Sage und schreibe 991 Tauchmasken fand ich im Angebot des wohl größten Onlinehändlers in Europa. Gleich an dieser Stelle, die URL finden Sie nicht in diesem Beitrag, denn der örtliche Tauchsporthändler, der Ihnen rundum Service bietet, soll mit diesem Beitrag nicht ausgebootet werden. Die schier unglaubliche Vielfalt an Tauchmasken hat mich wirklich überrascht, dabei bildet das Rechercheergebnis längst nicht alles das ab, was weltweit zu bekommen ist. Gerade was in China oder in Russland verkauft wird, fällt hier unter den Tisch. Spannend ist aber, was alles rund um das Thema Tauchmasken gesagt werden kann.
Bei einer so großen Auswahl ist wohl für jeden ein Modell dabei, das den persönlichen Vorstellungen entspricht. Die Zeiten exklusiv rein schwarzer Masken sind vorbei, aber es gab lange keine andere Antwort darauf, als transparente Maskenkörper mit dezent verschiedenfarbigen Rahmen. Heute bekommt man auch voll farbig gestaltete Masken, bis hin zum Camouflage Design. Und da sehen einige für meinen Geschmack richtig schick aus.
Falscher Sparkurs
Dass Geiz geil ist und in vielen Tauchern die Einstellung verfestigt ist, dass das einmal gekaufte Equipment ein Leben lang halten muss – das gibt es wohl bei keiner anderen Sportart derart extrem – zeigt es sich besonders bei den unappetitlich gelb verfärbten Bodys von ehemals klaren Tauchmasken. Dieser Verfärbungsprozess ist materialbedingt unaufhaltsam. Bei billigem Silikon setzt er schon nach etwa zwei Jahren ein, bei höherwertigem Material kann es 5-7 Jahre dauern. Und dann kann man sich doch einmal ein neues Fenster in die Unterwasserwelt gönnen, kostet es ja nicht die Welt. Schlimm, wenn solch abstoßend verfärbtes Material – oft genug beobachtet – von Tauchlehrern getragen wird, die ja eigentlich eine wichtige Vorbildfunktion haben (sollten).
Und einen lange kolportierten Tipp, wie das Verfärben verhindert werden kann, schicke ich hier gleich ins Reich der Fabel. Es wurde ernsthaft behauptet, dass der Kontakt der klaren Silikonmasken mit Teilen der Ausrüstung, die aus (schwarzem) Gummi gefertigt sind, das Verfärben bewirken…. Das ist schlicht Unfug. Salzwasser, UV-Strahlung und Chlor wirken auf das Silikon ein. Und ist man ehrlich zu sich selbst, wer spült nach dem Pooltraining die Maske ausführlich, schützt sie outdoor am Tauchplatz vor Sonneneinwirkung und nimmt sie nach Salzwassereinsatz im Urlaub mit aufs Zimmer, in die Kabine, um das gute Stück mit Frischwasser und etwas Seife zu verwöhnen. Ich mach das auch eher selten…
Allergie und zurück zu den Wurzeln
Es gibt User, die eine Allergie gegen Silikon, dem heute fast ausschließlich gebräuchlichen Material für Tauchmaskenkörper haben. Hier hilft nur eine klassische aus Gummi gefertigte Maske weiter. In Frankreich produziert die Firma Sommap http://www.sommap.com/ , einer der weltweit letzten Hersteller, die noch Gummitauchmasken anbieten, entsprechende Produkte. Deren Design gleicht einer Zeitreise in die frühen 60er Jahre des letzten Jahrtausends, Retro ist angesagt. Nichts desto trotz hat bis heute unter anderem das Label Beuchat die Tauchmasken mit ovalem Glas im Vertriebsportfolio. Sogar eine Maske, ohne integriertem Nasenzugriff. Was eigentlich nichts anderes bedeutet, dass die Gerätetaucher der ersten Stunde schon Druckausgleichstechniken kannten, die Frenzel Methode, die in der modernen Tauchausbildung völlig ausgeklammert wurde und mittlerweile erst Schritt für Schritt bei der Apnoeausbildung gelehrt wird.
Kein Durchblick
Eine neue Maske erfordert spezielle Zuwendung vor dem ersten Einsatz, um den Tauchgang nicht nur unerfreulich nebulös zu erleben, weil das Glas permanent anläuft. Es gibt verschiedene Methoden, das Anlaufen eines Neuprodukts auf null zu bringen, um anschließend vor dem Tauchen lediglich auf die spülmittelähnlichen Tropfen zurückzugreifen, die den Durchblick sicherstellen sollen. Bei einer neuen Maske sind diese Mittel aber überfordert, denn aus dem Silikon ausgedampfte Rückstände auf dem Maskenglas bilden einen unsichtbaren Film, der ihre Wirkung stark beeinträchtigt.
Also muss mechanisch oder thermisch gehandelt werden.
Die thermische Methode, die ich mittlerweile öfter sehe, wurde mir erstmals auf den Malediven demonstriert. Mit der Flamme eines Gasfeuerzeugs wurde das innere Maskenglas abgeflammt. Gute Nerven und eine ruhige Hand vorausgesetzt, war das Ergebnis beeindruckend.
Der Klassiker ist nach wie vor, das Glas mit Zahnpasta einzureiben, diese antrocknen zu lassen um sie dann mechanisch, mit einer Bürste, zu entfernen. Das funktioniert und hinterlässt für ein paar Tage einen sehr frischen Eigengeruch.
Die ägyptische Methode, die Praktiker durchaus erfolgreich anwenden, sei am Rande erwähnt. Von Silikonablagerungen zu befreiende neue Masken werden für 12 Stunden in einen Eimer mit nordafrikanischem Waschmittel gelegt. Bei einer Safari befolgte ich den Rat, um einige neue kräftig farbige Modelmasken für ein Fotoshooting vorzubereiten. Erstaunlicherweise biss sich das Hardcore Waschmittel tatsächlich die chemischen Zähne aus und wegen Nebel vor den Modelaugen fiel das Shooting ins Wasser. Hier war billiges Silikon mit dauerhafter Ausdünstung dafür verantwortlich.
Cressi hat sich mit dem Thema Durchblick lange und intensiv beschäftigt. Nicht nur, dass viele hochwertige Maskenkörper aus in der Medizintechnik verwendetem Silikon gefertigt sind, was die Vorbereitungsphase auf den ersten Einsatz minimiert, man ging einen Schritt weiter.
FOG STOP heißt die Technik, die den Nasenerker zum Gesicht hin abdichtet. Man erkannte, dass im Verlauf eines Tauchgangs sich bildender Beschlag des Glases aus der Nase kommend produziert wird. Ich habe es bei vielen Tauchgängen mit der Cressi Maske Calibra im Kaltwasser ausprobiert, das Ergebnis ist überzeugend. Mittlerweile bietet Cressi mehrere Modelle mit FOG STOP an.
Und es geht auch ohne Antibeschlagtropfen aus dem Tauchshop. Sehr gut bewährt hat sich stattdessen Babyshampoo. Das kostet vergleichsweise nur einen Bruchteil und wirkt einwandfrei.
Shoppen
Es gibt fast nichts, was nicht auch online beschaffbar wäre. Cressi schlug schon vor einiger Zeit einen eigenen Weg ein und schuf die Atelier Linie. Das sind besondere Produkte im Highend Segment, die ausschließlich und persönlich in Tauchshops über den Ladentisch gehen.
Für welche Maske Sie sich entscheiden, hängt von einigen Faktoren ab. In erster Linie muss ihnen das Design zusagen und sie muss bequem und dicht auf dem Gesicht aufliegen.
Der optimale Sitz kann nur bei einer persönlichen Anprobe im Fachgeschäft ermittelt werden. Dafür haben die Händler stets eine größere Auswahl unterschiedlichster Modelle vorbereitet. Es gibt viele verschiedene Gesichtsformen und Nasenrücken, bei Damen wie Herren. Schmale, runde, breite Gesichter oder lange ausgeprägte Nasenrücken werden nicht von jeder Maske bedient. Es gibt, was nur wenige wissen, bei hochwertigen Tauchmasken sogar zwei Größen zur Auswahl.
All das kann Ihnen ein Onlinekauf nicht bieten.
Nur ein Produkt, das Sie von Anfang voll zufrieden stellt, macht beim Tauchen Spaß. Nicht selten drück bei Zweiglasmasken bei Usern mit hohem Nasensteg der Maskenrahmen unangenehm auf die Nasenwurzel. Blind geordert passiert das gerne und dann muss noch einmal gekauft werden.
Qual der Wahl
Bei über 900 Möglichkeiten, sich schick auszustatten, gibt es an sich nur 5 Fragen, die Sie sich zunächst stellen müssen. Wollen Sie ein Modell mit ein, zwei oder drei Gläsern, einen klaren oder durchgefärbten Body.
Sehen wir uns die Unterschiede einmal näher an. Doch vorab der Rückblick auf eine Umfrage unseres Magazins zum Thema bevorzugtes Modell, mit einem oder zwei Gläsern. Einglasmodelle bevorzugten die Herren deutlich in schwarz, die Damen griffen lieber zu zwei Fenstern mit transparentem Body.
Dann wäre das auch geklärt.
Im Grunde ist es völlig egal, ob Sie sich für ein oder zwei Gläser entscheiden. Technische Taucher meinen bei einem Glas alles besser im Blick zu haben. Das mag vor 20 Jahren noch gestimmt haben, ein wenig, doch je näher die Gläser konstruktiv ans Auge wanderten, das Innenvolumen der Masken verkleinert wurde, gibt es heute bei hochwertigen Modellen keinen Unterschied mehr. Die Trennung in zwei Gläser ist kaum wahrnehmbar.
Neben dem eigenen Geschmack sind allerdings Brillenträger eine ausgemachte Zielgruppe für eine Maske mit zwei Gläsern. Hier können bei Korrektur von Kurzsichtigkeit vielfach von den Herstellern in passender Form standardisierte Korrekturgläser bezogen und im Tauchshop montiert werden.
Allerdings ist das nur in wirklich einfachen Fällen der Fehlsichtigkeit zu überdenken. Es wird weder der Augenabstand berücksichtigt, noch Korrekturanforderungen an möglicherweise vorhandenem Astigmatismus. Auch Zwischenwerte in der Brechkraft sind nicht erhältlich. Das Ziel, alle Instrumente deutlich und scharf ablesen zu können und den Tauchgang mit optisch einwandfreien Eindrücken gestalten zu können, hat oberste Priorität.
Entsprechend spezialisierte Optiker fertigen Gläser, die auf die Bedürfnisse des Users zu 100% angepasst sind. Für Weitsichtige gibt es ohnehin keine Alternative, als die vom Optiker bezogenen Gläser.
Aber – und da wird mein längst verstorbener, auf optische Tauchmasken in München spezialisierter Fachmann noch aus dem Grab mit der Faust drohen – es gibt Alternativen, die seine vor über 25 Jahren vehement vertretenen, seiner Anschauung nach auf intensiven Studien basierenden Erkenntnisse nicht bestätigten. Er war ein absoluter Gegner von der Benutzung von Kontaktlinsen beim Tauchen.
Nun, zu dieser Zeit war er in die nicht wirklich ausgereiften Betrachtungen und Empfehlungen der Tauchmedizin verinnerlicht. Die Zeiten haben sich geändert und heute ist das Tragen von Kontaktlinsen beim Tauchen gar kein Thema mehr.
Und das für alle Arten von Korrekturen der Fehlsichtigkeit.
Ja, da war doch noch was. Richtig. Der Zahn der Zeit. Die Arme werden länger, bis das Bild in der Nähe scharf wird.
Hier gibt es auch seit einigen Jahren eine geschickte Lösung, Haftlinsen, die mit einem Tropfen Wasser in der Tauchmaske fixiert werden. DiveOptx gibt es als Nahlinsen von + 1,25 bis +3,00 Dioptrien und der Blick auf die Wetnotes oder den Computer, das Finimeter ist wieder in Ordnung:
https://www.optxeurope.com/de/prodotti/diveoptx-3/
Ich selbst benutze diese Haftlinsen schon länger und bin absolut zufrieden. Das funktioniert natürlich auch im Zusammenspiel mit Kontaktlinsen.
Ein Glas oder zwei, das wurde nun ausführlich beleuchtet. Aber drei Gläser?
Nun ja, es gibt / gab in der Tauchindustrie immer die Idee, den durch die hohe optische Brechkraft des Wassers sich einschränkenden Blickwinkel zur Seite hin zu vergrößern, ihn dem Sehen über Wasser anzunähern.
Mit Einschränkungen kann das mit Dreiglasmasken erreicht werden. Seitliche Fenster erlauben einen Blick, einen optischen Eindruck nach links und rechts. Allerdings sind die seitlichen Gläser nicht so integrierbar, dass es keinen Versatz zum Bild des zentralen Fensters gibt. Das ist gewöhnungsbedürftig. Wem es grundsätzlich gefällt und wer mit den optischen Eigenarten zurechtkommt, hat sicher seine Freude daran.
Statt drei Gläsern gibt es auch Alternativen mit zum Maskenrand hin gekrümmten Scheiben. Die VERSA von AquaLung, aktuell vorgestellt, greift dieses Thema auf. Doch diese Maske muss man für sich persönlich ausprobieren, manche User kommen mit dem seitlich wahrnehmbaren Bild nicht zurecht. Doch für € 29,99 kann ja mal ein Test gemacht werden.
Und jetzt nun, schwarz oder transparent?
Ich sage bunt wie das Leben.
Als UW-Fotograf und auch technischer Taucher bevorzuge ich für mich selbst nicht transparente Masken. Es gibt kein seitlich einfallendes Licht, das Spiegelungen auf dem Maskenglas erzeugen kann, das den Einblick in den Kamerasucher oder Monitor beeinflusst. Aber es muss ja nicht schwarz sein. Die hier aufgeführten vielen Masken mit durchgefärbten Body machen einfach Spaß. Und davon tauche ich einige. Je nach Laune und Anlass. Ich trage ja auch nicht täglich den selben Pullover…
Natürlich sind für viele User Masken mit transparentem Body richtig angenehm. Man sperrt sich optisch nicht so ein, spürt irgendwie noch seitlich, was abgeht. Was für manche auch emotional wichtig ist, man fühlt sich dann unter Wasser nicht so abgeschottet. Und das ist voll in Ordnung. Letztlich gilt: Ich tauche mit dem Equipment, mit dem ich mich absolut wohl fühle.
Punkt.
Apnoetaucher
Es gibt speziell für Apnoetaucher / Freediver / Freitaucher Masken mit sehr geringem Innenvolumen. Hintergrund: Beim Tieftauchen soll nur minimal in der Lunge mitgeführte Luft zur Druckkompensation verbraucht werden.
Das ist natürlich auch für Gerätetaucher kein Nachteil, geringes Maskeninnenvolumen bedeutet zudem auch beim Ausblasen einer gefluteten Maske weniger Aufwand.
Apnoemasken sind zum Teil sehr futuristisch im Design und nicht unbedingt die optischen Renner. Sie sind aber an die Bedürfnisse des Tauchens in seiner Urform, ohne Flasche auf dem Rücken, sparsam mit den eigenen Luftressourcen, bestens angepasst.
Ehrlich gesagt machen mir diese Masken wirklich Spaß. Ob transparent, voll durchgefärbter Body in Camouflage, welche Art auch immer, sie finden nicht nur beim Freitauchen ihren Weg in meine Equipmenttasche. OMER, Cressi und SALVIMAR haben hier ihren Weg in meine Ausrüstung geebnet, das sind zum Teil aber auch sehr spezielle Labels, die sich ausschließlich dem Freitauchen verschrieben haben. Und wer sich diesem Thema als Hersteller widmet, dem sollte auch sein ganzes Herz gehören.
Günstig um jeden Preis
Da gibt es die Kaufhausware der großen Labels. In den Sommermonaten hängen in den so genannten Sportabteilungen der großen Warenhäuser neben Badeanzügen, Luftmatratzen und Spirituskochern auch ABC Angebote. Masken im Set, mit Schnorchel oder allein. Der Preis liegt unter dem Niveau der Ware im Tauchshop.
Und das ist auch richtig so. Denn vor allem an der Qualität des Maskenkörpers wird gespart. Im Hintergrund winkt made in china und das verwendete Material sitzt meist hart auf dem Gesicht und dünstet viele Produktionsreste aus, die mit aller Liebe und Geduld, das Maskenglas beim Strandschnorcheln nicht klar werden lassen. Das ist wirklich schade, denn an dieser Stelle wird verpasst, wie Begeisterung für das Tauchen ganz nebenbei, unbewusst im Urlaub geweckt werden könnte. Nur durch anständiges Material….
Ein Tipp an Fotografen
Verzichtet auf die überlieferten, wenn auch nach wie vor erhältlichen ovalen, transparenten Tauchmasken für eure Models vor der Kamera. In Facebook bekämt ihr für solche Bilder ein „Lachen Smile“ keinen Daumen nach oben….. Schön, dass diese Masken noch gibt, aber sie sind heute nur noch ein Gag.
Michael Goldschmidt