begangen, gar Äpfel mit Birnen verglichen? Ich denke nicht. Think big trifft eher zu, denn in unserer Trainingsgruppe gibt es mehrere, die einen Triathlon Schwimmanzug fürs Streckentauchen einsetzen. Schlecht für die Hersteller, die dann nur einen anstatt zwei Anzüge an den Mann, die Frau bringen können.

Der Kuwae macht in allen 4 Disziplinen einen guten Eindruck: Design, Passform, Isolierung und variabler Einsatzfähigkeit. Für Outdooreinsätze wird eine Wassertemperatur zwischen 12 und 18°C angegeben, das bezieht sich aber auf zusätzlich körpererwärmende Schwimmaktivitäten. Für Freitaucher ist es ein Anzug fürs Streckentauchen, Statiksessions und gemischtes Konditionastraining, vornehmlich im Pool. In die Tiefe geht’s mit dem Kuwae nicht.

Ich kenne viele, die zwar an einer Freitauchausbildung interessiert sind, aber das Anziehen eines Neoprenanzugs als sehr unangenehm empfinden (hineinzwängen) und deshalb davon Abstand nehmen. Da wäre der Kuwae die richtige Antwort. Und, er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.

 

Technische Details

Cressi Herren – Schwimmanzug Kuwae

Mix aus hochelastischem Neopren, in den Stärken 2, 3 und 4 mm.
Rückenreissßverschluss YKK
Herrengrößen XS – XXL
Rotes Flammendesign
Ladyversion pinkes Flammendesign

Preis uvb. € 349,-

https://www.cressi.com/Catalogue/CressiTech.asp?SchedaID=1462&act=4&CategoriaCOD=072

https://www.cressi.com/Catalogue/CressiTech.asp?SchedaID=1583&act=4&CategoriaCOD=072

 

Michael Goldschmidt

Cressi & Petra Ney