Antrieb 3.0: SCUBAPRO Seawing SUPERNOVA Geräteflossen

Mit der Seawing Supernova verfolgt Scubapro ein völlig neues Konzept bei Flossen für Gerätetaucher

Scubapro Seawing Supernova

Es ist die dritte Generation der Seawing Flossen aus dem Hause SCUBAPRO, die SUPERNOVA, in unserem Testeinsatz. Die Optimierung von Taucherantrieben ist schon lange ein Thema der damit befassten Labels, doch die mittlerweile erreichten hohen Standards lassen es seriös nicht mehr zu, in ein- oder zweijährlichen Abständen ein noch besseres Produkt dem Markt zu präsentieren. Die SUPERNOVA hat eine mehrjährige Entwicklungsphase hinter sich, vieles ist tatsächlich neu.

Die Menge der Geräteflossen, die ich mittlerweile am Fuß hatte, kann ich wirklich nicht mehr beziffern. Und ich muss auch dazu sagen, dass sich immer wieder Vorlieben für ganz bestimmte Produkte entwickelten. Ich hatte vor langer Zeit die erste Seawing mit transparentem Flossenblatt in der Farbe Teal (blaugrün oder grünblau) im privaten Fundus, die mich lange begleitete.

Scubapro Seawing SupernovaBei der brandneuen Seawing SUPERNOVA ist die Farbe raus, da gibt’s black or white, schwarz oder weiß, dann muss im Tauchshop auch nicht mehr so lange verhandelt werden. Das war das Einzige, was ich zur SUPERNOVA konkret wusste und als die Testflossen in der Redaktion ankamen, wollte ich unbeeinflusst von allen Marketingveröffentlichungen das Produkt selbst erfahren, versuchen zu erkennen, was in und hinter der Entwicklung steckt.

Auf alle Fälle bleibt sich SCUBAPRO dem Motto treu, die Umwelt nicht zu belasten und die üblichen formerhaltenden Einschübe in den Fußtaschen der SUPERNOVA sind aus Pappe. Einmaliger Gebrauch zur Auslieferung steht da zweifellos dahinter und lässt weiterdenken, wie sinnvoll sind die sonst üblichen Kunststoffteile, die bei genauer Betrachtung die Frage offen lassen, was bewirken sie tatsächlich hinsichtlich der Lebenszeit der Flossen bzw. der Fußtaschen.

Wie schon beim Jacket HYDROS PRO und den Flossen Seawing NOVA verwendet SCUBAPRO den Kunststoff Monprene®, der hier bei frisch ausgelieferter Neuware einen ganz eigenen Geruch wahrnehmen lässt. Die Haptik der Oberfläche ist leicht samtartig.

Eine Reihe der Eigenschaften von Monprene® ist für die Fertigung von Flossen ganz besonders geeignet, spiegelt sich aber auch im Preis. Allerdings verspricht die SUPERNOVA besondere Langlebigkeit, was letztlich die Anschaffungskosten relativiert. Als Marginalie, es gibt zurzeit nur einen weiteren Hersteller, der vornehmlich technische Taucher bedient, der ebenfalls auf Monprene® als Flossenmaterial setzt.

So, die erste nähere Untersuchung der Seawing SUPERNOVA zeigt verschiedene Details, die darauf hinweisen, dass Fußteil und Flosse nicht untrennbar miteinander verbunden sind. Doch mit welchem Ziel? Gibt es unterschiedliche Härtegrade beim Flossenblatt? Wie funktioniert das beigefügte Werkzeug? Und die Produktionsstempel in Fußteilen und Blättern zeigen voneinander abweichende Daten der Herstellung. Letzteres könnte dem Qualitätsmanagement dienen.

Die ersten Einsätze ohne Produkthintergrund, von einer Taucherin und einem Taucher durchgeführt, lassen subjektiv feststellen, dass das Flossenblatt trotz aller dynamischer Verformbarkeit eine gewisse Härte ausstrahlt, die erzielte Power beeindruckt und alle Stile des Flosseneinsatzes gemeistert werden. Das ebnet den Weg ins Equipment von Sporttauchern wie auch technischen Tauchern bis hinein in Höhlen und Wracks.

Spätestens jetzt ist für mich Showtime angesagt, der Blick auf die SUPERNOVA in der Website von SCUBAPRO, um das Produkt mit allen Informationen und Hintergründen des Herstellers mit meinen Eindrücken abzugleichen. Nutzen Sie den Link, um vor allem die erklärenden Produktvideos anzusehen, die mit deutschen Untertiteln versehen sind. Dann haben Sie die SUPERNOVA voll im Griff.

Details

Es stimmt, Fußteil und Flossenblatt sind trennbar. Aber nicht, um unterschiedliche Blätter auszuwählen, sondern um die Standardkonfiguration mit dem Fußteil für Gerätetaucher mit einem Vollfußteil zu ergänzen. Das ist eine gute Idee, sie erspart bei Schnorchelexkursionen oder am tropischen Urlaubsziel den Kompromiss eingehen zu müssen, mit Füßlingen und einer Geräteflosse am Bein die Korallenriffe zu besuchen. Umgekehrt, also die SUPERNOVA mit Vollfußteil anzubieten und das Gerätefußteil als Extra anzubieten, ist aktuell nicht vorgesehen.

Fußteil und Flossenblatt trennen zu können, hat auch Einfluss auf die Packmaße des Tauchgepäcks, hier gibt es also deutliches Potential zur Reduzierung. Monprene® hat in der vorliegenden Verwendung ein geringeres Gewicht als andere Kunststoffe, die bei der Fertigung hochwertiger Geräteflossen im Wettbewerb verwendet werden. Wieder ein Fluggepäck – Vorteil (SUPERNOVA 1,7 kg).

Das Flossenblatt der SUPERNOVA hat eine Reihe von Wasserleitkanälen, besonders deutlich ausgeprägt auf der Oberseite. Vom Mittelfuß kommend wird das Gros des Wasserflusses auf die Spur gebracht, dafür sorgen mächtige Führungen. Und dem Flügeldesign moderner Flugzeuge abgeschaut, sind die Ränder des Blatts zusätzlich profiliert, sie regulieren den seitlichen Wasserstrom und verhindern energieverzehrende Verwirbelungen. So reagiert das vielfach profilierte Flossenblatt bereits bei geringer Beanspruchung mit Vortrieb. Die Fläche des Blatts verformt sich bei kräftigen Kicks zu einem noch mächtigeren Kanal, wird Leistung wie bei Strömung abverlangt.

Welches Designmerkmal macht die SUPERNOVA auch für fortgeschrittene und technische Taucher interessant, die alle Flossentauchstile einsetzen müssen? Es ist eine einzigartige Besonderheit auf der Ober- und Unterseite des Blatts. Den Abschluss des Flossenblatts bildet nämlich ein leicht erhabener Rand. Und genau dieses innovative Detail unterstützt den Frog Kick, Back Kick und Helicopter Turn, das tägliche Brot beim Flosseneinsatz technischer Taucher.

Das um 50° angewinkelte Blatt und die weite Öffnung hin zum Fußteil bestimmen den hohen Wirkungsgrad der SUPERNOVA. Das beim Flossenschlag verdrängte Wasser umfließt in erster Linie nur das Flossenblatt, die Fußtasche hat keinen störenden Einfluss auf die Aquadynamik.

Und da gibt es noch ein Detail, das zu erklären nicht so einfach ist, so lang es keine griffige Übersetzung für Scuba Skeggs gibt. Also habe ich recherchiert. Damit sind die beidseitig am Ende des Flossenblatts angeschraubten Wasserleitflossen, Skegs, gemeint, wie sie beim Bootsbau verwendet werden, um den Geradeauslauf eines Segelboots oder Kajaks zu unterstützen. Das hat die SUPERNOVA also auch. Mit farbigen Skegs (optional erhältlich) kann das gute Stück dann auch personalisiert werden.

Sehr viel Augenmerk schenkte man beim Design auch der Fußtasche, in erster Linie der Sohle. Erhabene Einsätze mit 6 großen Entwässerungsöffnungen, dazu ein mächtiges Scubapro Label, alles aus  Monprene®, sind auch Instrumente, um beim Taucheinstieg auf glatten Flächen die Rutschgefahr zu minimieren, denn das ist ein wichtiges Verwendungsmerkmal von Monprene® generell. Und weil es so schön ist, sind noch drei weitere Öffnungen in die Fußtasche eingelassen, damit dürfte sich die SUPERNOVA wohl an keinem Fuß festsaugen.

Das Fersenband schließlich ist ein Springstrap aus Kunststoff, ummantelt von einer  Monprene® Hülle mit griffig geformter Zugöse.

Praxis

Unser Videobeweis hat es gezeigt, das Gelenk, das in die Verbindungsstege von Fußteil und Flossenblatt integriert ist, dient primär nicht der Agilität des Flossenblatts, sondern zur Optimierung des Anstellwinkels von 40° – 50°. Die Power der SUPERNOVA ergibt sich aus dem Design des Flossenblatts und der sich daraus ergebenden kompromisslosen Führung des Wassers. Power hat sie, zweifelsohne ist da ein Highend Antrieb am Fuß.

Und ja, die SUPERNOVA fühlt sich etwas härter an am Bein, als andere Modelle. Das ist natürlich subjektiv und kann sich so bei den ersten Tauchgängen anfühlen. Länger im Einsatz dürfte sich dieser Eindruck relativieren.

Fazit

Da gibt es doch im Wettbewerb ein anderes Label, das oft für sich reklamiert, die besten Flossen entwickelt zu haben. Jetzt kontert SCUBAPRO mit der Seawing SUPERNOVA aber deutlich. Die Entwicklungszeit hat sich gelohnt und es können alle Gerätetaucher von Sport bis Tec mit diesem Produkt bedient werden. Da darf ich gespannt bleiben, was die US Navy zur SUPERNOVA zu sagen hat, wenn sie dort einmal getestet wird.

Alle Infos und Preise  

 

Michael Goldschmidt
Scubapro