Wasserpflanze des Jahres 2023: Der Europäische Strandling

Sowohl an Land als auch im Wasser ist der Europäische Strandling lebensfähig

Strandling
Foto: VDST, Silke Oldorff

Amphibisch, wie ein Frosch, kann der Europäische Strandling (Littorella uniflora) je nach Wasserstand sowohl untergetaucht bis zu einer Tiefe von drei Metern oder auch an Land auf trockengefallenen Uferzonen leben. Damit ist er besonders gut an natürliche Wasserschwankungen und sommerliche Trockenperioden angepasst.

Doch durch die extremen Dürrejahre und stark gefallene Seewasserspiegel, die sich vermutlich nicht wieder erholen, ist der Europäische Strandling  (L. uniflora) aktuell stark gefährdet. Aus

Strandling
Foto: VDST, Heiderose Grambow Foto: VDST, Silke Oldorff

diesem Grund vergeben der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), der Tauchsportverband Österreich (TSVÖ), der Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) und die Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS) den Titel „Wasserpflanze des Jahres 2023“ an den Europäischen Strandling  (L. uniflora).

Lebensweise und Vermehrung

Der Europäische Strandling (L. uniflora) gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Von den 300 bekannten Arten dieser Familie wächst nur der Strandling auch unter Wasser. In seiner untergetauchten Form ist der Europäische Strandling steril; die Vermehrung erfolgt unter Wasser ausschließlich vegetativ (ähnlich wie z.B. Erdbeeren mit ihren Ablegern). Über Wasser kann er sich auch generativ, also mit Samen und Pollen, vermehren. Dafür ist der Europäische Strandling (L. uniflora) auf trockengefallene Ufer im Sommer angewiesen. Dann bilden die Pflanzen in der Zeit zwischen Mai und Juni je eine gestielte männliche und zwei bis acht weibliche Blüten. Die männlichen Pollen werden durch den Wind verbreitet und können so die umliegenden weiblichen Blüten bestäuben. Bei spät fallenden Wasserständen kann dieses Schauspiel auch bis in den September hinein beobachtet werden.

Gefährdung

Durch seine besondere Lebensweise ist der Europäische Strandling (L. uniflora) auf natürliche Schwankungen der Wasserstände und naturbelassene Uferzonen angewiesen. Durch menschliche Eingriffe wie Wasserbau und Landwirtschaft und damit verbunden Nährstoffeintrag haben in den letzten Jahrzenten zu einem Rückgang der Bestände geführt. Aber auch die untergetauchte Form des Europäischen Strandlings (L. uniflora) ist zunehmend durch wühlende Fische (Karpfen) gefährdet, die bei der Nahrungssuche nach Würmern und Schnecken die Pflanzen aus dem Grund lösen und mit Sediment bedecken. Der Europäische Strandling (L. uniflora) wird in den Roten Listen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz als stark gefährdet eingestuft und kommt nur fragmentarisch in abflusslosen nährstoffarmen Seen vor. Der Klimawandel und die damit einhergehenden zunehmende Verdunstung stellen eine weitere Bedrohung der Art dar. Durch die sinkenden Wasserstände fallen die Uferbereiche zunehmend trocken und verbuschen, der kleinwüchsige Europäische Strandling (L. uniflora) wird dabei von konkurrierender Landvegetation oder durch menschlicheTrittschäden durch Freizeitnutzung verdrängt.

Verbreitung

Der Europäische Strandling (L. uniflora) ist ein echter Europäer, sein Vorkommen beschränkt sich auf den atlantischen und subatlantischen Teil Europas und die Azoren. Dabei gibt es noch stabile großflächige Vorkommen in nährstoffarmen Seen Nordwesteuropas. Jedoch ist heute fast die Hälfte aller bekannten Vorkommen in Deutschland  bereits erloschen.

VDST
siehe Bildbeschriftung