Sidemount Tariersystem Hollis Katana 2

Erfolg und Spaß beim Sidemounttauchen von Anfang an

Das Tauchen mit Sidemount ist ganz klar keine Massenbewegung. Die Möglichkeiten seine Ziele unter Wasser optimiert zu erreichen, wurden in den letzten 20 Jahren immer differenzierter. Das heißt nichts anderes, als dass es für die unterschiedlichsten Tauchaktivitäten jeweils möglichst optimal angepasste Konfigurationen gibt. Der Schwur der drei Musketiere „einer für alle, alle für einen“, hat bei genauer Betrachtung beim Tauchen ausgedient, wie zuvor bereits bei vielen anderen Sportarten. Warum ein Sporttaucher auf ein Sidemount Tariersystem wie das Hollis Katana 2 umsteigen sollte, obwohl er mit seiner Flasche auf dem Rücken zufrieden ist, ist nicht das  Ziel dieses Testreports. Wie sehr das Katana 2 dem Interessierten dabei aber entgegenkommt, lesen Sie hier.

Es ist spannend, betrachtet man den Markt der Sidemountsysteme, der zu 80% von zwei Labels beherrscht wird, die sich den Anteil etwa 50:50 teilen, die restlichen 20% dürfen sich aus deren Sicht Randanbieter in ihrem Wettstreit teilen.

Da kann das Rad nicht neu erfunden werden und für den Experten bleiben eine Reihe von frappierenden Ähnlichkeiten zunächst nicht verborgen, die das Katana 2 von Hollis brüderlich in die Nähe des Xdeep Tariersystems rücken. Zunächst ist das Schlüsselwort, denn letztlich haben eine Menge von neuen Detaillösungen ein selbstbewusstes Bild des Katana 2 gezeichnet.

Das Tauchen mit Sidemountsystemen hat seinen Ursprung im Höhlentauchen. Mittlerweile gibt es einige Beweggründe für Taucher/innen, sich dem Thema Flaschen auf der Seite zu nähern, da stehen Rückenprobleme weit oben auf der Hitliste. Andere finden es schick, sie wollen sich vom Mainstream unterscheiden. Wer den Weg in die Höhlenerkundung als primäres Ziel vor Augen hat, der kann vom Katana 2 abhängig von der Art der Höhle sehr wohl bedient werden, soll es aber hardcore Höhlentauchen werden, dann kann Hollis hier nicht  wirklich mitbieten.

Das Katana 2 erleichtert Sporttauchern den Umstieg von Backmount auf Sidemount entscheidend, was bei der wahlweisen Gurtführung deutlich wird. In einer mitgelieferten „Wundertüte“ finden sich Umbauteile, die aus der Y – Gurtführung (ähnlich DIR Begurtung für Backmount) eine H – Gurtführung inklusive Brustgurt machen. Das Katana 2 trägt sich dann eher wie ein herkömmliches Sporttauchjacket.

Eher ungewöhnlich,  der Inflatorschlauch ist seitlich über der Mitte nach oben versetzt an der Blase angebracht. Das ist für Sporttaucher in Ordnung, fürs Höhlentauchen soll der Inflator eher mittig oder tiefer an der Blase sitzen. Die Rechtsmontage des Inflators ist vorbereitet, im Lieferzustand ist er links angesetzt. Noch ein Detail des Luftablass ist dem Sporttauchen gewidmet, ein unterer Schnellablass links. Ein weiterer Schnellablass ist mittig am höchsten Punkt integriert, die Zugkordel verläuft am linken Gurt. Alle Tarierventile sind also für linksseitige Bedienung ausgelegt.

Komplex und durchdacht ist der Ausgangspunkt der Gurte, die an der unteren Befestigungsplatte eingefädelt sind. Die Platte ist verstellbar und nicht starr mit der Blase verbunden. Erster Vorteil, so gibt es keinen als Schildkrötenpanzer bezeichneten Effekt, der die Blase mit der mittig an der Rückseite versteiften Oberfläche (Schutz vor mechanischer Beschädigung in Wracks oder Höhlen) unbequem an den Taucher zurrt. Mit dieser Lösung kann Hollis den Rückenbereich länger auslegen und insgesamt ein besseres hydrodynamisches Ergebnis erzielen.

Zweiter Vorteil, hier kommt das Q.F.S. – Quick Fit System – ins Spiel. Hollis behauptet ja, dass eine Größe allen Usern passt. Und das stimmt tatsächlich. Denn in einer Minute ist das Katana 2 größenmäßig angepasst. Es wird lediglich die untere Befestigungsplatte mit den Gurtansätzen in vorbereiteten Schlaufen verschoben, neu eingefädelt und mit einer großzügigen Kletthalterung fixiert. Einfacher und schneller geht’s nicht.

Auch das Verstauen des Tarierbleis ist kinderleicht. Unter der Polsterung des Rückgrats sind 4 Bleitaschen mit Klettverschlüssen vorbereitet. Je Tasche können – wie im Test festgestellt – bis zu drei Kilo Blei verstaut werden. Softblei wäre zu bevorzugen oder Plattenblei, das sich in der Form einfach anpassen lässt. Dank der 4 Taschen kann das Blei zur optimalen Unterstützung der Tauchlage auf den Punkt verteilt werden. Mit Blick auf das Tauchen mit Trockentauchanzug sind 12 Kilo maximaler Bleimenge sicherlich ausreichend.

Bei den Bungeebändern zur Fixierung der Flaschen an den Ventilen hat man mit einem Durchmesser von 8 Millimetern zwar geklotzt, die Zugkraft ist aber zu lasch, zu weich, der Zugweg zu lang. Das leisten 5 Millimeter Bungees auch. Das kommt vielleicht anfangs Sporttauchern entgegen, aber das Ziel, die Flaschen während des Tauchgangs immer in optimaler Linienführung parallel am Körper zu halten, ist so kaum zu erreichen. Für den Anfang mags reichen, etwas fortgeschritten sollten vom User „härtere“ Bungees eingezogen werden.

Die Kontur der Blase ist in der Sidemount  Community auch immer ein Thema. Hier ist keinesfalls ein Kompromiss erkennbar, der das Katana 2 an ein Sporttauchniveau fesselt. Ganz im Gegenteil. Von möglichen 5 Punkten gebe ich hier überzeugt 4,5 Punkte. Das zeigt bei diesem Produkt auch deutlich, dass Umsteiger und Einsteiger hier nicht mit Kompromisslösungen abgespeist werden, weil sie es anfangs nicht besser wissen. Und genau das ist wichtig, dass man am Produkt seiner Wahl lange Spaß hat.

Hollis ist beim Katana 2 – ich sage es mal so – detailverliebt. Was auf den ersten Blick wie die Kopie eines Wettbewerbsprodukts wirkte, löste sich schnell auf. Da wurde viel nachgedacht, getüftelt und Möglichkeiten eingebracht, die dem User im Rahmen seiner eigenen Entwicklung und fortschreitenden Ansprüchen jetzt schon die Zukunft offen stehen lässt. Im System sind im Rückenbereich Schlaufen eingearbeitet, die die Tanks von Lampen und Heizsystemen anzubringen ermöglichen, auch Argonflaschen zur Wärmeisolierung eines Trockis finden hier ihren Platz.

Was vielleicht nur Spezialisten an dieser Stelle anspricht, auch für die Anbringung eines Sidemount Rebreathers sind entsprechende Befestigungspunkte vorbereitet.

Heavy Duty erscheint die Fertigungsqualität. Doppelnähte sind Standard an der Außenhülle und der Komponenten. Langlebigkeit dürfte garantiert sein. Und noch ein Detail, das man nur selten sieht, das Katana 2 wird in einem Sack ausgeliefert, der im Boden einen Netzeinsatz hat. Da kann Wasser ablaufen und beim Lagern ist es belüftet.

Geht es um die Kaufentscheidung muss nur noch überdacht werden, ob das Katana 2 mit einer oder mit zwei Blasen bestellt wird. Der Auftrieb insgesamt von 18 Kilo / 180 Newton bleibt davon unberührt. Die zweite Blase wäre ein Backup. Ein Trockentauchanzug wäre ebenso fürs Tarieren ein Backup. Als Sporttaucher hat man üblicherweise eine Blase im Jacket. Das reicht dann auch. Will man seiner Wrackleidenschaft mit dem Katana 2 in wohltemperierten Gewässern intensiv nachgehen, dann kann die zweite Blase ein gutes Gefühl vermitteln.

Fazit

Das Katana 2 hat mich überrascht. Positiv. Viele Details charakterisieren es als eigenständiges Produkt und nicht als Kopieverschnitt von a, b oder c. Wenn immer von Sporttauchern als Zielgruppe gesprochen wurde, muss ich hier den Rahmen nun doch erweitern. Auch technische Taucher und Mischgastaucher bis hin zum Sidemount Rebreather können sich für das Katana 2 interessieren. Die mögliche Menge der anzuhängenden Flaschen lässt das zu. Einfache Wrack- und Höhlenpenetrationen sind absolut machbar.

 

Fakten

  • Hersteller: Hollis
  • Typ: Sidemount Tariersystem Katana 2
  • Auftrieb max: 18 Kilo / 180 n
  • Blei max: 12 kg
  • Größe: universal, vom User einfach anzupassen, Q.F.S. Quick Fit System
  • Inflator: Standard
  • Schnellablass: 2
  • Gurtführung: Y und H vom User einfach anzupassen
  • Blase: 1 oder 2
  • Flaschen: 4
  • Preis: ab ca. € 590,-

https://www.hollis.com/product/sms-katana-2/

 

Florian Eschenlohr

UW – Josef Krottenthaler