Ägypten hat die jüngste Runde der Kürzungen von Treibstoffsubventionen im Einklang mit den staatlichen Sparmaßnahmen angekündigt, eine wichtige Säule des dreijährigen Wirtschaftsreformprogramms, das nach Vereinbarungen mit der IWF nun kurz vor dem Ende steht.
Die neue Preisgestaltung, die am 6. Juli um 9 Uhr offiziell in Kraft trat, erhöht die Inlandspreise zwischen 16 und 30 Prozent.
Der Preis für häufig verwendetes Benzin mit 92 Oktan stieg um 18,5 Prozent auf 8 EGP (0,43 €) pro Liter anstelle von 6,75 EGP (0,36 €).
Die Qualität von 80 Oktan stieg um 22,7 Prozent auf 6,75 EGP (0,36 €) pro Liter anstelle von 5 EGP (0,27 €).
Kraftstoff mit höherem Oktanzahl 95 stieg um 16,1 Prozent auf 9 EGP (0,48 €)) pro Liter und Diesel um 22,7 Prozent auf 6,75 EGP (0,36 €) pro Liter.
Der Preis für Kochgasflaschen stieg nach einer offiziellen Erklärung des Erdölministeriums um 30 Prozent auf 65 EGP (3,49 €) für den Hausgebrauch und 130 EGP (6,97 €) für den gewerblichen Gebrauch.
Aus dem ägyptischen Haushalt für das laufende Geschäftsjahr 2019/2020 ging kürzlich hervor, dass die Kraftstoffsubventionen von 89,07 Mrd. EGP im Jahr 2018/2019 auf 52,96 Mrd. EGP gesenkt wurden.
Laut einem im Juni von der General Petroleum Corporation veröffentlichten Bericht hatte die Produktion von Diesel und Benzin in den letzten Jahren einen Großteil des inländischen Budgets in Anspruch genommen und den Staat im laufenden Jahr bis zu 8,5 EGP (0,46 €) gekostet, tatsächlich aber EGP 15 (0,80 €) wie gemunkelt wurde.
Bereits im Juni 2018 teilte der Minister für Erdöl Tarek el-Molla mit, dass sich die Subventionen für Erdölprodukte in den letzten fünf Jahren auf 517 Mrd. EGP belaufen und sich negativ auf die ägyptische Wirtschaft ausgewirkt haben.
Molla erklärte weiter, dass steigende Erdölpreise dem Land mehr als 50 Milliarden EGP einsparen würden, eine Summe, die er vorschlug, besser für Gesundheits- oder Bildungsdienstleistungen zu verwenden, um eine bessere menschliche, soziale und wirtschaftliche Entwicklung für alle zu gewährleisten.
In den vergangenen Jahren hat der ägyptische Staat daran gearbeitet, die Energiesubventionen schrittweise abzubauen, um das Haushaltsdefizit zu reduzieren. Dies beinhaltete die Freigabe des Wechselkurs im November 2016, bevor die Regierung ein mutiges Wirtschaftsreformprogramm auf den Weg brachte, um ein Darlehen in Höhe von 12 Mrd. USD vom IWF zu erhalten.
Die Frage der Energiesubventionen ist in Ägypten weiterhin umstritten, da Millionen Bürger von kostengünstigen Energieprodukten abhängen, während der Staat wiederum durch den Verkauf von Kraftstoff zu Preisen unter dem Marktpreis viele Millionen pro Jahr verliert. Obwohl die Wirtschaftszahlen die Sparmaßnahmen positiv darstellen, haben Ägyptens Arme und die bürgerliche Mitte allgemein Schwierigkeiten, sich an die neuen Preise anzupassen.
Der Abbau von Subventionen birgt die Gefahr neuerlicher sozialer Unruhen der davon betroffenen Bürgerschicht, deren sozioökonomischer Zustand sich in den Jahren nach dem Aufstand im Januar 2011 weiter verschlechtert hat. Als Präsident Abdel Fattah al-Sisi 2014 über Nacht die Energiesubventionen senkte, was zu einem Anstieg der Kraftstoffpreise führte, waren sowohl die Transportarbeiter als auch die regulären Verbraucher verärgert.
Die berüchtigten Brotunruhen von 1977, ausgelöst unter der Regierung von Anwar Sadat, dessen Entscheidung, die Subventionen für Grundnahrungsmittel zu kürzen, brtachte das Land innenpolitisch in große Schwierigkeiten. Seitdem haben Ägyptens Staatslenker Bedenken, selbst die Preise für Büroklammern oder Kugelschreiber zu erhöhen.
Kommentar
Inwieweit sich die Preiserhöhungen im Energiebereich für Tauchreisende nach Ägypten bemerkbar machen, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar. In erster Linie sind Ägypter davon betroffen. Aus der oben detailliert aufgeführten Verteuerung von Treibstoffen und Gasflaschen resultiert natürlich auch eine Verteuerung bei Flughafentransfers, Taxifahrten, der Betankung von Tages- und Safaribooten. Auch Flugzeuge übernehmen zu höheren Preisen Kerosin. Gemessen an den so unterschiedlichen Einkommensverhältnissen und Lebensstandards in Europa im Vergleich zu Ägypten sind diese Preissteigerungen marginal. Vor Einführung des Euro wurde eine Benzinpreiserhöhung hier um zwei Pfennige zum Thema der Tageszeitungen. Heute spielen die Tankstellen von Tag zu Tag mit veränderten Preisen von bis zu 0,12 Euro – fast 24 Pfennig… Und kurioserweise regt sich niemand mehr auf.
Quelle Egyptian Street / Kommentar UWW