Lange habe ich vergeblich nach einer Freediving Boje von Cressi gesucht, in Genua hielt man sich mit dem Thema bis 2021 zurück. Dann war sie tatsächlich als Neuprodukt angekündigt und wenigstens im Bild zu sehen. Die Konzeption in mehreren Details machte neugierig. Trotzdem musste noch lange gewartet werden, bis sie tatsächlich verfügbar war. Dafür gabs mehrere Gründe: Ein Virus und ein blockierter Suezkanal, die weltweit die Lieferketten durcheinander brachten. Zum Schluss kam die Boje mit der guten alten Eisenbahn nach Europa.
Als Apnoe TL kommt man mit der Zeit mit den unterschiedlichsten Bojen für die Freiwasserausbildung in Berührung. Solange sie „nur“ zur Verfügung gestellt werden, ist der Blick auf praktikable Einzelheiten nicht so geschärft. Aber geht es um die Erfüllung der eigenen Ansprüche für den Einsatz in der eigenen Tauchschule, ändert sich der Blickwinkel.
Cressi hat mit der Freediving Boje sicherlich einen längeren Entwicklungsprozess hinter sich gebracht und die am Markt verfügbaren Produkte genau angesehen. Dabei wurde auch aus diversen Fehlern oder Schwächen gelernt, die mir bereits selbst aufgefallen waren bei anderen Bojen.
Am Material hat Cressi nicht gespart, außen robustes und widerstandsfähiges Cordura, eine Innenblase aus Polyurethan. Das Material der Blase ist leichter als ein sonst auch verwendeter Schlauch eines Autoreifens. Natürlich kann die Blase bei Bedarf auch ausgetauscht werden. Hier ein Pluspunkt für die Materialwahl und das daraus resultierende Systemgewicht.
Cool ist die Sicherung der Blase an der Bojenhülle, besser gesagt extrem hochwertig. Während andere Bojensysteme das Thema dem User überlassen, hat Cressi kreuzförmig 4 breite Gurte mit Schnallen und Nachspannmöglichkeit integriert, die einen Zwischenfall wegen Abrutschens der Blase aus der Hülle sicher verhindert. (Passsiert so etwas, ist das ein Worst Case, die Bojenhülle wird durch das Grundgewicht unter Wasser gezogen und alle Inhalte der Boje gleich mit dazu.) Auch hier ein Pluspunkt, oder auch zwei.
Die Blase wird von außen befüllt, neben dem Lufteinlass ist zudem ein herkömmliches Luftablassventil angebracht. Diese Lösung macht es einfacher, die Boje einsatzbereit zu machen. An einem festen Ort von außen zugänglich, das ist praktisch und professionell. Aber einen Tod muss man hier sterben, ist man „nur“ Freitaucher, dann ist die Cressi Freediving Boje nur mit dem Mund aufzublasen. Dann entfällt vermutlich die bequeme Möglichkeit, den Inflator eines Tauchjackets oder Trockentauchanzugs zum schnellen Befüllen zu verwenden.
Blasen, die auch für Autoreifen verwendet werden, haben den Vorteil, dass an das Standardventil an der Tankstelle oder bei Verfügung über einen eigenen Handkompressor Druck gemacht werden kann. Aber, diese Schwimmkörper haben keinen Schnellablass, der zum Transport nach dem Einsatz das Volumen der Boje auf kleinste Packmaße zu reduzieren erlaubt. Insgesamt ein Pluspunkt.
Während sich andere Hersteller zieren, ist bei der Cressi Freediving Boje die Taucherflagge gleich mit dabei, ohne Aufpreis.
Die 4 kräftigen Handgriffe an der Boje sind klar positioniert und geben guten Halt. An zwei D-Ringen kann Zubehör angebracht werden. In der Boje ist ausreichend Platz für die Leine und das entsprechend benötigte Zubehör. Sehr gut gefällt der großflächige Netzboden zur Entwässerung nach dem Einsatz. Und Reißverschlüsse nebst Klettflächen sichern den Bojenstauraum auch während der Tauchgänge.
Fazit
So viele hochwertige Detaillösungen entschuldigen die lange Wartezeit auf die Freediving Boje von Cressi. Mit Blick auf den Preis von uvb. € 199,- ist sie kein Schnäppchen aber ihr Geld wert. Und zum Ausgang, es würde nicht schaden, der Boje einen Anwendungshinweis zur Benutzung des Lufteinlassventils beizulegen. Intuitiv habe ich es richtig gemacht, da bin ich aber nicht die Richtschnur für viele andere mögliche User.
https://www.cressi.com/Catalogue/Details.asp?SchedaID=1466&CategoriaCOD=088
Petra Ney
