1.120 Kilometer in neun Tagen gemeistert, hunderten Kindern die dringende Notwendigkeit des Schutzes unserer Meere vermittelt und ein jüngst aus der Ostsee geborgenes Geisternetz medienwirksam präsentiert, um die Versäumnisse der Politik anzuprangern: Die Aktion „Geisternetz on Tour“ der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD), bei der vom 1. bis zum 9. Oktober ein ehemals für die Meereslebewesen gefährliches Fischernetz von Rügen nach München transportiert wurde, hat alle Erwartungen übertroffen.
„Tödliches Plastik – wer sich darin verfängt, kommt nicht wieder frei“
Ein beträchtlicher Anteil des Mülls in den Weltmeeren stammt aus verloren gegangener Fischereiausrüstung – und jährlich kommen rund eine Million Tonnen an Fischernetzen hinzu. Diese herrenlosen Geisternetze gefährden über 500 Tierarten unmittelbar und töten jedes Jahr mehr als 136.000 Seehunde, Seelöwen, Delfine, Wale und zusätzlich Millionen Vögel, Schildkröten und Fische. „Tödliches Plastik – wer sich darin verfängt, kommt nicht wieder frei“, brachte es Sigmar Solbach, erster Vorsitzender der GRD, bei der Abschlussveranstaltung der Aktion „Geisternetz on Tour“ auf den Punkt. Solbach informierte das Publikum darüber, dass allein in der Ostsee jährlich 5.000 bis 10.000 Netze und Netzteile verloren gehen und dass die Regierenden in Berlin tatenlos zusehen. „Die Bergung der gefährlichen Altlasten aus der Fischerei wälzt die Politik auf Umweltschutzorganisationen wie uns ab, die ihre Arbeit wiederum aus Spenden finanzieren.”
Die Öffentlichkeit über diesen Missstand zu informieren und gleichzeitig die große Bedrohung durch Geisternetze für die marine Artenvielfalt in der Ostsee darzulegen, das waren die zentralen Ziele der neuntägigen Aktion. Im Mittelpunkt standen der Münchner Malermeister und GRD-Unterstützer Ralph Kilian sowie sein E-Lastenrad, in das am 1. Oktober ein über 30 Jahre altes Nylon-Schleppnetz aus DDR-Bestand verladen wurde. Dieses wurde zwei Tage zuvor von ehrenamtlichen Taucher:innen der GRD vom Grund der Ostsee unter herausfordernden Bedingungen geborgen. Von Sassnitz aus startete Ralph Kilian seine Tour gen Süden, auf der er sowohl interessierten Passant:innen als auch zahlreichen Lokalredaktionen Rede und Antwort über die Aktion und die großen von Geisternetzen ausgehenden Gefahren stand. „Ich möchte auf die Umweltproblematik in der Ostsee aufmerksam machen und hoffe auf diese Weise, Menschen dahingehend zu motivieren, in Zukunft bewusster zu leben“, erklärt Ralph Kilian.
Ein Höhepunkt der Tour war der Besuch der Berliner Sachsenwaldgrundschule. Die Schüler:innen interessieren und engagieren sich sehr für den Meeresschutz und haben die GRD eingeladen, im Rahmen einer Schulversammlung am 4. Oktober über den Zustand der Ostsee und die Bedrohung durch verlorengegangene Fischereiausrüstung zu berichten. Darüber hinaus hatten die 350 Kinder Gelegenheit, das im Lastenrad transportierte Geisternetz aus der Nähe in Augenschein zu nehmen. Die Grundschüler:innen verfolgten die Ausführungen sehr interessiert und übergaben der GRD im Anschluss einen Spendenscheck in Höhe von 2.000 Euro für das „Projekt Geisternetze“.
1.120 Kilometer, 9 Etappen, 1 Ziel: FÜR MEER LEBEN
Die junge Generation für den Schutz der Meere und ihrer Bewohner zu sensibilisieren, stand auch im Fokus der Abschlussveranstaltung der Aktion am 9. Oktober in der Rudolf-Steiner-Schule München-Daglfing. Als Ralph Kilian hier um 9 Uhr morgens nach gefahrenen 1.120 Kilometern in neun Tagen eintraf, erhielt der Münchner von 60 Schüler:innen, Lehrkräften und Eltern Standing-Ovations. Über die unfallfreie und sichere Rückkehr freute sich ganz besonders seine Tochter Finja, die Schülerin an der Waldorfschule und maßgeblich verantwortlich für Kilians Engagement ist. Nachdem das Geisternetz auf dem Pausenhof ausgebreitet wurde, beantworteten Ralph Kilian und Diplom-Biologin Verena Platt-Till (GRD) zahlreiche Fragen der Schüler:innen zu Plastikmüll und Mikroplastik in den Meeren, der Bedrohung der marinen Artenvielfalt in der Ostsee und zum Upcycling der aus der Ostsee geborgenen Geisternetze.
Großartige Unterstützung zahlreicher Personen und Unternehmen
Das von Ralph Kilian quer durch Deutschland transportierte Fischernetz wird derzeit in der Rudolf-Steiner-Schule München-Daglfing ausgestellt, damit alle der insgesamt rund 700 Schüler:innen sich über die herrenlosen und für Robben, Schweinswale, Dorsche und Vögel so gefährlichen Altlasten der Fischerei informieren können. Anschließend wird das Netz den GRD-Partner:innen ColorSwell Handmade Design und Voice of the Seas übergeben, die es zu verschiedensten Accessoires upcyceln werden.
Die Aktion „Geisternetz on Tour“ wäre ohne den Einsatz und das Engagement einer Vielzahl an Unterstützer:innen und Unternehmen nicht möglich gewesen. Die GRD bedankt sich bei
- Ralph Kilian für seine beeindruckende Leistung und seinen großen Beitrag für den Meeresschutz
- unserem Projektpartner Wolfgang Frank und den ehrenamtlichen Taucher:innen, die das Geisternetz am 29. September aus der Ostsee geborgen haben
- Robert Röske (Tauchbasis Dive Baltic Sea Rügen) für das Videomaterial
- Kevin Burmester für die Unterwasser-Fotos
- Andreas Triebel und der DLRG Halle-Saalekreis e.V. für das Bereitstellen medizinischen Notfall-Equipments für die Sicherheit aller beteiligten Taucher:innen
- den Schüler:innen und Lehrkräften der Rudolf-Steiner-Schule München-Daglfing, insbesondere den Gründer:innen der AK Umwelt und Nachhaltigkeit, Herrn Christian Wallner und seiner Frau Angela, sowie allen beteiligten Eltern
- den Best Western Hotels in Berlin (Kantstraße) und Wittenberg sowie dem mein.Lychen in der Uckermark und dem Hotel Abenstal in Au in der Hallertau für die Gratis-Übernachtungen für Ralph Kilian
- Munix Finest Bicycles für das Sponsoring von Fahrrad-Akkus
der Deutschen Postcode Lotterie für die langjährige Förderung der GRD-Geisternetzbergungsaktionen sowie bei allen Unterstützer:innen, die die Arbeit der Münchner Meeresschützer:innen erst möglich machen.
GRD
siehe Bildbeschriftung