Glamour und Gänsehaut: Man muss wie ein Fisch – oder in dem Fall dem Horoskop nach wie ein Wassermann – in der nassen Welt zuhause sein. Über Nadine Werner kann man glattweg sagen, dass sie als Nixe geboren wurde. Wie stets sind es die Zufälle, die im Leben eine große Rolle spielen, so auch für die sympathische junge Frau aus Jena.
Zuhause ist Nadine Werner in der ganzen Welt und weil sie so oft auf Reisen ist, um vor allem vor Unterwasserkameras zu arbeiten, genügen ihr die 11 m² in der WG in Leipzig allemal. Nadine ist eine Powerfrau, die gerne lacht und das Gefühl einer zufriedenen Unbekümmertheit ausstrahlt. Sie weiß, was sie will und macht sich keine Sorgen über ungelegte Eier.
Wie sie selbst sagt, ist ihre Veränderung vom Mauerblümchen, als das sie sich bis etwa zum 18. Lebensjahr empfand, schon enorm. Als Unterwassermodel international gebucht zu werden, das hätte sie sich nie träumen lassen, auch wenn sie schon relativ früh die Liebe zum Tauchsport entdeckte. Als Divemaster hat sie nicht nur unzählige Tauchgänge von Gästen einer Basis in Löbejün begleitet, das Rote Meer oder die Philippinen sind ihr aus dieser Sicht ebenso geläufig.
Ihre kaufmännische Ausbildung wäre zwar Rückhalt für eine „normale“ Berufsausübung, doch so lange sie als Model über und unter Wasser gebucht wird und für Aufträge auch spontan zur Verfügung stehen muss, ist das mit einer Festanstellung nicht vereinbar. Also ist Nadine flexibel und passt Jobs in Leipzig mit Shootings irgendwo im In- und Ausland an.
Die klassische Frage lautet natürlich: Wie wird man Unterwassermodel? Denn mit diesem Gedanken tragen sich immer wieder junge Frauen, die mit dem Tauchsport in Berührung kamen und einen Hauch des Glamours erfahren wollen, der sich um diesen Broterwerb rankt.
Vier Dinge gehören dazu: Absolute Vertrautheit mit den Bedingungen unter Wasser – Vertrauen in die Sicherungstaucher beim Shooting, die für die Luftversorgung zuständig sind – professionelle Arbeitsweise auch unter schwierigen Bedingungen – Frieren als Gefühl zuzulassen ist reiner Luxus.
Eine Kleinanzeige brachte die passionierte Wasserfrau auf den Weg nach Fernost und machte sie letztendlich zur Nixe. Ein UW-Model war gesucht worden und es stand die Frage im Raum, wie lange sie die Luft anhalten könne. Bis dato hatte sie das nicht interessiert, jetzt wollte oder sollte sie es wissen. Sie nahm eine Kamera mit in den Pool und startete die Videofunktion. Nach drei Minuten war der Speicher voll, Nadine aber immer noch nicht atemlos. Damit stand beweisbar fest, dass sie mindestens drei Minuten ohne Luftversorgung agieren kann, ein Spitzenwert.
Auf den Philippinen sollte sie dann auch Models ausbilden. Kein leichtes Brot, die erste Kandidatin konnte nicht einmal richtig schwimmen. Macht aber nichts für die positiv denkende und vom Fernweh beseelte Nixe, denn jetzt kamen die internationalen Angebote und Kontakte nach und nach auf sie zu.
Praktisch veranlagt entwarf sie ihr Nixenkostüm und ließ es Realität werden. Es wirkt so echt, dass sich selbst Putzerfische beim Einsatz im Meer zwischen ihre Kunstschuppen schieben und fast enttäuscht mit leerem Maul wieder das Weite suchen.
Ihre Ausstrahlung als leibhaftige Nixe genießt sie immer wieder leicht amüsiert, liegt sie vor oder nach einem Shooting am Strand und wartet auf die Helfer, die ihr beim Kostümwechsel zur Seite stehen müssen. Beobachter der Szenerie bleiben stehen, Digitalkameras entfachen ein bildproduzierendes Stakkato und Kids starren ungläubig mit offenem Mund auf die Schöne aus dem Wasser. Es gibt sie also doch, die Meerjungfrauen aus Märchen, Komik oder Zeichentrickfilm.
Nadine hat mit ihrem Nixenkostüm im Gepäck den Globus umkreist und vom ersten Test der noch nicht mit Ausgleichgewichten austarierten Schwanzflosse in über 30 Meter Tiefe brachte zunächst nur schmerzliche Erfahrungen, weil der unberechnete Auftrieb die Mermaid an eine Höhlendecke heftete.
Der Umgang mit ihrem märchenhaften Antrieb ist längst Routine, ohne den der so erotisch entspannte Gesichtsausdruck bei Fotoproduktionen auch nicht möglich wäre.
Für die Kameras gesehen zu werden ist nur die halbe Miete, für die Kameras zu sehen, die andere. Kaum zu glauben, aber für UW-Models ist es eine der schwierigsten Übungen, den Eindruck zu erzeugen, als sähen sie alles so scharf und deutlich, wie an der Oberfläche. Aber auch Profinixen haben nur einen verschwommenen Eindruck ihrer Umgebung, den man aber professionell zu überspielen hat. Man muss sich die Fotos von Nadine in Action nur ansehen und darauf hin überprüfen, die hautnahe Einbindung des Betrachters durch ihren klaren, strahlenden Blick ist umwerfend. Und unter diesen schwierigen Umständen muss man dem Fotograf immer wieder neue Positionen und Situationen anbieten, dabei spüren, welche Bewegungsrichtung oder Einbeziehung des Tageslichts und des Ambientes das Ergebnis optimieren.
Das stundenlange posen ohne Tauchmaske oder Schwimmbrille bringt natürlich immer heftig gerötete Augen mit, es juckt und man möchte eigentlich abbrechen, doch im Profigeschäft muss man durch den Termin, denn die Location, das Team, das Licht sind auf einen festen Zeitabschnitt ausgerichtet. Outdoor muss der Sonnenstand stimmen, Pools und Hallenbäder stehen meist nur nachts, nach dem öffentlichen Badebetrieb, zur Verfügung.
Manchmal lassen aber auch Fotografen mit übervollem Terminkalender keine Zeit für richtig intensives Arbeiten, das Glamour- oder Beauty- Shootings erfordern. So etwa in den Cenoten, wo bei einem Termin für sie unerwartet zeitgleich noch ein weitere Bildproduktion mit einem Apnoetaucher anstand.
David Benz, freier Mitarbeiter unserer Redaktion und Nixenspezialist hat die ersten Produktionen mit Nadine fotografiert. Deren Kreativität ergänzt sich ideal und markiert auch international höchste Qualität.
David Benz www.art-and-water.de
Beitrag erstellt 12.2009