Aktuell ging wieder einmal ein Vorfall im Schwimmbad durch die Presse, weil ein Badegast seine Grenzen bei einem völlig falsch angesetztem Statik – Versuch ausloten wollte, wie lang er den Atem anhalten kann. So schnell wie die Presse bei Zwischenfällen beim Gerätetauchen von Sauerstoffflaschen spricht, so schnell ist sie mittlerweile im Umfeld eines Schwimmbad – Blackouts das Apnoe- oder Freitauchen ins Spiel zu bringen.
Das erste, was ein angehender Freitaucher bei seiner Ausbildung lernt, ist die richtige Atemtechnik vor einem Tauchgang. Das gilt für alle drei Disziplinen, Statik, Strecke und Tieftauchen. Apnoetauchen als Sportdisziplin hat sich mittlerweile etabliert. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse sind in die Ausbildungsprogramme der Verbände eingeflossen, die Zeiten des einsamen Herumprobierens sind lange vorbei. Und trotzdem gibt es gelegentlich noch Unfälle, die als Schwimmbad – Blackout beschrieben werden.
Eine plötzliche Bewusstlosigkeit unter Wasser wird in aller Regel vom Betroffenen selbst provoziert, weil die Voratmung völlig falsch erfolgt. Stichwort Hyperventilation. Schnelle, rasch aufeinander folgende, tiefe Atemzüge über einen Zeitraum von ein bis zwei Minuten, verschieben den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut, was sich unmittelbar auf den Atemreflex auswirkt.
Statik darf also keinesfalls mit Hyperventilation vorbereitet werden, denn es erfolgt nur eine unwesentlich stärkere Anreicherung von Sauerstoff im Blut, dagegen wird Kohlendioxid in erhöhtem Maß abgeatmet. Und das ist fatal, denn Kohlendioxid steuert den Atemreflex. Bleibt das Signal zum Atmen im physiologisch richtigen Moment aus, weil der Kohlendioxidspiegel zu niedrig ist, verliert man nach kurzer Zeit ohne Vorwarnung das Bewusstsein, weil der Sauerstoffspiegel unter den Grenzwert sinkt.
Jetzt wird es eng für den Betroffenen, der sich im vollen Vertrauen auf sein Können oder weil es ihm grad erst in den Sinn gekommen war, auszuprobieren, wie lange er den Atem anhalten kann, keinerlei Vorbereitungen zu seiner Sicherung getroffen hat. Niemand ist über seine Absicht informiert, niemand gibt auf ihn Acht und dann noch der nächste Fehler, der Statik – Versuch wird auf dem Beckenboden durchgeführt. Da fällt er zunächst niemandem auf.
Wenn im Moment der eintretenden Bewusstlosigkeit rasch gehandelt werden kann, bevor der CO2 Spiegel schließlich den weit verzögerten Atemreiz auslöst und so Wasser in die Lunge gelangt, geht die Sache glimpflich aus. Ansonsten ist es zum Zustand des Ertrinkens gekommen, dem rasch mit medizinischen Notfallmaßnahmen entgegengewirkt werden muss.
Der Unfall, auf den ich mich in meinem Beitrag beziehe, ist ein Beispiel dafür, dass es sich längst noch nicht allgemein herumgesprochen hat, dass hyperventilieren vor einer Statik Session wirklich gefährlich ist. Selbst ausgebildete Gerätetaucher, die sich nie mit den Grundlagen des Freitauchens beschäftigten, sind nicht ausgenommen. Seitdem die meisten Verbände bei der Gerätetauchausbildung auf die Praxis mit ABC Equipment verzichten, fällt das Thema unter den Tisch.
Ein paar Grundsätze
- Tauche nie allein, auch Statik ist ein Tauchgang
- Ein Statik – Tauchgang wird am Beckenrand, auf der Wasseroberfläche liegend mit dem Gesicht nach unten durchgeführt
- Jeder Statik – Versuch muss von einem Begleiter kontrolliert werden, der darauf achtet, dass der Taucher bei Bewusstsein ist
- Es gibt Atemtechniken, die das volle Lungenvolumen nutzen, ohne Hyperventilation
- Um sich dem Thema auf sicherer Seite zu nähern, gibt es eine Reihe von Handbüchern, die von erfahrenen Apnoetauchern geschrieben wurden – einfach Google Suche durchführen
- Eine Freitauchausbildung ebnet den Weg zu sicheren Tauchgängen mit angehaltenem Atem
Petra Ney www.apnoe-passion.de
Michael Goldschmidt