Sie fiel mir am Stand von Cressi auf der boot 2020 in Düsseldorf sofort auf, die GARA MODULAR IMPULSE. In leuchtendem Blau zog sie mich und viele andere an, nähere Bekanntschaft mit ihr zu machen. Gut, die Farbe ist ein Signal. Deshalb wollte ich diese Freitauchflossen schnellstmöglich für einen Testreport bekommen und tatsächlich kam sie nach kurzer Zeit in der Redaktion an. Wenige Stunden später war sie bereits im Wasser, trotz über 50 Kilometer Anfahrt im Schneesturm zum Testpool.
Das mit der Farbe Blau als Signal hatte gut funktioniert, denn ausgerechnet die GARA MODULAR IMPULSE war vor der Messe von Cressi im Gegensatz zu anderen Produkten gar nicht deutlich kommuniziert worden. Und so fand ich am Stand doch noch etwas überraschendes, was mein großes Interesse weckte.
Wie sich beim späteren Meeting bei Cressi mit Luca Falco und Frank Austel herausstellte, war mein Gefühl kein Treffer ins Blaue sondern ins Schwarze. Mit der Markteinführung der GARA MODULAR IMPULSE Ende 2019 wurde sie nicht nur zu einem höchst gefragten Produkt, 90% der verkauften Flossen waren blau, nur 10% der grau/schwarz angebotenen Version erreichten Endabnehmer. Schau, schau, selbst in der Freitauchszene setzen die User auf Farbe, wobei Cressi in so deutlicher Form und passend zu seiner metallicblauen Anzug, Maske/Schnorchel Linie nun konsequent die Flossen hinzufügt. Aber reicht Farbe allein, ein Produkt zu verkaufen?
Was ist nun neu, außer der Farbe? Luca Falco umschreibt es so: „Es ist mit der GARA MODULAR IMPULSE gelungen, die Ansprüche aller Freitaucher optimiert zu bedienen, egal aus welchem Anwenderkreis auch immer. Jeder profitiert von der Performance dieser Flossen für seine eigenen Ziele“.
Neu ist das um 29° angewinkelte Flossenblatt. Schon vor vielen Jahren wurde die Idee aufgegriffen und später bei diversen Gerätetauchflossen realisiert, um das Flossenblatt in einer möglichst geraden Verlängerung des Unterschenkels auf das Wasser einwirken zu lassen. Auch wenn der Fuß so gerade wie möglich gestreckt wird, es bleibt anatomisch bedingt in der Achse Ferse / Zehen eine deutliche Abweichung zu einer geraden Linie des Beins. Je nach persönlicher Veranlagung, ergibt sich ein Winkel von 26° und 32°, der die Flosse abweichend von der Ideallinie auf`s Wasser einwirken lässt und man entsprechend eingesetzte Kraft richtig verschenkt. Optimal ist die Performance der Flossen bei 0° beginnend, so ist deren Wirkung bei identischem Kraftaufwand ungleich höher.
Was den Materialmix angeht, spricht Cressi von einem elastomerisiertem Technopolymer beim Flossenblatt. Auf Deutsch: Kunststoff. Hier muss man sich auch nicht so sehr in die Karten schauen lassen. Das Fußteil ist aus Thermoplast-Gummi mit Full Contact-Zertifizierung. Das Modular-Fußteil ist weiter geschnitten als andere Fußteile. Cressi empfiehlt die Verwendung von Neoprensocken oder gegebenenfalls die Wahl einer kleineren Schuhgröße bei Benutzung ohne Socken.
Überraschend und nicht erklärt sind den Flossen beigefügte Einsätze mit kleinem Hängebügel. Zunächst dachte ich, das sei eine geschickte Lösung, die Flossen nach dem Gebrauch hängend zu trocknen und aufzubewahren. Beim ersten Versuch dieser Idee zu folgen, bewies sich der Bügel als zu schwach. Auch meiner Apnoebuddy erschloss sich zunächst nicht die dahinter stehende Idee. Doch zumindest hatte sie einen Verdacht. Des Rätsels Lösung findet sich erst in der Website von Cressi, hier wird auf die Sohleneinsätze hingewiesen, die optional benutzt werden können. Sie verbessern gegebenenfalls die Kraftübertragung, sollte es zwischen Fußsohle und Fußteil einen Freiraum geben. Mit der Schere kann der konturierte Einsatz auf die Schuhgröße passend ausgeschnitten werden. Da hat man bei Cressi in der Kommunikation eines weiter herausragenden Features irgendwie geschlafen. Wer darum nichts weiß, schmeißt es gleich weg.
Die GARA MODULAR IMPULSE wächst nicht nur über sich hinaus, sie wurde auch ein paar Zentimeter länger. Der für Cressi typische Abschluss des Flossenblatts in Form eines Schwalbenschwanz (Rondine) kanalisiert im Abfluss das Wasser, bringt neben Stabilität auch weiteren Vortrieb durch Nutzung der Wasserströmung.
Praxis
Die letzten Dynamiktrainings im Pool machte ich mit einer länger eingeführten Carbonflosse eines nahe Cressi angesiedelten Herstellers. Und bei dieser Flosse hatte mich Werner Giove (Freedive Academy) schon beim Lehrgang im dive4life darauf hingewiesen, diese Flossen seien zu hart für mich. OK, da musste ich erst einmal nachdenken, denn Carbonflossen waren in den letzten 10 Jahren als das „non plus ultra“ angepriesen worden, die Rolex am Fuß des Freitauchers.
Also sollte man zur Kenntnis nehmen, das unterstreiche ich jetzt, dass Carbon als Flossenblatt nicht mehr unbestritten die Freikarte zu enormer Steigerung der persönlichen Performance darstellt, da gibt es neue Parameter. Parameter der GARA MODULAR IMPULSE sind da federführend.
Das Fußgefühl mit der GARA MODULAR IMPULSE ist fühlbar geschmeidig, ein Flossenschlag treibt leicht voran, eine Reihe von Flossenschlägen lässt Fahrt aufnehmen. Und große Atemvorbereitung ist für die Wende beim ersten Test keine Frage, um im Pool weiter Strecke zu machen. Die GARA MODULAR IMPULSE macht Spaß und schon beim ersten Training kommen bei Dynamik 10 Meter mehr heraus. Und das zählt.
Fazit
Nein, ich bin nicht blauäugig. Ich habe schon so viele Flossen für Freitaucher ausprobiert, getestet, länger eingesetzt. Aber bei der Frage Bifins bin ich mir aktuell sicher, dass es wirklich nicht teures Carbon sein muss. Das ist mittlerweile wohl eher ein Statussymbol. Was zählt sind all die Faktoren, wie Ad Blue. Die GARA MODULAR IMPULSE von Cressi ist höchst interessant und auch der Preis stimmt.
Cressi GARA MODULAR IMPULSE
Zielgruppe: Freitauchen / Apnoe / Freediving
Typ: Bi Fins
Material: elastomerisiertes Technopolymer
Fußteil: austauschbar
Besonderheit: 29° angewinkelt
Extra: Sohleneinsätze anpassbar
Farben: blau oder schwarz/grau
Größen: 38/39, 40/41, 42/43, 44/45/ 46/47.
Empf. Verkaufspreis 2020: 139,00 €
Michael Goldschmidt, Petra Ney