Jede vierte Wal- und Delfinart vom Aussterben bedroht

Täglich verliert die Erde über 100 Arten

GRD Meeresschutz Delfine Wale

Die Menschheit hat seit 1970 rund 70 Prozent aller beobachteten Populationen von Säugetieren, Fischen, Amphibien, Vögeln und Reptilien zerstört. Trotz aller Warnungen von Umweltschutzverbänden und Wissenschaft setzt sich der Verlust der Biodiversität gnadenlos fort, sodass heute mehr Arten denn je vom Aussterben bedroht sind – darunter jede vierte Wal- und Delfinart.

In den kommenden Jahrzehnten sind mindestens eine Million Arten vom Aussterben bedroht, wenn sich der Zustand unserer Ökosysteme weiterhin verschlechtert. Diese Schätzung wurde 2019 im Rahmen eines richtungsweisenden UN-Berichts abgegeben. Trotz dieser erschütternden Prognose, die in letzter Konsequenz auch die Existenz der Menschheit bedroht, sterben weltweit weiterhin täglich rund 150 Arten – Tiere wie Pflanzen – aus. Eine Trendumkehr ist nicht erkennbar, wie aus der im Dezember 2023 aktualisierten Roten Liste des IUCN (International Union for Conservation of Nature) hervorgeht. In dieser werden mehr als ein Viertel aller Arten als bedroht eingestuft.

Dieser Wert deckt sich mit den Daten zum Erhaltungszustand und dem Risiko des Aussterbens von Walen und Delfinen. Demnach sind 26 Prozent aller Cetaceen gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. 2008 lag dieser Wert um sieben Prozentpunkte niedriger, 1991 gar um elf. Dokumentiert wurde dies in der Studie „Red-list status and extinction risk of the world’s whales, dolphins, and porpoises“ vom 29. Mai 2023.

Die Autor:innen der Erhebung betonen zudem, dass für rund zehn Prozent der Wal- und Delfinarten nur unzureichendes Datenmaterial vorliegt, jedoch davon ausgegangen werden muss, dass zwei bis drei Prozent dieser Arten ebenfalls bedroht sein könnten. Weiterhin ist der Studie zu entnehmen, dass sich der Erhaltungszustand von 20 Prozent aller Wal- und Delfinarten seit 2008 verschlechtert hat.

Fünf Beispiele für sehr stark gefährdete Delfin- und Walarten

  • Am Rande seiner Ausrottung steht der Vaquita. Lediglich zehn bis zwölf Individuen des kleinsten Meeressäugers auf unserem Planeten sollen noch im Golf von Kalifornien leben. Ein striktes Verbot der Kiemennetzfischerei im Vaquita-Habitat gepaart mit wirksamen Kontrollen sind Grundvoraussetzungen, um die Population des Kalifornischen Schweinswals überhaupt noch retten zu können.
  • Nur wenig größer als der Vaquita und gleichfalls stark gefährdet ist der Ostsee-Schweinswal. Die Population der sogenannten „Deutschland-Wale“ in der mittleren und östlichen Ostsee soll nur noch rund 300 bis 500 Tiere umfassen.
  • Von 14 auf 13 Individuen ist im Februar 2024 die Gruppe der Irawadi-Delfine im thailändischen Songkhla-See gesunken, wodurch das Aussterben dieser seltenen Süßwasserpopulation weiter vorangetrieben wird.
  • Die kleinsten auf unserem Planeten lebenden Delfine sind die Maui-Delfine, eine nördliche Unterart des neuseeländischen Hectordelfins mit einer Größe von gerade einmal 1,3 Metern. Diese Population gehört gleichzeitig zu den seltensten Delfinen mit einer Bestandsgröße von lediglich 50 Individuen.
  • Der Nordatlantische Glattwal, auch „Atlantischer Nordkaper“ genannt, ist einer der am besten untersuchten und am stärksten gefährdeten Großwale der Welt. Die heute noch lebenden rund 250 Tiere sind die wenigen Überlebenden von fast 1.000 Jahren kommerzieller Ausbeutung.

Dringender Handlungsbedarf

Der Kampf gegen die Altlasten der Fischerei, wie ihn unter anderem die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) seit 2019 in Form von Geisternetz-Bergungsaktionen vor Rügen führt, ist ein Ansatzpunkt, um der enormen Bedrohung für die marine Artenvielfalt etwas entgegenzusetzen. Viele weitere Maßnahmen sind notwendig

  • die Errichtung von Meeresschutzgebieten
  • das Durchsetzen von nachhaltigen Fischereipraktiken
  • die rigorose Reduzierung der Meeresverschmutzung
  • die Erhaltung und Wiederherstellung wichtiger Lebensräume, wie Korallenriffen, Seegraswiesen oder Mangrovenwälder

 

Die PM wurde redaktionell überarbeitet.

 

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