Stolze Yachten, schwer beladene Frachtsegler und riesige Dampfer – sie alle säumten 1902 die Blumeninsel Martinique, als es plötzlich zur Explosion kam. Mehr als ein Dutzend Boote fielen den Naturgewalten des Vulkans damals zum Opfer und versanken im Meer – bis heute gilt der Ausbruch des Montagne Pelée als größte Tragödie der Insel. Doch mehr als ein Jahrhundert später hat sich in der Bucht der einstigen Hauptstadt Saint-Pierre ein wundersamer Lebensraum entwickelt. Heute ist er einer der Gründe, warum das Eiland der Kleinen Antillen zu den beliebtesten Tauchrevieren der Karibik zählt.
Tauchen inmitten historischer Wracks
Mehr als ein Dutzend Schiffe in einer Tiefe ab zehn Metern sind Zeuge des damaligen Ausbruchs und haben sich mit der Zeit in künstliche Riffe voller maritimem Leben verwandelt. Die Wracksiedlungen sind im Nordwesten der Insel in der Bucht von Saint-Pierre anzutreffen. Ein besonderes Erlebnis verspricht ein Tauchgang zum außergewöhnlich gut erhaltenen Passagierschiff Roraima, das keine fünf Minuten Fahrzeit vom Hafen entfernt in 40 bis 45 Metern Tiefe weilt und Nachtkiemern wie Rotfeuerbarschen Unterschlupf bietet. Zusätzlich lohnt der neue, künstlich angelegte Unterwasserskulpturen-Park Manman Dlo einen Besuch.
Faszinierende Begegnungen und die Geheimnisse der Tiefsee
Von den 350 Kilometern Küste Martiniques eignet sich vor allem die dem Karibischen Meer zugewandte Inselseite zum Tauchen. Die bis zu 1.397 Meter hohen Berge vulkanischen Ursprungs schützen vor den beständigen Winden des Nord-Ost-Passats, wodurch die Gewässer überwiegend ruhig und klar sind. Zudem wirken sich der dunkle, schwere Sand, der im Norden vorherrscht, und die daraus resultierende tiefgrüne Farbe des Meeres positiv auf die Sichtweite beim Tauchen aus. Den zumeist sanft abfallenden Grund bedecken bunte Korallengärten mit üppigen Gorgonien und Seeschwämmen. Gemeinsam mit den von Tunneln durchzogenen Riffen definieren sie die Unterwasserlandschaft Martiniques. Besucher begegnen mitunter Langusten, Rochen, Tüpfel-Ritterfischen, Fledermausfischschulen, Leder- und Karettschildkröten sowie Delphinen. Als legendärer Tauchplatz gilt der markante Felsen Le Diamant, der drei Meilen vor der Südküste Martiniques 574 Meter aus dem Wasser ragt. Seine Felstunnelformationen und steilen Felsvorsprünge erlauben es geübten Tauchern, trotz der vorherrschenden Strömung die Tiefsee zu erkunden.
Taucherlebnis Martinique
Die unterschiedlichen Tauchgebiete rund um das Eiland ermöglichen leidenschaftlichen Experten wie neugierigen Tauchanfängern beste Bedingungen. So ist beispielsweise die Strömung in der Nähe von Anse du Ceron an der Nordküste sehr schwach, wodurch auch Einsteiger das Labyrinth von Schluchten und die Überreste eines versunkenen U-Bootes bestaunen können. Einige Tauchreviere Martiniques, darunter die Gegend südlich der Bucht von Fort-de-France, eignen sich außerdem ideal für Familien: Kinder ab 8 Jahre tauchen in den seichten Gewässern sicher ab und sammeln gemeinsam mit Eltern und Geschwistern unvergessliche Eindrücke. Als französisches Überseedepartement ist Martinique ein Teil Europas – entsprechend gelten hier europäische Standards. Tauchlehrer sind staatlich geprüft, die Insel verfügt über mehr als 20 Krankenhäuser und im Falle eines Tauchunfalls steht eine Druckkammer bereit. Als beste Reisezeit zum Tauchen gelten die Monate Dezember bis Mai, obwohl das ganze Jahr über exzellente Bedingungen mit ganzjährigen Wassertemperaturen von durchschnittlich 28 Grad Celsius vorherrschen.
Weitere Informationen zu Martinique unter https://de.martinique.org
Annika Walther