Ein Freitauchanzug ist wie eine zweite Haut. Und die erste Haut behindert ja nicht, warum dann vielleicht die zweite? Apnoe zu tauchen bedeutet, alles, was ausbremst, Kraft kostet, gar nicht erst zuzulassen. Kompromisse sind ein No Go. Im Beitrag „die Wahls des Apnoeanzug“ habe ich einen kleinen Überblick über die einfach am Markt erhältlichen Anzüge veröffentlicht. Als Thema zum Einstieg. Jetzt geht es einen Schritt weiter.
Irgendwie bin total ich überrascht, dass das Thema Apnoe für große Tauchsportlabels, die auch Freitauchanzüge anbieten, hinsichtlich der Ausstattung von Frauen äußerst dürftig besetzt ist. Bei maximal 3 Millimeter Neoprenstärke ist Schluss, nicht daran zu denken, mit so einem Anzug in unseren Seen abzutauchen.
In den Tropen oder im Pool mag das genügen, doch ich bilde hier aus. Vieles geht im Pool, Tiefenausbildung ist im See und die Sprungschichten mit starkem Temperaturabfall sind nicht ohne. Frierend macht das keinen Spaß und da bleibt auch die Idee auf der Strecke, sich weiter ausbilden zu lassen.
Die Lösung ist aber nah, denn es haben sich einige angesehene Maßschneider für Apnoe – Tauchanzüge in Italien ins Spiel gebracht. Die Anzüge sind kaum teurer, als ein mäßig passendes von der Stange Modell, aber sie sitzen wirklich wie eine zweite Haut. Da kommt kein Wasser mehr dazwischen.
Unsere Entscheidung zur Maßanfertigung fiel auf Polo Sub in Rom. Hier haben wir zeitlich versetzt zwei Anzüge fertigen lassen. OK, ich war farblich konservativ und der Anzug ist schwarz, mein Buddy entschied sich für eine Glatthautoberfläche mit blau orientiertem Tarnmuster, das aber bei unseren Tauchgängen auch in der Tiefe den Sichtkontakt nicht verlieren ließ.
Nur Mut, das ausführliche Maßnehmen ist in den einzelnen Schritten durch YouTube Videos bestens unterstützt und zuhause wird das Gerüst für den wirklich passenden Apnoe – Anzug auf den Weg gebracht. Sollte dem Schneider bei Polo Sub etwas auffallen, was nicht schlüssig ist, gibt’s eine Rückfrage.
Nun gibt es ja bei Polo Sub eine Reihe von Anzugvarianten. Alle natürlich auf Apnoe ausgerichtet. Ich stehe auf Komfort, vor, beim und nach dem Tauchen. Das habe ich mir verdient. Allerdings verlangt der Komfort seinerseits auch eine besonders pflegliche Behandlung des Anzugs. Mit dünnen Stoffhandschuhen wird angezogen, um die empfindlichen Materialien nicht zu beschädigen.
Wie soll der Anzug konfiguriert werden, diese Frage stellt sich ganz zu Anfang. Das definierte Ziel gibt den Entscheidungsweg vor, hier Tauchgänge in unseren Seen bis 20 Meter Tiefe und einer Wasserzeit von gut einer Stunde. Das schließt natürlich nicht aus, dass der Anzug auch im Mittelmeer, im Roten Meer oder einem Indoor Tauchzentrum getragen werden kann. Zwei Fragen warten auf Antwort: Wie soll der Anzug außen beschichtet sein, wie innen.
Außen Glatthaut ist für einen Apnoe – Tauchanzug eigentlich die erste Wahl. Das weiß man schon vom Training im Pool, der Wasserwiderstand wird herabgesetzt, also ein klarer Pluspunkt. Und, ist der Körper aufgetaucht, perlt das Wasser rasch ab, es baut sich keine Kältebrücke auf, die bei windigem Wetter outdoor sehr unangenehm werden kann und den Spaß im Wasser verkürzt. Auch beim Umziehen nach dem Tauchen wird’s nicht so kalt und insgesamt trocknet der Anzug wesentlich schneller. Aber Glatthaut ist zickig, geht’s eher schroff ins Wasser, über Felsen klettern ist nicht ihrs. Da hat sie keine mechanischen Abwehrkräfte. Easy vom Ufer, vom Steg, Boot oder Beckenrand aus, das gefällt der Glatthaut.
Außen nylonbeschichtet ist wesentlich robuster, geht’s nicht komfortabel ins Wasser, muss man sich mal hinknien – kommt bei der Ausbildung durchaus vor. Die Nylon – Außenhaut saugt jedoch Wasser auf und wird so zur Kältebrücke (Verdunstungsprinzip), was bei windigem Wetter und eher niedriger Lufttemperatur spürbar wird. Im Sommer ist das kein so relevantes Thema, Apnoe im Freiwasser soll aber doch auch Frühjahr und Herbst mit einbinden.
Und innen? Nur Open Cell!
Was wirklich besonders warm hält, ist innen ein Open Cell Neopren. Das ist ein Neopren, das nicht zusätzlich kaschiert ist mit Nylonoberflächen, Nur, es rutscht nicht, es verhält sich wie eine Bremsscheibe.
Trocken kann der Apnoeanzug nicht angezogen werden, da muss mit Wasser nachgeholfen werden, besser noch, im Wasser sind umweltverträglich gleitende Zusatzstoffe, die die reibungsreduzierende Wirkung aufheben. Hier ein Kauftipp. Und die unübertroffene Wärmeleistung des Open Cell Materials ist die Eigenschaft, wie eine zweite Haut zu wirken. Da passt kein Wasser mehr dazwischen, das vom Körper immer wieder erwärmt werden müsste, da gibt es keinen Wasserdurchfluss. Open Cell wirkt wie ein Trockentauchanzug. Auch wenn Baumwollhandschuhe zum Anzieh – Dresscode zählen, schneller als einen richtig vorbereiteten Apnoe – Tauchanzug mit Open Cell Innenleben kann kein anderer Anzug angezogen werden. Es schlupft einfach und fertig. Das macht Spaß.
Wir tauchen mit den Polo Sub Anzügen 5,5 mm wirklich auch in kaltem Wasser. Der Einstand im März war bei 9°C Wassertemperatur, Anfang April „verwöhnt“ mit 11°C, Wasserzeit 60 Minuten. Bis zu 11,5 Millimeter Materialstärke bietet Polo Sub Maßanfertigungen an, doch an 10 und mehr Stunden Wasserzeit denke ich gar nicht. Vielleicht, wenn ich am Mittelmeer leben würde und ein Fischgeschäft mit Frischware zu versorgen hätte…
Auf alle Fälle auch ein Danke an Polo Sub, dass hier auch Taucherinnen kompetent bedient werden.
Petra Ney
Petra Ney & Michael Goldschmidt