Ägypten: Neues drastisches Reglement für das Tauchen an den Brothers

Über Nacht dürfen keine Boote mehr an den Brothers ankern

Brothers

Nachdem von den Behörden im Zeitraum 7. – 31. Dezember 2018 das Tauchen an den Brothers verboten worden war – UnterWasserWelt berichtete darüber – ist nun mit Wirkung zum 16. März 2019 ein neues, einschneidendes Reglement von der CDWS veröffentlicht worden. Es dürfen keine Boote mehr über Nacht an den Inseln ankern. Dazu ist der zeitliche Rahmen für den Aufenthalt von Booten stark eingeschränkt worden und auch die Menge der täglich zugelassenen Schiffe wurde begrenzt.

Das aktuell veröffentlichte Reglement zum Tauchen an den Brothers ist die schwer verdauliche Antwort auf zwei ernste Zwischenfälle mit Haien im vergangenen Jahr. Dass sich hier zum Nachteil des Tauchtourismus die ägyptischen Crews von Tagesbooten und Safariyachten selbst ein Bein stellten, bleibt allerdings bei der CDWS, die dem Tourismusministerium unterstellt ist, unerwähnt. Bei den behördlichen Untersuchungen gelangte man zur An- und Einsicht, dass ins Wasser eingebrachte „organische Stoffe“ das in Einzelfällen Tauchern gegenüber aggressive Verhalten der Haie  zu verantworten hätten.

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Ein Bild der Vergangenheit, nächtliches Ankern an den Brothers

Offiziell ist das Anfüttern von Haien in Ägypten verboten. Mit einer Strafe von umgerechnet € 2500,- müsste bei Anzeige und Nachweis ein Verantwortlicher belegt werden. Ob jemals diese Geldstrafe tatsächlich ausgesprochen und eingetrieben wurde, ist nie veröffentlicht worden. Für ein Trinkgeld bessern sich auf Booten von Billiganbietern die Crews ihren bescheidenen Lohn auf, indem sie für Taucher gefährliche Haiattraktionen schaffen, Lebensmittelabfälle werden gezielt ins Wasser geworfen. Und das ist nun das Resultat, ein Supergau.

Man kann es Dummheit nennen, Verantwortungslosigkeit und vieles mehr. Fakt ist, dass die vielfach in arabischen Ländern herrschende Sensibilität für die Umwelt kulturell kaum bedeutend ist. Während in Wohnungen und Häusern meist ein außerordentlich gepflegtes Ambiente traditionell Ausdruck von Stil und Lebensqualität zeigt, verblasst dies vor der Haustüre. Abfälle säumen die Straßen, auch entlang der Küste, unverottender Plastikmüll sammelt sich zwischen El Gouna und Marsa Alam und noch weiter in den Süden. Seit Jahrzehnten sind tiefe Schächte, die im Tal der Könige auf der Suche nach Grabstätten von Pharaonen in den Boden getrieben wurden, mit Plastikflaschen verfüllt. Keinen interessiert das. Und solange das Bewusstsein hier nicht geschärft wird, sind Aktionen, die dem Tauchen an den Brothers so viele Hürden in den Weg legen, völlig wirkungslos. Hier werden nur Symptome bekämpft, nicht die Ursachen. Und dass sich die CDWS hier nicht dagegen wirkend ins Spiel brachte, ist ein Armutszeugnis.

 

Das ist nun Fakt

 

Das Ankern über Nacht ist an den Brothers verboten

Das Tauchen ist auf den Zeitraum von 6:00 bis 16:00 reglementiert.

Täglich dürfen nur 18 Boote die Brothers anfahren, maximal 12 für Big Brother, 6 den kleinen Bruder

Für die Genehmigung an den Brothers festzumachen, muss bei der CDWS ein Antragsformular online ausgefüllt werden. Erst mit Genehmigung und Erhalt einer entsprechenden Bestätigung, die als Legimitation für die Küstenwache dient, können die Brothers angefahren werden. (Zurzeit ist dieser Bereich ausschließlich in arabischer Sprache online hinterlegt: Link http://cdws.travel/brothers-schedule) 

Ab sofort ist es strikt verboten, organischen Abfall im Bereich der Brothers zu entsorgen. Es müssen mindestens 5 Seemeilen Abstand zu den Brothers und anderen Tauchplätzen eingehalten werden.

 

Eigentlich wäre der letzte Punkt des Erlasses der einzig wichtige. Der längst überfällige. Der Rest ist bürokratischer Unsinn, bis auf die Reglementierung der Menge der Boote. Jetzt, zu einem Zeitpunkt, in dem sich der Tauchtourismus in Ägypten langsam wieder erholt hat, wurde in Kairo (recht) kreativ eine neue Bakshish – Möglichkeit geschaffen. Das Anmeldeformular für Tauchboote an den Brothers ist öffentlich ziemlich demokratisch. Aber könnten da nicht im Hintergrund ein paar Pfund fließen, die sicherstellen, dass….. Ach nein, so weit möchte ich garnicht denken. Nicht heute. Die Zukunft wird es zeigen und es ist sicher nicht das letzte Mal, dass ich mich mit diesem Thema beschäftigen muss.

 

Michael Goldschmidt