Apnoe Passion Praxis: Nimms nicht so schwer – die Sache mit dem Blei

Eine sehr häufig gestellte Frage im Zusammenhang aller Tauchaktivitäten ist die nach der richtigen Menge Blei

Wieviel Blei brauche ich denn, ist in meinen Kursen und beim Coaching immer ein zentrales Thema. Das kann aber mit einem Wort nicht beantwortet werden. Gerade beim Freitauchen ist die richtige und optimal angepasste Gewichtsmenge entscheidend für entspannte Tauchgänge. Doch das Blei allein ist nicht die Frage, es geht auch um den Gurt. Bei näherer Betrachtung ist das auch wieder ein komplexes Apnoe – Thema.

Gelber Bleigurt, gelb ummanteltes Blei, Farbe macht das Freitauchen sicherer

Einsteiger ins Freitauchen haben es einfach, da geht es „nur“ um die Blei – Anpassung an einen Anzug. Wer sich dem Freediving schon intensiver verschrieben hat, hat schnell drei Anzüge unterschiedlicher Neoprenstärke im Schrank hängen, einen fürs Pooltraining, zwei für Freiwasseraktivitäten bei unterschiedlichen Wassertemperaturen.

Wer nur einen Anzug zu berücksichtigen hat, muss keine große Buchführung machen, wieviel Blei auf den Gurt aufgefädelt sein muss. Das Equipment ist nach praktischer Ermittlung der erforderlichen Gewichtsmenge am Gurt unverändert und jederzeit einsatzbereit.

Wieviel Blei tatsächlich für den einzelnen Taucher optimal ist, kann nur durch praktische Erprobung im Wasser ermittelt werden. Es gibt zwar die immer wieder einmal passende Formel nach der Art: Dicke des Tauchanzugs plus ein Kilo, doch das ist nur ein Wegweiser, keine allgemein gültige Aussage.

Aber damit kann man schon was anfangen. Wird ein Anzug mit 2,5 Millimeter Neoprenstärke getragen, läge das Einstiegsgewicht bei 3,5 Kilo Blei am Gurt. In vielen Fällen wird es aber dann doch als zu gering empfunden, seltener als übertrieben.

Warum kann die Formel nicht allgemein gültig sein? Ganz einfach, weil die Menschen im Anzug auch nicht identisch sind in ihrem Auftriebsverhalten. Hier kommt der alte Grieche Archimedes ins Spiel und seine Beobachtungen zu Auftrieb und Wasserverdrängung. Körpervolumen und Gewicht spielen dabei die Hauptrollen. Ein asketischer Body braucht trotz Anzug weniger Abtriebshilfe, als ein eher barockes Ebenbild.

Das bestätigt sich in meiner Trainingspraxis immer wieder. Ein Buddy mit 1,5 Millimeter Anzug neben mir trägt überhaupt kein Blei, obwohl 2,5 Kilo angemessen wären.

Also, um das praktische Anpassen der korrekten Gewichtsmenge kommt man also nicht herum. Für den Gurt bietet sich Blei mit 2 kg, 1kg und 500 g an. Geht es um die optimale Feinabstimmung fürs Streckentauchtraining, vielleicht sogar für Wettbewerbe, sind die 500 g möglicherweise das Tüpfelchen auf dem i.

Wann bin ich optimal tariert? Wenn ich mich an der Oberfläche ohne Zuhilfenahme von Armen und/oder Beinen entspannt aufhalten kann und das Abtauchen ohne Krafteinsatz gegen den Auftrieb erfolgt. Um das zu erreichen, muss man sich einfach Zeit nehmen. Und dieser Zeiteinsatz macht wirklich Sinn. Je besser wir an das Medium Wasser angepasst sind, umso mehr gehören wir dazu.

Nun, es gibt, wie stets, Abweichungen von der Regel. Wie eben beschrieben, ist die Tarierung fürs Streckentauchen (üblicherweise in geringer Tiefe) und fürs Freitauchen in moderate Tiefen angepasst. Geht es gezielt entlang des Grundseils der Boje in die Tiefe, wird weniger Blei getragen. Der Anzug wird durch den zunehmenden Druck in der Tiefe komprimiert, sein Auftrieb hat kaum noch Bedeutung. Um aus größerer Tiefe dann ohne vermeidbaren zusätzlichen Kraftaufwand aufzutauchen, können ein bis zwei Kilo Blei vom Gurt abgenommen werden.

Auf diesem Bild bin ich etwa in 12 Meter Tiefe und für meinen sichernden Buddy nur noch schemenhaft erkennbar. Der gelbe Bleigurt ist da eine optische Hilfe und ein Sicherheitsplus.

Ein paar Worte zum Blei

Ich bin zwar mit den klassisch „nackten“ Bleistücken als Taucherin aufgewachsen, doch seit es mit Kunststoff ummanteltes Blei gibt, kommt mir nichts anderes an den Gurt. Warum? Da gibt es viele Gründe. Und nein, es hat nichts mit den Thesen zu tun, dass pure Taucherbleistücke bedenklich umweltschädlich wären.

Ummanteltes Blei hinterlässt keine Schäden im Pool, fällt es unkontrolliert auf den Boden.  Damit wird von der Trainingslocation vorsorglich schon Schaden abgewandt.  Und ummanteltes Blei gibt es in verschiedenen Farben. Ich bevorzuge Gelb. Bei Freiwassertauchgängen ist das gelbe Blei für den sichernden Buddy länger erkennbar, als schwarzes oder nicht ummanteltes Blei. Also ist die Ummantelung auch optisch ein persönliches Sicherheitsplus. Ich muss einräumen, dass ich mir erst ab dem Moment Gedanken zur Farbe von Gurt und Blei machte, bis ich die ersten Videoaufnahmen von meinen Tauchgängen auf dem Bildschirm sah. Schwarzer Gurt, schwarzes Blei…. Das hat sich nun in meiner Praxis schrittweise geändert.

Kauftipp: Ummanteltes Blei fürs Freitauchen nur beim Fachhändler kaufen. Nur dann ist garantiert, dass die Schlitze, durch die der Gurt gefädelt werden muss, auch entsprechend dimensioniert sind, dass der Gummigurt durchpasst.

Praktisch wäre natürlich zur schnellen Anpassung der Gewichtsmenge Bleistücke zu verwenden, die nicht aufgefädelt werden müssen. Die gibt es, seit langem das Mares Quick Release Weight 1 kg. Gute Idee, nicht zuende gedacht. Als dieses Blei auf den Markt kam, war das Freitauchen in heutiger Form mit den aktuell verwendeten Gummibleigurten nicht im Fokus der Entwickler. Um dieses Quick Release Weight an einem Gummigurt anzubringen, muss dessen Materialdicke durch extreme Streckung so weit reduziert werden, dass der Klemmmechanismus des Bleistücks greifen kann. Schade. Da geht klassisches Auf- und Abfädeln des Blei schneller.

Ein paar Worte zur Blei – Buchhaltung

Kommt mehr als ein Anzug beim Freitauchen ins Wasser, dann kann man die Sache kompliziert machen oder einfach. Kompliziert ist die Lösung, nur einen Gurt einzusetzen, der dann je nach Anzug immer wieder neu mit Blei bestückt wird. Das erinnert an Taucher mit Kreislaufgeräten, denen das Basteln oft mehr Freude bereitet, als der Tauchgang selbst.

Wie dem auch sei, ein wenig Buchhaltung macht es einfacher. In einer kleinen Liste wird aufgeschrieben, wieviel Blei für einen Anzug erforderlich ist und am besten, es gibt für jeden Anzug einen entsprechend vorbereiteten Gurt, beschriftet, zu welchem Anzug passend. Gut, das kostet halt extra, aber Geiz ist nicht so geil, wie ich schon in einer anderen Story klar machte.

Ein paar Worte zum Bleigurt

Was nicht geht, ist ein Gurt aus Textilgewebe. Gummi ist angesagt. Das flexible Material passt sich in der Tiefe an das reduzierte Volumen des Anzugs und des Tauchers an und bleibt an Ort und Stelle. Die Einatmung wird nicht behindert, es kann das gesamte Lungenvolumen vor dem Abtauchen unbehindert genutzt werden.

Meine mittlerweile bevorzugte Farbe für den Bleigurt ist auch wieder Gelb. Dann sieht mich ein Buddy besser bei der Sicherung meines Tauchgangs.

Und hier ist ein Bleigurt „Marseillas“ , ein echter Klassiker der Freitauchszene, meine Nummer 1. Im Design wie ein klassischer Gürtel mit Schnalle und Dorn. Dieses einfache System lässt den Gurt deutlich schneller anlegen, als mit einer Klemmschnalle, in der der Gurt eingefädelt werden muss. Und im Notfall ist er schneller geöffnet.

Wie im richtigen Leben sind es die vermeintlichen Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob etwas funktioniert oder eher nicht. Ich denke, ich habe jetzt das Thema Blei beim Freitauchen leichter gemacht.

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Petra Ney