Apnoe Passion Praxis: Test Cressi Freitauchcomputer KING

Der zweite Cressi Freitauchcomputer mit Taravana Warnung

Cressi hat für die Saison 2022 den Freitauchcomputer KING auf den Markt gebracht. Er ist nach dem 2021 vorgestellten NEPTO der zweite Freitauchcomputer aus Genua,  dessen Rechenmodell das Taravana – Syndrom berücksichtigt und die Gefahr eines Lungenödems beim Tieftauchen nahezu ausschließt. KING wie auch NEPTO haben den fast legendären DRAKE abgelöst, zu einem günstigeren Preis und mit ein paar Funktionen weniger. 

Mit dem DRAKE habe ich aktuell 216 Apnoesessions dokumentiert, der NEPTO kam nun 45 Mal zum Einsatz mit Tauchtiefen bis 20 Meter, der KING durfte den 5 Meter tiefen Pool des Olympiabads ausführlich kennenlernen. Das ist auch für die Beurteilung völlig ausreichend, denn bis auf wenige äußere Merkmale ist der KING identisch zum NEPTO.

Der KING konzentriert sich in seinem Freitauchprogramm auf Aktivitäten unterhalb von 50 Zentimeter Wassertiefe, sprich Strecke (vordergründig Zeitmessung) und Tiefe (bis 120 Meter). Das entspricht den häufigsten Apnoeaktivitäten.

Statik benötigt eigentlich keinen eigenen Freitauch – Menüpunkt wie beim Drake, was sehr bequem die Funktion aufrufen ließ, dafür gibt es aber auch beim KING die Funktionen Chronometer und Countdown. Jetzt muss halt im Menü gezielt die Funktion angesteuert werden mit ein paarmal drücken auf den Auswahlknopf.

Je nach User sind Alarme ein Thema. Das kann ich kurz halten, es können sämtliche Aktivitäten, die mit Tiefe, Tauchzeit, Geschwindigkeit und Oberflächenaufenthalt zusammenhängen individuell mit einem akustischen Alarm verbunden werden. Dazu ein Cressi Highlight, es wird auf Wunsch auch auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hingewiesen. Das finde ich wirklich gut.

Dehydrierung ist grundsätzlich ein Problem, das die Tauchsicherheit berührt. Geht die Zeit des Wasseraufenthalts beim Tieftauchtraining oder bei Tiefenaktivitäten über zwei Stunden hinaus, kann es kritisch werden, denn die Differenz zwischen Wasser- und Körpertemperatur, die langfristig kein Apnoeanzug ignorieren lässt, kurbelt zum Erhalt der Körpertemperatur vor allem die Nierenfunktion an. Dabei wird dem Körper Wasser entzogen, das Blut verdickt, CO² und Stickstoff (als Resultat von Tieftauchgängen) wird stärker gebunden. Das ist schon ein Schritt hin zum Taravana Syndrom, doch dazu später mehr. Denn der KING hat das ebenfalls im Blick.

Auch wenn das Thema Dehydrierung im Detail direkt spürbarer Auswirkung auf die Blase vielleicht nicht unbedingt hier erwartet wird, es ist auch eine Frage der Hygiene und ein Zeichen. Denn im Freiwasser (hoffentlich nur dort) wird der Druck auf die Blase unauffällig abgebaut, ein Anzug bräuchte danach eine ordentliche Reinigung. Aber spätestens jetzt sollte klar sein, dass der Körper dringend wieder Flüssigkeit benötigt, um die weiteren Tauchaktivitäten physiologisch auf der sicheren Seite zu halten.

Non Limit Tauchen, das war ein Angebotsmerkmal für Gerätetaucher an tropischen Basen oder Safarischiffen. Tauchen bis zum Umfallen, das wurde noch heikler, als Tauchcomputer den Markt eroberten. Die Auslastung von Druckkammern weltweit spiegelte den Unsinn des Non Limit Tauchens wieder. Apnoetaucher sind davon jedoch nicht ausgenommen, denn auch sie reichern CO² im Körper an, je öfter sie längere Tieftauchgänge durchführen, ohne adäquate Oberflächenpausen einzuhalten.

Und da sind wir an dem Punkt angelangt, dass es auch für Freitaucher ein Problem der Dekompressionserkrankung gibt. Taravana ist ein sprachlicher Begriff mit Ursprung in Polynesien. Perlentaucher, die zwischen ihren Tauchgängen bis 50 Meter Tiefe nur geringe Oberflächenzeiten einhielten – in der Regel nur wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten – addierten bei 50 – 100 Tauchgängen pro Session so viel Stickstoff, dass sie von Schwindel bis hin zu starken körperlichen Symptomen auffällig wurden und auch ärztlich behandelt werden mussten.

Cressi hat sich auch beim KING dem Taravana Syndrom angenommen. Als Ergebnis ist eine Taravana – Warnung in Stufen von 1 – 8 im Tauchprogramm integriert. Voreingestellt ist Stufe 1, die zwischen Tauchgängen (unabhängig von der Tiefe) eine Erholungszeit an der Oberfläche von zwei Minuten vorgibt, in Stufe 8 sind es 5 Minuten. Also insgesamt ein persönlicher Faktor.

Im KING PC Logbuch habe ich dann bei einigen Sessions Taravana – Warnungen angezeigt bekommen. Immer darauf zurückzuführen, dass die Oberflächenzeit im Verhältnis zur vorangegangener Tauchzeit und Tiefe bereits im Level 1 unterschritten worden war. Das hat ein Umdenken in meinem eher liberalen Trainingscoaching ausgelöst, so dass jetzt nicht allein bei Statiktauchgängen auf die Einhaltung der mindest erforderlichen Erholungsphasen geachtet wird.

Beim KING geht es wie beim NEPTO tiefer ins physiologische Umfeld. Je nach Sensibilisierung, sprich Aktivierung von Zusatzmodulen zum reinen Freitauchmodus, entwickelt dieser Freitauchcomputer eine auf den User angepasste Persönlichkeit. So ganz „nebenbei“ erinnert der KING daran, die Flüssigkeitsaufnahme nicht zu vernachlässigen und wer als Freitaucher im Meer auf die Gezeiten achten muss (Strömungen!), der kann das für den jeweiligen Standort im Computer eintragen und abrufen.

Ein tiefer Blick aufs Display des KING – Ablesbarkeit, Anordnung der Anzeigen, Anzeigenauswahl voll in Ordnung.

Um ein Lungenödem beim Tieftauchen möglichst zu vermeiden (Flüssigkeitsübertritt in der Lunge), hat Cressi auch dem King eine Funktion spendiert, die abhängig von der angestrebten Zieltiefe drei vorbereitende Tauchgangtiefen generiert. So wird der Körper Schritt für Schritt vorbereitet, das Risiko eines Lungenödems wird minimiert.

Praxis

Eigentlich ist schon alles zum KING gesagt. Vielleicht noch ein Wort zur Bedienbarkeit. Ich habe im Apnoeteam einen IT geprägten jungen Buddy. Ohne Anleitung hat er nach wenigen Minuten alles durchgedrückt und voll im Griff. Also funktioniert das intuitive Bedienungskonzept – bei jungen Apnoe – Nerds.

Installation und Einrichtung des Interface zum Auslesen des Logbuchs sind barrierefrei, alles läuft nach Abschluss der Einrichtung wie gewünscht.

Die Ruhezeit zwischen Taucheinsätzen verbringt der KING in einer hochwertigen, gepolsterten Box. Der Displayschutz wird mitgeliefert und vergrößert die Anzeige zusätzlich. Ein Edelstahlrahmen schützt des Display wirksam. Und das neue Armband ist einfach traumhaft zu tragen.  Das neue Armbandmaterial aus Silikon und Polyamid (zur Vermeidung von Rissen und Brüchen), mit Schnalle aus Edelstahl, extrem weich und robust, gefällt ganz besonders.

Fazit

Der aktuell coolste Freitauchcomputer findet mit seiner umfassenden Uhrenfunktion auch im täglichen Leben Platz am Arm. Zwei Druckschalter mindern zwar den Komfort in der Bedienung als Tauchcomputer, aber die online auf der Cressi Website herunterladbare Bedienungsanleitung hilft kompetent weiter. Die Schnellanleitung, dem KING in der Produktverpackung beigefügt, schmeißt man besser weg, die versteht wahrscheinlich nur ein grafikorientierter Autist, wenn er grad Lust hat. Für uns ist der KING ein weiterer wichtiger Begleiter geworden. Das Auslesen der Tauchgangdaten über das optionale Interface (USB oder bluetoth) in die Cressisoftware zeigt alle möglichen Facetten der Tauchgänge.

KING uvb: € 260,-  inkl. Box für Computer und Displayschutz

Alle Infos zum Cressi KING

https://www.cressi.com/

Petra Ney, Michael Goldschmidt
Cressi, UWW