GRD: Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Whale and Dolphin Conservation (WDC)

Abstand halten! – Leitlinien für die Wal- und Delfinbeobachtung Erster Verhaltenskodex für Umgang mit wildlebenden Walen und Delfinen in Deutschland veröffentlicht

Wale und Delfine üben auf Menschen eine ungemein große Anziehungskraft aus. Doch was ist bei der Begegnung mit Meeressäugern im offenen Meer zu beachten? Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Whale and Dolphin Conservation (WDC) haben jetzt gemeinsam die ersten Leitlinien zur Beobachtung von Walen und Delfinen in Deutschland veröffentlicht.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Prof. Beate Jessel: „Wir sind sehr froh, dass es durch die enge Zusammenarbeit mit den beiden Nichtregierungsorganisationen erstmals gelungen ist, Leitlinien für Deutschland für den richtigen und naturverträglichen Umgang mit Walen und Delfinen zu entwickeln. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt, da leider in vielen Ländern immer noch solche Handlungsanweisungen fehlen. Das Beobachten und Erleben von Natur liefert uns Menschen wertvolle Erfahrungen. Wir sollten uns dabei allerdings stets so verhalten, dass keine negativen Konsequenzen für die Natur entstehen. Für die Begegnung mit Walen und Delfinen in deutschen Gewässern gibt der Leitfaden jetzt den notwendigen Rahmen vor und liefert wichtige Empfehlungen.“

Neben den heimischen Schweinswalen kommen auch in der deutschen Nord- und Ostsee immer wieder Große Tümmler oder sogar Großwale in Küstennähe vor. Diese ziehen gewöhnlich eine große öffentliche Aufmerksamkeit auf sich.

Fabian Ritter, Meeresbiologe bei WDC: „Wir sind sehr stolz auf diesen neuen Leitfaden, der darstellt, wie respektvolles und angemessenes Verhalten gegenüber Walen und Delfinen aussieht. Diese Tiere üben verständlicherweise eine große Faszination auf Menschen aus und viele möchten ihnen näherkommen. Doch trotz ihrer Größe und ihrem oft neugierigen Verhalten dem Menschen gegenüber sind sie auch sehr sensibel und verletzlich. Wir sind der Überzeugung, dass der neue Leitfaden dem Wohl und der Sicherheit der Tiere und des Menschen gleichermaßen zugutekommt.“

Immer mehr Menschen möchten auch hierzulande Wale und Delfine in freier Wildbahn beobachten, wobei es häufig zu direktem Kontakt kommt. Daher war es dringend notwendig, Leitlinien für ein angemessenes Verhalten bei der Begegnung mit den Tieren zu erstellen. In der Vergangenheit gingen Personen in der Nähe von Schleusen oder Wasserstraßen schwimmen, wo sie zum Beispiel dem Menschen zugewandte Große Tümmler hautnah erleben wollten.

Dies ist für die Tiere mit sehr viel Stress verbunden, aber auch der Mensch kann durch die Tiere mit ihrem massiven Körper verletzt werden. Immerhin wird ein Großer Tümmler bis zu 3,80 m lang und rund 600 kg schwer.

„Begegnungen zwischen großen Beutegreifern und Menschen sind in Deutschland ein ständiger Konfliktherd. Allzu oft geht dieser Konflikt zu Lasten der Tiere aus. Wölfe, Kegelrobben oder Luchse haben keinen leichten Stand. Delfine dagegen schon. Doch das wird nur so lange gut gehen, bis erstmals Menschen angegriffen oder verletzt werden. Deshalb ist es elementar wichtig, der Bevölkerung fundierte Richtlinien für nachhaltige und verträgliche Mensch-Tier-Begegnungen an die Hand zu geben“, erläutert der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.

Bei den nun vorgelegten ersten Verhaltensregeln für den Umgang mit Walen und Delfinen in Deutschland handelt es sich um einen Meilenstein bei den Schutzbemühungen. Im Kern geht es darum, den Menschen deutlich zu machen, dass sie stets einen respektvollen Abstand zu den Tieren halten und sehr vorsichtig agieren sollen. Wesentlich ist es darüber hinaus, dass den Tieren die Entscheidung überlassen wird, ob sie in Interaktion mit uns Menschen gehen wollen oder nicht. Denn in ihrem Element sind schließlich wir Menschen Gäste.

Download der Leitlinien als PDF

Ulrich Karlowski