Rotes Meer – Streik der Tauchbasen in Ägypten

Das Prinzip „Friss oder stirb“ stößt auf erheblichen Widerstand

Dass Ägypten äußerst erfinderisch ist, seine leere Staatskasse mit von heute auf morgen erhobenen Gebühren aufzufrischen, ist vielen ans Rote Meer reisenden Tauchsportlern bekannt. Morgen, am 28. Dezember 2019, soll ein Erlass in Kraft treten, der nur zwei Tage vorher veröffentlicht wurde. Ab dann sind tägliche Gebühren für Schnorchler, Gerätetaucher und nach Größe gestaffelt für die Tauchschiffe zu entrichten. Mit einem zweitägigen Streik reagieren die Tauchbasen und Tauchcenter auf diese willkürliche Aktion, die nachgerechnet deutliche Spuren in der Reisekasse hinterlässt.

Diese Einigkeit gab es noch nie unter den Tauchbasen in Ägypten. Ein zweitägiger gemeinsamer Streik soll den verantwortlichen Politikern ein deutliches Zeichen sein, dass von heute auf morgen geltende zusätzliche Abgaben inakzeptabel sind. Am 28. und 29. Dezember 2019 werden keine Tauchausfahrten veranstaltet.

Pro Schnorchler und Taucher, die mit einem Boot, egal ob Zodiac oder Tauchschiff an einen Tauchplatz gebracht werden, verlangt Ägypten 5,00 USD täglich, Boote werden je nach Größe mit 10,00 USD bis 60,00 USD berechnet. Um eine Ausfahrt überhaupt starten zu können, muss die Genehmigung der Küstenwache vorliegen, der nun vorab die Menge der Taucher anzumelden ist. Und natürlich kostet das alles noch zusätzliche Gebühren.

Die neuen Aufschläge werden als Umweltabgabe bezeichnet, doch es gibt keinerlei Konzept, wie die Einnahmen tatsächlich dem Umwelt- oder Meeresschutz zugutekommen sollen. Mit dieser Aktion richtet sich Ägypten direkt gegen den wichtigsten und zugleich treuesten Kreis von Touristen, der seit vielen Jahren einen nicht unerheblichen Teil der Staatseinnahmen generiert.

Wie man annehmen muss, werden Tauchtouristen, ob nur mit ABC oder mit Gerät unter Wasser, in den Amtsstuben als besonders wohlhabend eingestuft. Die Gebühren können die Basen nicht kompensieren, sie werden direkt an die Gäste weitergegeben, was pro Tauchtag und Person in der Mehrheit der Fälle zusätzliche Ausgaben in Höhe von 12,00 USD oder € 11,00 ausmacht. Für ein Paar mit 10 Tauchtagen werden dann etwa € 220,00 an willkürlich erhobenen Gebühren fällig.

Dass das nicht hinnehmbar ist, steht außer Zweifel und so bitten alle Basen und Tauchcenter um Verständnis für den Streik. Wer seinen Aufenthalt in einem Resort / Hotel mit Hausriff verbringt, sollte die Gelegenheit nutzen, auf kurzem Weg abzutauchen. Tauchgänge ohne Bootsbenutzung sind von der aktuellen Maßnahme ausgenommen. Möglicherweise versuchen die Basen landgestützte Tauchgänge zu organisieren, mit klimatisierten Kleinbussen für die Taucher und Pickups für das Equipment.

Ein von den Vertretern der Tauchbasen gefordertes Gespräch mit dem Gouverneur von Hurghada wurde zunächst für Sonntagabend bestätigt, nun aber auf den Samstag vorgezogen. Inwieweit der Tourismusminister in diesen Vorgang involviert ist, bleibt zurzeit unklar.

Uns vorliegenden Informationen nach beteiligen sich auf jeden Fall alle betroffenen deutschsprachigen Basen und Tauchcenter, die Tagesausfahrten anbieten.

 

UPDATE 30.12.2019

Wie von Tauchbasen aus Ägypten berichtet wird, sind die neuen Gebühren vorerst vom Tisch. Das als Ergebnis der Gespräche und Verhandlungen, das am Sonntag um 22:00 Uhr mitgeteilt wurde. Die Tauchbasen und Tauchcenter sind dankbar für das gemeinsame Handeln, was die Position in den Gesprächen mit den Vertretern des ägyptischen Staates deutlich verbesserte. Ebenso danken sie den ägyptischen Gesprächspartnern, die nun die Situation neu bewerteten und den Erlass zurücknahmen.

UPDATE 31.12.2019

Wen wundert es, dass die Kuh in der Sache “Riffgebühr” doch noch nicht vom Eis ist? Wohl niemand, der Ägypten kennt. Die Gebühr wurde, wie jetzt bekannt wird, nur für zwei Tage ausgesetzt, bis heute, 31.12.2019 24:00 Uhr. Es hängt nun von einem für heute 19:00 Uhr anberaumten treffen zwischen der zuständigen Ministerin, Vertretern weiterer Regierungsorganisationen und der CDWS als Vertreter der Tauch- und Schnorchelanbieter ab.

UPDATE 1.1.2020

Im Streit um die neuen Gebühren eines aus dem Zylinder gezauberten Nationalparks, dessen Ausdehnung der Reichweite von Hurghada aus ablegender Tagesboote entspricht, wurde am Silvestertag ein Kompromiss ausgehandelt. Das Ergebnis macht nicht glücklich und ist auf zunächst 6 Monate zeitlich begrenzt. Nun gilt, dass Tauchboote bis 25 Meter Länge von Sonderabgaben befreit sind, jedoch Taucher wie Schnorchler pro Tag US$ 2,50 zu entrichten haben. Vielfach eingesetzte Tagesboote mit einer Länge von 27,4 Metern kosten nun US$ 20,- pro Tag zuzüglich der Gebühren für die Tauchgäste. Die Tauchplätze Abu Kafan und Panoramariff zählen (noch!) nicht zum Nationalpark und sind somit frei von zusätzlichen Abgaben für Boot und Gäste. Die anfallenden Gebühren werden allgemein zusätzlich zum Tauchpaket in Rechnung gestellt, was bei Ausfahrten mit Tauchbooten, die länger als 25 Meter sind, was etwa € 7,- pro Tag ausmacht.

 

Michael Goldschmidt