Der Echte Seeball (Aegagropila linnaei) ist die Wasserpflanze des Jahres 2020. Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) kürte gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) diese Art, um auf die Dringlichkeit eines wirksamen Gewässerschutzes aufmerksam zu machen. Sichtungen der schönen aber extrem seltenen Wasserpflanze sollen dem VDST gemeldet werden.
Offenbach, 06.01.2020: Er sieht aus wie ein grüner Planet und erfüllt einer japanischen Legende nach Wünsche, sobald man ihn ins Wasser taucht. Die Rede ist vom Echten Seeball (Aegagropila linnaei). Hier bei uns soll der Seeball im Jahr 2020 symbolisch auf die Dringlichkeit eines wirksamen Gewässerschutzes aufmerksam machen. Daher haben der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) den Echten Seeball zur Wasserpflanze des Jahres 2020 gekürt. Anschauen kann man sich den Echten Seeball am VDST-Stand 12E21 in Halle 12 auf der Messe boot, die vom 18. bis 26. Januar in Düsseldorf stattfindet.
Der Seeball soll Wünsche erfüllen
Der Echte Seeball (Aegagropila linnaei) ist eine Alge, die mit maximal fünf Millimetern pro Jahr ausgesprochen langsam wächst und dabei vier unterschiedliche Formen bildet: Er wächst als Rasen dicht nebeneinander auf Felsen, als Büschel an Kieseln kleinen Steinen, als schwebende, nicht fest am Sediment haftende Matte oder – und das ist sicher die interessanteste Form – als freischwebende, 10 bis 30 Zentimeter große filzige Kugel.
In Japan wird dieser „Seeball“ „Marimo“ genannt – „Mari“ ist ein traditionell japanischer Spielzeugball und „Mo“ eine Sammelbezeichnung für Wasserpflanzen. Die Japaner verehren den Echten Seeball und haben ihn als „Naturschatz Japans“ unter gesetzlichen Schutz gestellt. Einer Legende nach erfüllt der Marimo Wünsche, wenn man ihn ins Wasser taucht. In Japan und in Island wurde er gar zum Briefmarkenmotiv – eine Ehre, die sicher nur wenigen Algen zuteil wird.
Weit verbreitet aber doch extrem selten
Das Vorkommen des Echten Seeballs ist auf die nördliche Erdhalbkugel beschränkt. Trotz des in seiner Ausdehnung gewaltigen Verbreitungsgebiets von Alaska bis Japan wurde er bislang in nur 233 Gewässern einschließlich der Ostsee gefunden – weit verbreitet, aber doch extrem selten. Sein Lebensraum sind nährstoffarme, im Winter vereiste Seen mit mittlerer bis hoher Kalkversorgung, in einigen Fällen auch mit Brackwassereinfluss. Hier hat er sich perfekt an geringe Lichtverhältnisse und das Zusammenspiel zwischen Strömung und Gewässerstruktur angepasst und bildet Kolonien im Tiefwasser. Zudem werden die Seebälle durch die Bewegung von Ablagerungen gereinigt. Ein faszinierendes Phänomen sind seine sogenannten „phototaktischen“ Bewegungen: Bei zunehmender Beleuchtung schweben die Kolonien tagsüber an die Oberfläche des Sees und sinken in der Dämmerung wieder zum Gewässergrund ab.
Global nimmt die Art stark ab. Fast 60 Prozent der ehemals bekannten Vorkommen sind bereits verschwunden, und diese Information ist bereits zehn Jahre alt. In Nordwestdeutschland ist der Echte Seeball ausgestorben. Die Überdüngung vieler ursprünglich nährstoffarmer Seen hat neben weiteren Faktoren den Lebensraum dieser faszinierenden Algenart vielerorts zerstört. Einstmals bedeutende Vorkommen z.B. im Galenbecker See und im Tiefwarensee in Mecklenburg-Vorpommern sind heute erloschen. Dagegen wurde sie kürzlich im Feldberger Haussee wiederentdeckt – das nun einzige bekannte Vorkommen im seenreichsten Bundesland.
Mitmachen und Funde melden
In Brandenburg konnten im Rahmen des Projekts „Tauchen für den Naturschutz“ noch drei Vorkommen nachgewiesen werden, zwei davon im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Es liegt in unserer Hand, den Echten Seeball zu schützen – dies gelingt nur durch konsequenten Gewässerschutz. Dabei ist es wichtig, den Eintrag von Nährstoffen aus landwirtschaftlichen Flächen in unsere Seen zu verringern. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Fische, insbesondere Karpfen und Bleie, durch ihre Wühltätigkeit zum Verschwinden der Art beitragen.
Bitte Funde melden: Wenn Sie aktuelle Vorkommen des Echten Seeballs kennen, melden Sie ihre Funde bitte Silke Oldorff unter 01723945085 oder per eMail an silke.oldorff@vdst.de.
Silke Oldorff