Cäsar mag verzeihen, dass für den Suunto Ocean sein überliefertes Statement zum Erscheinen zur richtigen Zeit am richtigen Ort den Titel der Teststory kurz und präzise einleitet. Fast aus dem Nichts erschien der Suunto Ocean auf der Bildfläche, wirklich überraschend. Denn sonst ist die Tauchszene oft voller Ratsch und Tratsch und zeichnen sich große Ereignisse ab, brodelt es lange in der 3 Sterne Gerüchteküche, bevor tatsächlich serviert wird. Die Finnen hielten aber den Ball flach und nun kann ein großes Ergebnis auf den Tisch gelegt werden, das auch noch bezahlbar ist.
In der Ruhe liegt die Kraft, das mag die Entwicklungsingenieure von Suunto inspiriert haben, natürlich auch die für die Finanzen zuständigen Entscheidungsträger. Den finanziell langen Atem verdankt das Unternehmen wohl dem neuen Eigentümer Liesheng Technology, das Suunto 2022 kaufte. Das Know How ist aber unbestritten in Finnland und bleibt auch dort, denn nur von Europa aus kann der diffizile Tauchsportmarkt beobachtet und erkannt werden, was die Kunden erwarten. Und was in Europa gut verkauft werden kann, hat auch alle Chancen auf den Weltmärkten.
Unbestritten ist der Tauchsportmarkt in China aktuell in einem enormen Wachstum begriffen, nicht umsonst gehört auch PADI chinesischen Investoren. Diese Hintergründe sollte man kennen, um zu verstehen, warum die Präsentation des Suunto Ocean etwas länger dauerte, denn da galt es auch ganz klar den Garmin Tauchcomputer zu analysieren, um schließlich ein Produkt vorzustellen, das den bis dahin allein agierenden sehr hochpreisigen Mitbewerber die Stirn zu bieten.
Der Suunto Ocean macht schon beim Auspacken Spaß, denn hier ist für einen beeindruckenden Auftritt gesorgt worden, der irgendwie an die erste Berührung mit einem iPhone emotionale Parallelen spüren lässt. Und da ist er nun, der Suunto Ocean, getrennt von seinem schwarzen Armband schlummernd in der edlen Box.
Es gibt zwei ansprechende Farbvarianten für das Gehäuse mit Armband: Schwarz und „Sand“ (siehe Bildleiste). Farblich mehr Gestaltungsspielraum erlauben diverse farbigen Armbänder (optional), die Suunto im Angebot hat. Uns erreichten Bänder in gelb, rot und türkisblau, die zum schwarzen Gehäuse des Ocean gut passend ein individuelles Aussehen des Tauchcomputers ermöglichen. Das dürfte Taucherinnen besonders gut gefallen.
Der Suunto Ocean ist keinesfalls nur ein Tracker für unzählige Sportaktivitäten mit zusätzlicher GPS Funktion, die auch einen Tauchmodus bietet. Hier steht das Thema Tauchcomputer an erster Stelle mit Features, die auch ambitioniertes Sporttauchen mit verschiedenen Nitroxgemischen bedienen, Tankdruckdaten mit optionalen Sendern übermitteln und umfassend Freitauchänge begleiten.
Wir sind so frei
Dem Thema Freitauchen mit dem Suunto Ocean haben wir uns unmittelbar nach Erhalt mit Testeinsätzen gewidmet, denn hier markieren Computer im Uhrenformat den absoluten Standard. Allerdings sind alle Geräte, die aktuell ein Farbdisplay bieten, nicht auf Freitauchaktivitäten allein spezialisiert, auch nicht der Suunto Ocean. Das Einsatzlimit liegt bei 60 Metern Tauchtiefe – wie auch bei der Berechnung von Gerätetauchgängen – was aus unserer Sicht nur eine marginale Nutzungsbeschränkung darstellt. Wer als Freitaucher größere Tiefen anstrebt, zählt zur Profiliga und wird sich gezielt mit einem anderen Computer ausstatten, wobei dessen Tauchgänge real durch andere Methoden überwacht und gemessen werden.
Da gibt es aber eine wunderbare große Kleinigkeit bei der Verwendung des Suunto Ocean generell beim Apnoeeinsatz und vor allem ein Plus++ für das Streckentauchtraining. Die Start- und Aufzeichnungstiefe, bei der der Computer einen Tauchgang anzeigt und berechnet ist wählbar ab 30 Zentimeter. Das ermöglicht die korrekte Ermittlung der Streckentauchzeit in Becken, die in ihrem Längenprofil auch einen flachen Nichtschwimmerbereich haben. Das kann bislang kein anderer Computer.
Die klare, helle und scharfe Anzeige aller Daten auf dem OLED Display hat sofort gefallen, allerdings gab es zunächst auch eine Enttäuschung, da nach Beendigung eines Freitauchgangs nicht die dazugehörige Tauchzeit im Oberflächenmodus angezeigt wurde, wie allgemein üblich. Diese Info musste aus dem Logbuch geholt werden.
Bei Suunto und der betreuenden Agentur ist man aber offen für praxisbezogene Verbesserungsvorschläge und es wurde für das nächste Update eine entsprechende Änderung angekündigt. Dieser Umstand und eine später im Text angesprochene Verbesserung haben schließlich das Erscheinen dieser Testproduktion etwas verzögert. Wir wollen schließlich diesem außergewöhnlichen Tauchcomputer in unserer Betrachtung entsprechend gerecht werden. Und so musste er noch nach Indonesien, um ausführlich Gerätetauchgänge zu dokumentieren.
An die Flasche(n)
Klotzen, nicht kleckern ist die Devise des Suunto Ocean, denn er winkt erst ab, wenn mehr als 5 Luft/Nitrox Gemische bis maximal 99% Sauerstoff für die Berechnung der Atemgasversorgung abverlangt werden sollten. Das ist aber nüchtern betrachtet eher eine utopische Anforderung, denn bei einer maximalen Einsatztiefe des Rechners von 60 Metern langen drei Gemische, wäre der ambitionierte Sporttaucher entsprechend ausgebildet und verantwortungsvoll aktiv.
Finimeter war gestern, der Suunto Tankpod (optional) übermittelt die 1:1 korrekten Druckdaten von der Flasche auf den Ocean direkt aufs Display. Alle Daten (Luftverbrauch, Tankdruck, Tiefe, Tauchzeit) werden dann als Resttauchzeit im Display angezeigt, natürlich dabei berücksichtigt die sichere Aufstiegszeit, eventuell erforderliche Deko, Sicherheitsdekostop und Reserveluftvorrat in der Flasche.
Für ein paar Dollar mehr kann der an Tauchgängen mit mehreren Tanks und Gasgemischen interessierte User 5 Tankpods an den ersten Stufen anstelle von Finimetern anschrauben. Am Suunto Ocean werden beim Gaswechsel – manuell am Gerät zu bestätigen – die Daten für Sättigung, Tauchzeit, Deko, Resttauchzeit usw. aktualisiert.
Ein Wort noch zu Finimetern und digitalen Flaschendruckdaten. Hier gibt es immer wieder Irritationen, werden mechanische Druckmesser und digitale Sender parallel verwendet. Tauchcomputer, die drahtlosen Zugriff auf Flaschendruckdaten ermöglichen, zeigen realistische Ergebnisse an, die auf ein Niveau von 20° C berechnet sind. Mechanischen Finimetern ist eine Abweichung von 15% vom tatsächlichen Flaschendruck als Grenzwert zugesprochen worden. Genauer können sie ohnehin nicht bezahlbar sein.
Der hochwertige Farbbildschirm des Suunto Ocean macht auch Sporttauchern richtig Spaß, die Anzeige kann auch unter extremen Blickwinkeln problemlos erfasst werden und das hochwertige Saphirglas vor dem Monitor reduziert Spiegelungen deutlich.
Klare und eindeutig zuordenbare Anzeigen zu den tauchgangrelevanten Situationen zeichnen das hervorragend gestaltete Farbdisplay aus. Hier hat Suunto wieder ganze Arbeit geleistet.
Orientierung(slos)
Da hat der Suunto Ocean natürlich auch eine Kompassfunktion. Für höherwertige Tauchcomputer kein Problem, diese auch und gerade unter Wasser einsetzen zu können. Ja, klar, die wenigsten Taucher tun das tatsächlich, für sie ist schon über Wasser ein Kompass nur ein althergebrachtes Geschicklichkeitsspiel. Nun gut, über Wasser hat der Suunto Ocean für die vielfältigen Sportmodi den Kompass auf schnellen Weg zur Aktivierung freigegeben: Wisch und weg. Kompass aktiv. Nur, unter Wasser funktioniert das nicht, denn das Display ist dort für Wischfunktionen abgeschaltet…
Wir haben entsprechend interveniert und es wurde zugesagt, dass mit dem nächsten Update eine Kompassaktivierung über Tastenbefehl zur Verfügung stehen wird.
Suunto Ocean möchte neben anderen schon erwähnten Details gegenüber seinem direkten Konkurrenten punkten. Da wäre die Funktion des Tauchgangtrackings. Soll heißen, dass im Logbuch – ohnehin mit der Inbetriebnahme des Computers als App auf dem Smartphone installiert – der Weg des Tauchgangs unter Wasser korrekt grafisch dargestellt wird. Das funktioniert nach Auswertung unserer Tauchgänge noch nicht ganz wie erwartet. Der Weg unter Wasser wird von verschiedenen Sensoren des Suunto Ocean aufgezeichnet, die aber nicht in der Lage sind, allein die Wegstrecke des Tauchers nachvollziehbar aufzuzeichnen. Da fehlen die Kompassdaten, das sollte aber jetzt im Griff sein.
Und danach
Suunto ist mit seinem Ocean schon lange kein „Einzelkämpfer“, der die Installation einer App auf seinem Smartphone verlangt, um überhaupt angesprochen werden zu dürfen. Man kann das für sich selbst analysiert finden wie man will, mir gefällt das nicht wirklich. Wahrscheinlich gehöre ich aber einer step for step aussterbenden Generation an, die selbst bestimmt entscheiden möchte, wo meine Daten gespeichert und zugänglich gemacht werden. Die Finnen und Chinesen wollen es ja allen ganz einfach machen. Logbuch am Smartphone, Daten schnell visualisiert, coole Sache. Aber am Markt leider kein Einzelfall.
Nun, es dauerte lang, bis eine autorisierte und ausführliche Bedienungsanleitung als PDF Datei in deutscher Sprache aus dem Netz geladen werden konnte. Da hatten wir das Testmodell schon länger in der Redaktion vorliegen. Also mussten wir mit unseren Testaktivitäten warten, die bekanntlich nicht am Schreibtisch abgehandelt werden.
Aber, der Suunto Ocean ist, wie auch unser Outdoor – Tester bestätigt, im, am, unter Wasser und im Sportstudio ein zuverlässiger und genauer Partner. Bei allen Trainingseinheiten und auch beim Tauchen wird die Herzfrequenz in das aktuelle Belastungsdiagramm eingerechnet. Abnahmepunkte für den Puls sind direkt an der Unterseite des Suunto Ocean bei Hautkontakt oder über einen optionalen Sensor am Brustgurt. Und ja, diese Belastungsergebnisse fließen insgesamt in die Dekoberechnung ein.
Fazit
Ja, ich finde den Suunto Ocean ein bisschen wie einen Leuchtturm in der Tauchszene. Tolles Produkt, offen in der Kommunikation für softwarebasierende Verbesserungen. 95+ Aktivitätsprogramme in seinem Chip – Portfolio bremsen ihn vielleicht auch bei seinem direkten Mitbewerber aus, Suunto hätte aber auch einen OCEAN verdient, der kompetent „nur“ Frei- und ambitionierte Sporttaucher bedient. Schaun wir mal…
Suunto Ocean
- Helles und großes 1,43″ AMOLED-Touch-Display mit einfach zu bedienenden Tasten
- Einzel- und Mehrgas-Tauchmodi mit Luft- und Nitrox-Unterstützung
- Flaschendruck auf der Suunto Ocean mit Suunto Tank POD
- Tauchtiefenmessung bis zu 60 Meter unter der Oberfläche. Barometrischer Sensor für genaue Höhenmessungen und Sturmalarm für die Oberfläche
- Kostenlose Outdoor-Offline-Karten auf der Uhr, marktführende Genauigkeit
- Wettervorhersage
- Hochwertige Materialien: Saphirglas und Edelstahl
- 95+ Sportmodi zur Auswahl und die Möglichkeit, eigene Modi zu erstellen
- Kabellose Software-Updates via WLAN
Preis ca. € 799,00
Wir haben in unserem Test ausschließlich die tauchspezifischen Details des Suunto Ocean betrachtet.
Michael Goldschmidt
Suunto, Michael Goldschmidt