ARTE: Schmutziger Lachs – Zucht mit Folgen

Das digitale Magazin von ARTE

ARTE Lachs

Die zweite Ausgabe von „Mit offenen Daten“, ARTEs digitalem Investigativ-Magazin, steht auf arte.tv zur Verfügung: In “Schmutziger Lachs: Zucht mit Folgen” gibt Linda Bendali erschreckende Einblick hinter die Kulissen der Fütterung von Zuchtlachsen – Zuchtlachse, die wir in Europa essen.

Mehr als 80 Prozent der Lachse, die wir in Europa konsumieren, kommen aus Zuchtfarmen. Lachszucht ist eine Spezialität der nördlichen Länder, Hauptproduzent ist Norwegen. Die Lachsfarmen sind angeblich eine nachhaltige Alternative für die Ozeane und den Wildbestand. Tatsächlich wird Lachs mit Fischmehl und Fischöl gefüttert. Und dafür werden tonnenweise andere Fischarten gefangen, bis zur Erschöpfung der Bestände. Dieser Raubbau passiert weit weg von Europa, in Mauretanien.

“Mit offenen Daten” hat Dutzende Videos und Tausende teilweise geheime Dokumente analysiert. So konnten wir die Lieferketten von Fischmehl und Fischöl für die Lachsfarmen in Europa zurückverfolgen. Unsere Recherchen decken auf, wie europäische Unternehmen die Fischbestände vor Mauretanien verwüsten, um den Lachs zu züchten, der bei uns auf den Tisch kommt.

„Mit offenen Daten“ besteht aus sechs rund halbstündigen Ausgaben pro Jahr, die in der ARTE-Mediathek sowie auf dem ARTE-YouTube-Kanal zur Verfügung gestellt werden.

Folge 2: “Schmutziger Lachs: Zucht mit Folgen”
von Linda Bendali, ARTE France/CAPA Presse, Frankreich 2023, 16 Min.

Online auf arte tv

 

Anmerkung der Redaktion

Im Jahr 2002 war ich zu diesem gerade neu aufgelegten Thema für eine Filmdokumentation in Norwegen. Es ging um gezüchteten Lachs. Für die Redaktion war es nachvollziehbar sehr schwer, einen  Partner zu finden, der Dreharbeiten auf einer im Meer verankerten Farm zustimmte. Lachs ist ein Wirtschaftsprodukt mit sehr hoher Wertschöpfung, der auch in seiner Zuchtform Höchstpreise erzielt.
Die Meerwasserkäfige sind würfelförmig mit einer Seitenlänge von 10 Metern. Lachs wird hier aus einer zur Farm gehörenden Zuchstation eingesetzt, sobald dessen Größe den Maschenabstand des Netztes überschreitet. Gefüttert wird mit Fischmehl, Farbstoffen – damit das Fleisch rot wird – und mit Chemie, die den Parasitenbefall eindämmen soll. All das verteilt sich natürlich im umgebenden Freiwasser und wirkt auf die Fische im Umfeld der Farm ein. Zum Zeitpunkt unserer Dreharbeiten wurde Chemie eingesetzt, die in vielen EU Staaten bereits längerfristig verboten war.
Wie immer, wenn große Gewinne erzielt werden können, setzt man sich auch in Norwegen über die staatlichen Maßnahmen hinweg, die den Maximalbesatz der Meerwasser – Netzcontainer regelt. Bis zur dreifachen Menge des Industrieprodukts Lachs wird in die Käfige eingesetzt. Nährboden für Parasiten und Kanibalismus.
Unglücklicherweise war zum Zeitpunkt unserer Dreharbeiten auch ein Berufstaucher auf der Farm, der wöchentlich die Böden der Käfige von Lachskadavern reinigen muss. Er hatte da viel zu tun und die bereitgestellten Sammelbehälter, in die die Kadaver umgefüllt werden, wurden gut gefüllt.

 

Manuel Schönung
Michael Goldschmidt
ARTE