Red Sea Silence 2012 bei ORCA Dive Clubs Safaga

Der ORCA Diveclub in Safaga / Rotes Meer ist im Tec – Bereich unter der Regie von Volker Clausen der absolute Vorreiter in Sachen Rebreathertauchen

Orca

Rebreathertaucher gehören noch nicht in das tägliche Bild am Tauchplatz, auf dem Safariboot. Doch die Menge der begeisterten Kreislaufgerätenutzer bewegt sich mittlerweile in Größenordnungen, dass es auch für Basen interessant wird, spezielle Programme und auch Leihgeräte für zertifiziert Taucher anzubieten. Der ORCA Diveclub in Safaga / Rotes Meer ist im Tec – Bereich unter der Regie von Volker Clausen der absolute Vorreiter in Sachen Rebreathertauchen. Anlässlich des 3. Rebreatherevents „Red Sea Silence“ ließen wir uns die Technik in allen Details selbst auf die Haut kommen.

Der erste Eindruck ist überwältigend, was das Team der Basis, speziell Jeanett (Basisleiterin), Tom, Ahmed und Ulli, nach dreiwöchiger Vorbereitung geschafft hat: Punktgenau warten auf jeden Teilnehmer die Stageflaschen mit den vorbestellten Nitrox- oder Trimix – Mischungen befüllt. Alle sind säuberlich mit dem Mix und Namen des Users beschriftet. Von der Basis wurde bis ins kleinste Detail alles organisiert, nichts dem Zufall überlassen.
Die Menge der beim Event zum Einsatz kommenden Rebreather, mitgebracht von Gästen oder Herstellern sowie aus dem Pool der ORCA Basis übersteigt das, was auf der Messe boot in Düsseldorf zu sehen ist, um ein Vielfaches. Alles was Rang und Namen hat ist hier vertreten, bis hin zu einem ersten offiziellem Muster des POSEIDON TECH Kreislaufgeräts.
Das hier hat nichts mit einem lässigen Tauchtrip für eine Woche ans Rote Meer zu tun, das hier ist Oberliga. Und schnell wird uns Neulingen in Sachen Rebreathertauchen klar, dass es eine Menge zu lernen geben wird in den nächsten Tagen. Die ganze Technik hat ein eigenes Vokabular und es wird vermieden, irgendein deutsches Wort zu verwenden. Da fliegen uns CCR, OC, Scrubber, Diluent und, und, und um die gespitzten Ohren. Das zeigt, dass die Mehrheit der heute im Einsatz befindlichen Kreislaufgeräte und Computer nicht in Deutschland gefertigt werden und im Schwerpunkt aus England, USA und Kanada stammen, dazu noch das POSEIDON – Gerät aus Schweden, das rEvo aus den Niederlanden, JJ aus der Schweiz und schließlich SF 2 und SUBMATIX Kreisel aus Deutschland. Daher wird viel englisch gesprochen und auch die insgesamt 14 Präsentationen, die verteilt auf die Eventtage im Anschluss an das Tauchprogramm von 18:30 bis 20:00 Uhr stattfinden, werden auf englisch durchgeführt.
Bereits nach wenigen Stunden hat uns das Thema in seinen Bann gezogen. Zu danken ist dies nicht nur den Mitarbeitern der ORCA Basis in Safaga, auch die Gäste und Firmen – Repräsentanten sind jeder unserer Fragen zugetan und erklären ausführlich Hintergründe und Zusammenhänge. Am Schluss des Events werden wir sagen können, dass wir im Rahmen der vielen Gespräche und Recherchen schon nahe dran sind, die Theorie des Tauchens mit geschlossenem Kreislauf verinnerlicht zu haben. Für das Tauchen mit einem Gerät wie dem POSEIDON MK VI würde es allemal genügen und das Buddy Evolution in seiner Grundform wäre uns auch nicht mehr ein Brief mit 7 Siegeln, über wie unter Wasser.
Der Weg ist das Ziel und so nutzen wir jeden Tag intensiv und lernen stündlich dazu. Irgendwie sind wir in diesem Rebreathernest zwei Paradiesvögel, denn alle um uns herum sind mit der Technik vertraut. Der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten führte die anderen Gäste hierher und die Möglichkeit die Produkte weiterer Hersteller auszuprobieren, dazu die Präsentation neuester Entwicklungen im Technikbereich, der Ausbildung, der Verbände und die Möglichkeit die Scooter von Bonex zu testen oder das sub zero System zur GoPro von Stefan Wiessmeyer kennen zu lernen. Die Greenforce – UW-Lampen dürfen nicht vergessen werden, erfreuen sie sich aufgrund der technisch einfachen aber äußerst leistungsfähigen Gestaltung in Tech – Kreisen doch einiger Beachtung.

Der erste Tauchtag und auf dessen für alle Ausfahrten geltenden Eindrücke, möchten wir uns beschränken, führt zu den Spots Ras Abu Soma nord und Tobia Kebir. Das wirklich geräumige Tagesboot bietet Platz ohne Ende, auch mit dem ganzen Tech – Equipment an Bord. Das Wort Materialschlacht kommt einem schnell in den Sinn, sieht man die vielen Transportgestelle, mit denen Kreisel und Stages über den kurzen Steg zu den Booten gekarrt werden. Da nimmt sich der Umfang unseres Equipments verschwindend klein aus.
Gleich fällt auf, dass es wesentlich konzentrierter und professioneller zur Sache geht. Kein sonst auf Tauchbooten übliches Geschnatter von Gästen, die nur ein, zwei Wochen im Jahr tauchend sämtliche Befindlichkeiten zum Besten geben müssen und typbedingt mit übertriebener Fröhlichkeit von ihren Problemen vor dem nächsten Abstieg abzulenken versuchen. Klar, auch hier wird gescherzt und ist die Grundstimmung locker, aber jeder weiß, was er tut, hat sich vorbereitet und keiner muss sich durch irgendwelche besonderen Leistungen in den Vordergrund bringen. Jeder CCR – Taucher (closed circuit system) ist irgendwie ein Solotaucher, auch wenn man in einer Gruppe und im Buddyteam absteigt. Prinzipiell weicht jedes Gerät dieser Interessengruppe vom Grundmodell des Herstellers ab, ist nach eigenen Wünschen ausgebaut. Die Gase in den Geräten sind nach Vorgaben der User gemischt. Darauf abgestimmt sind auch der komplexen Tauchcomputer, die mit der Elektronik im Kreislaufgerät kommunizieren und laufend mit Sensoren den Sauerstoffwert ermitteln, auswerten und die Sättigung kontrollieren. Und weil ein REVO Kreisel doch anders konzipiert ist, als ein JJ – Modell, selbst wenn sie grundsätzlich den gleichen Basics gehorchen müssen, ist der Buddy neben dir auf der Tiefe eine ganz andere Hausnummer, als ein OC Taucher.
Tamara und ich sind OC Taucher. Open circuit – wir lassen die „verbrauchte“ Atemluft als Blasen ins Wasser ab und „verschwenden wertvolle Ressourcen“. Gut, das wollen wir zumindest zeitweise ändern in dieser Woche.
Während wir zu den mit Nitrox gefüllten 12 und 15 Liter Tanks greifen, natürlich mit persönlich durchgeführter Druck – und Gasanalyse und wie gewohnt das Equipment zusammenbauen, haben die Rebreathertaucher schon das ganze System fertig an Bord. Die Stageflaschen mit einem Atemgasmix, das ihnen bei Problemen mit den computergesteuerten Kreislaufgeräten den Aufstieg aus der Tiefe sicher garantieren soll, ergänzend eventuell eine zweite Stage mit höherem Sauerstoffanteil für die Deko, sind am Tauchdeck vorbereitet, eindeutig mit dem Usernamen identifizierbar.
Während unser Tiefenlimit mit Nitrox 32 und einem maximalen Sauerstoff – Partialdruck von 1,4 bar bei 33 Meter liegt, haben die Kreislauftaucher eher die 100 Meter Grenze projektiert. Und entsprechend ruhig und konzentriert sind die letzten Vorbereitungen, bevor des Sprung in die Tiefe ansteht. Es ist ein gutes Gefühl, niemand belächelt uns ob unserer einfachen Ausrüstung, wir gehören dazu, auch wenn wir verglichen mit der angesagten Tauchtechnik erst mal nur mit „Stageflaschen“ tauchen.
Was uns schon zu Beginn aufgefallen war, wird sich im Eindruck noch verstärken. Weil es aktuell nur beim POSEIDON MK VI, das vollautomatisch gesteuert Tauchgänge bis 40 Meter Maximaltiefe abzuwickeln erlaubt und den Umstieg vom Sporttauchen her deutlich vereinfachen soll, bleiben in der Vorbereitung, Abwicklung und Nachbesprechung eines Rebreathertauchgangs immer wieder Fragen. Die kann kein Lehrbuch so einfach beantworten, weil in der Profiliga letztlich so vieles individuell abgestimmt wird. Hier muss die ganz persönliche Erfahrung greifen. Verständlich, dass in erster Linie die Menge der Tauchstunden und nicht die der Tauchgänge bei RB -Tauchern im Vordergrund steht, dieses Maß erlaubt mehr Rückschlüsse auf den Background des einzelnen.
Während die Grundlagen des Sporttauchens in vielen Ebenen wissenschaftlich wie empirisch so weit ausgelotet wurden, dass hinsichtlich Sättigung und Dekompression ein Höchstmaß an reproduzierbarer Sicherheit gelehrt werden kann, bewegt man sich beim technischen Tauchen mitunter in Grenzbereichen, die einen Tauchgang gewissermaßen zu einem Unikat machen können. Soweit man abhängig von der geplanten Maximaltiefe selbst Herr über den Sauerstoffpartialdruck im Körper ist, man sich ein spezielles Gas für die Zumischung mixen ließ, die Zusammensetzung der Aufstiegs- und Dekogase als Backup bestimmte, ist man in der Gesamtheit der Tauchgangabwicklung ein Unikat.
So wird uns klar, welche Meisterleistung vom ORCA – Basisteam bezüglich der Gaslogistik abgeliefert wurde. Da gibt es keinen Mix, den es nicht gibt.
Sind nach bis zu zwei Stunden die Kreislauftaucher wieder an Bord, dann hat keiner gefroren, denn auf 100 Meter Tiefe ist die Wassertemperatur nur um gut 4°C niedriger als an der Oberfläche und dort maßen unsere Computer 26° C.
Die an einen Rebreather – Tauchgang anschließende Kommunikation macht deutlich, dass nicht unbedingt jeder Abstieg dem Plan entsprechend durchgeführt werden kann. Vielleicht wichen die Werte der Sauerstoffsensoren ab irgend einem Zeitpunkt von einander ab, stellte sich gefühlsmäßig nicht die optimale Gemischsituation ein, bemerkte man eine sich möglicherweise andeutende Fehlfunktion eines Ventils. Da ist doch etwas Adrenalin im Body angesichts der Tiefen und ständig wird der Plan mit dem Ist – Zustand verglichen. Gibt es Anzeichen, dass irgendetwas nicht stimmt, kommt es auf die Situation und Erfahrung darauf an, vielleicht schon etwas zu erkennen, das noch gar nicht als Fehleralarm signalisiert wird. Unter Umständen wird der Tauchgang dann abgebrochen.
Dirk Möller vom RAB / VDST beziffert seiner Schätzung nach auf unsere Nachfrage die Menge der abgebrochenen RB –Tauchgänge auf etwa 4 Prozent.
Nach zwei entspannten Tauchgängen legen die Tagesboote gegen 16:30 Uhr wieder am Steg der Basis an. Die Karawane gelber Transportgestelle, die Rebreather, Flaschen, Tauchausrüstungen tragen, setzt sich in Bewegung. Während das OC – Equipment nach ein paar Minuten gewaschen und aufgehängt ist, geht bei den CCR Usern die Nacharbeit los. Die Atemschläuche müssen gereinigt werden, die Gasflaschen kommen zum Füllen, der Atemkalk wird erneuert, möglicherweise müssen Sauerstoffsensoren gewechselt werden und natürlich sind die Akkus der Betriebselektronik zu laden. Es wird dazu ein bisschen hier geschraubt und ein wenig dort. Fachsimpeln und Erfahrungsaustausch im großen Kreis begleiten die Aktivitäten, die sich noch eine ganze Weile hinziehen, spätestens aber um 18:30 Uhr beendet sind, denn dann beginnt der erste Vortrag…

POSEIDON MK VI Discovery

Das schwedische Label POSEIDON hat nach einigen Jahren der Entwicklung einen Rebreather auf den Markt gebracht, der das Kreiseltauchen so einfach machen soll, wie das OC – Sporttauchen. Die vollautomatische Gemischzubereitung, die damit verbundene maximale Tauchtiefe von 40 Metern und das integrierte Reservesystem, das bei Ausfall der gasmischenden Elektronik das direkte Atmen des Verdünnungsgases (Pressluft) über das Rebreathermundstück und einen Oktopus zulässt, kommt dieser Idee entgegen. Alarme, die akustisch, blinkend oberhalb des Mundstücks, vibrierend im Mundstück und optisch im fest integrierten Systemcomputer des MK VI erfolgen, vervollständigen ein auf Sporttaucher als User ausgelegtes Gerät. Man zeigte zwar auch ein erstes Muster des TECH Kreisels von POSEIDON, für Testtauchgänge stand es noch nicht zur Verfügung.
Tauchgänge von drei Stunden sind mit einer Befüllung der Sauerstoff.- und Pressluftflasche (Volumen je drei Liter) und einer Atemkalkfüllung möglich.
Aus Schweden angereist waren Sverker Palmblatt und Richard Swartling, die die Testtauchgänge und die ausführliche Einführung in das Gerät begleiteten. Die Trydives wurden in der 20 Fahrminuten entfernten ORCA Basis im Breakers / Soma Bay durchgeführt, wo man am Ende eines 400 Meter langen Stegs (Transport mit elektrischen Golfwagen) in das schöne Hausriff gelangt, in dem die maximale Einsatztiefe von 40 Metern auf kurzem Weg erreicht werden könnte.
Sverker und Richard strahlen eine unerschütterliche Ruhe aus und schaffen es spielend – natürlich auf englisch – die Grundlagen des Rebreathertauchens mit der Funktionsweise des MK VI Discovery verbunden zu dozieren. So wissen wir bald über alle Bauteile bescheid, wo die zwei Sauerstoffsensoren und die Elektronik sitzen, wie die Gegenlunge konstruiert ist, wie sie funktioniert und wie die Wasserfalle das Vordringen von Feuchtigkeit in den Atemkalkbehälter verhindert.
Der minutenlange Check des Systems läuft vollautomatisch und computergesteuert, gäbe es irgend ein Problem, würde es am Computer angezeigt. Alles ist im grünen Bereich.
Nun treten wir in die heiße Testphase ein, einmal, weil es 38°C im Schatten hat, zum anderen sind wir heiß auf die erste Erfahrung mit Rebreather auf dem Rücken unter Wasser still und blasenlos dahinzugleiten.
Wir wissen, dass die Tarierung über die Lunge bei Kreislaufgeräten nicht möglich ist, denn unsere Atemluft wird ja nicht ins Wasser abgeblubbert, sie bewegt sich mit konstantem Volumen zwischen Lunge und Gegenlunge hin und her. Um abzutauchen oder in der Tiefe dem Auftreiben entgegenzuwirken, müssen wir durch die Nase ausatmen. Das leert die Gegenlunge und wir haben etwas negative Tarierung. Und wenn uns die Gegenlunge durch nachströmendes Verdünnungsgas die Backen aufbläst, dann muss auch durch die Nase ausgeatmet werden.
Wir sind die bestens vorbereiteten Helden und was soll schon kommen.
Mit ein paar Bleistücken mehr, als beim Tauchen mit 15 Liter Stahlflasche, das große Mundstück zwischen den Lippen, von OC auf CCR geschaltet und mit ausgeglichenem Sauerstoffkreislauf geht’s mit einem großen Schritt im freien Fall ins Wasser. Jetzt muss man schon wieder mitdenken, denn das Mundstück soll am besten nicht herausgenommen werden, damit der O2 Kreislauf stabil bleibt. Müsste man es doch herausnehmen wollen, ist vorher auf den offenen Kreislauf umzuschalten, dann dringt auch kein Wasser ins System ein.
Nach ein paar Atemzügen an der Oberfläche fühlen wir uns soweit mit der neuen Situation vertraut, dass es endlich nach unten gehen soll.
Also ausatmen. Nichts passiert. Dann eben das Jacket nochmals peinlich genau entleeren und ausatmen. Nichts passiert, außer dass man sich 5 Kilo Blei mehr wünscht.
Ah, da war doch noch etwas, die Luft muss aus der Gegenlunge, also durch die Nase ausatmen. Und dann setzt ganz langsam Abtrieb ein, der durch das nächste etwas heftige Ziehen am Mundstück zum Stillstand kommt. Zu kräftig eingeatmet, den Atemwiderstand durch die leere Gegenlunge zu sehr quittiert, öffnen sich hörbar Ventile und mit dicken Backen geht’s gleich wieder nach oben. Das Spiel mit Ausatmen durch die Nase beginnt von vorne und ein paar Mal wiederholt sich dieser nervige Kreislauf, der an den eigenen Fähigkeiten als langjährig erfahrener Taucher fundamental zweifeln lässt. Dies ist nicht die Art von Kreislauf, die wir uns vorgestellt hatten.
Nach mühevollen Versuchen pendeln wir uns auf 5 Meter Tiefe ein, nicht ohne dem klassischen Gedanken, den wohl alle Rebreather – Beginner schon gedacht haben: Was mache ich hier eigentlich?
Nach ein paar Minuten hat sich das Gefühl für die Atmung und deren Frequenz jedoch stabilisiert und die ungewohnten Geräusche, die die Ventile ans Ohr liefern, sind vom Kopf her zumindest akzeptiert.
Begleitet von Sverker und Richard, die über uns schweben und im Falle des Falles jederzeit eingreifen könnten, geht es die nächsten 40 Minuten durchs Hausriff, eine ganze Weile davon bei 27 Metern. Dass wir aufgrund der Atemgasmischung keine nennenswerte Aufsättigung erfahren gefällt. Langsam bleibt auch Zeit, die Bandbreite der erstmals gefühlten Technik zu analysieren. Das Atmen in die Gegenlunge, die beim MK VI links und rechts von der Schulter herab senkrecht zur Brust verläuft, ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Man kann nicht behaupten, dass der Atemkomfort geringer sei, als bei einem Atemregler, es fühlt sich anders an. Und es ist zu bemerken, das sogar im 26°C warmen Wasser, dass die Atemluft wärmer ist und feuchter. Ersteres kann Tauchgänge im Kaltwasser positiv beeinflussen, zweiteres ist generell angenehm.
Das große Mundstück mit den daran angeschlossenen Faltenschläuchen und Kabel kann keinen Komfort bieten, der einem Atemregler vergleichbar wäre, wobei hier eher die Größe und nicht das Gewicht eine Rolle spielt.
Zusammen mit der Gegenlunge und den klassischen Atemschläuchen ist das seitliche Sichtfeld gegenüber OC – Equipment nicht so groß.
Ganz lautlos ist man als Kreiseltaucher nun doch nicht, da gibt es die Geräusche der Ventile und das Einspritzen der Gase. Das gehorcht den elektronischen Bedarfsberechnungen und nicht einem genauen zeitlichen Rhythmus.
Der Aufstieg muss auch etwas anders durchgeführt werden, das Jacket entleert man frühzeitig und sensibel, dass am besten eine langsame Aufstiegsgeschwindigkeit erreicht wird. Weil sich die Luft im Körper bzw. der Gegenlunge auch ausweitet, schafft man das Zuviel am besten mit Ausatmen durch die Nase weg.
An der Oberfläche immer daran denken, das Mundstück nicht herausnehmen, solange der Hebel der Luftversorgung auf CCR steht.
Wieder auf der Plattform des Stegs angekommen lachen wir uns an: Dived and survived!
Das erste Gefühl: Neuartig, gewöhnungsbedürftig. Erst nach einigen Stunden unter Wasser wird man mit der Rebreather – Tauchtechnik vertraut sein können. Ganz klar ist auch, dass die Tarierung sehr genau erfolgen muss, das spart nicht nur die Pressluft in der 3 Liter Flasche, es vereinfacht die Tiefe ganz von selbst zu halten und den Aufstieg zu machen.
Die vollautomatische Gemischberechnung und Funktionsanalyse, das OC – Atemsystem inklusive Oktopus, das Spektrum der Alarme und die Tiefenauslegung bis maximal 40 Meter kommt der Nutzung durch engagierte Sporttaucher entgegen.

Der MK VI Discovery wird aktuell nicht mehr gebaut – Stand 2017

AP Buddy Evolution

Obwohl die Rebreather von AP (ambient pressure diving) in unterschiedlichen Konfigurationen für Tiefen von 100 Metern und mehr eingesetzt werden (CE bis 100 Meter), hat das beim Event für Testtauchgänge verwendete Buddy Evolution diverse Merkmale, die es für die Verwendung als Einsteigergerät interessant machen. Mit Pressluft als Diluent (Verdünnungsgas) ist es ebenso bis 40 Meter maximal einzusetzen. Die vielleicht deutlichsten Unterschiede ergeben sich bei diesen Werten im Vergleich: Leergewicht MK VI 15 kg, Buddy 24 kg, Gasflaschen MK VI 2×3 Liter, Buddy 2×2 Liter, Tauchzeit MK VI 3 Stunden, Buddy 2 Stunden. (Das Evolution+ ist mit 3 Liter Flaschen ausgestattet und die max. Tauchzeiten sind dann identisch)
Die innovative Lage der Gegenlunge beim Buddy Evolution auf der Schulter bringt höchsten Atemkomfort, ein weicheres Ansprechen. Einzigartig sind auch die beiden unabhängig voneinander arbeitenden, patentierten Sauerstoff – Kontrollsysteme.
Die Gesamtdimension des Mundstücks ist kleiner als beim MK VI, der für das OC – Atmen eine modifizierte zweite Stufe des XSTREAM Reglers verwendet. Die OC – Luftversorgung geschieht beim Buddy im CCR Mundstück.
Der Systemcomputer spielt ebenso alle vor einem Tauchgang nötigen Testszenarien durch, allerdings werden hier die Daten von 4 Sauerstoffsensoren ausgelesen, wobei letztlich drei Sensoren in die Tauchgangkontrolle einbezogen werden. Da die Sauerstoffsensoren generell Verschleißteile sind, die in Abhängigkeit von Einsatzstunden oder Einfluss von Feuchtigkeit an Wirkung verlieren, ist dieses Backup sinnvoll.
Die Wiedererkennung eines Buddy Rebreathers ist unschlagbar. Die ganze Technik liegt geschützt in einer Kunststoff – Ummantelung. Der Deckel ist in schwarz oder in gelb zu ordern. Und der gelbe Deckel, der beim Marktführer für Kreislaufgeräte mit Abstand am meisten geordert wird, hat ihn weltweit optisch definiert.
Mike Etheredge, Cheftester und Entwickler sowie Trainer Tony Read haben sich unser angenommen. Bald kennen wir das Buddy Evolution wie unsere Nachttischlampe. Bis auf die komplexen Computeranzeigen in der Testphase. Um damit vertraut zu werden, braucht es doch ein paar Stunden mehr.
Nach dem primären RB – Gedümpel sind wir jetzt schon realistischer, besinnen uns der Erkenntnisse des letzten und zugleich ersten RB –Tauchgangs und meinen, gleich wieder am Außenriff auf Tiefe gehen zu können. Aber Mike und Tony sind da ein wenig vorsichtiger. Die Lagune mit vielleicht 2,5 Meter ist für die erste Bekanntschaft mit dem neuen (Tauch-) Buddy angesagt.
Wollen sie uns quälen?
OK, wir machen den Deal, sie werden wissen, was sie machen. Sie sind ja schließlich auch erfahrene RB – Instructoren. Mike bekommt den Auftrag, ein paar Fotos von uns zu machen, nicht wirklich einfach, in einem von Sandwolken aufgewühlten Naturpool. Aber Photoshop wird es schon richten….., vielleicht.
Ein paar Tricks haben wir ja bereits drauf um abzutauchen. Aber irgendwie hat meine Maschine so viel Auftrieb, dass ich erst mit einer nicht näher zu veröffentlichenden Bleimenge ins Gleichgewicht komme. Ich weiß nicht, welches Volumen die Gegenlunge hatte, vielleicht war da der Hund begraben.
Nach einer Weile Bullenhai – Patrouille im Seichtwasser hat sich der Buddy zum Buddy entwickelt. Wir sind nach Meinung unserer Instructoren für größeres gewappnet.
Ab ins richtige Hausriff und mein „Schutzengel“ Mike hat keine Einwände, dass ich meine Kameraausrüstung selber mitnehme. Waren es mein RB –Tauchstil oder die treuen braunen Augen…. OK, ich habe ihn nicht enttäuscht.
Tony und Tamara hatten es aus unerfindlichen Gründen plötzlich richtig eilig, sie verschwanden mit unbekanntem Ziel in der Tiefe, während Tony noch etwas an seiner Ausrüstung zu optimieren hatte. So war unser Tauchgang eher eine Suchaktion.
Das lief entspannt ab und so konnte ich mich den Feinheiten des Buddy Evolution widmen. Ja, der Atemkomfort ist weicher, das Mundstück – zwar immer noch groß – aber subjektiv leichter, die Geräusche der Ventiltechnik sind softer und aufgrund der anderen Lage und Formgebung der Gegenlunge ist das seitliche Blickfeld weniger beeinflusst.
Leider fanden wir Tony und Tamara schließlich etwas zu früh, ich hätte mich locker noch eine weitere Stunde dem langsam sich entspannenden RB –Tauchgefühl hingegeben. Ein kurzes Shooting vom eigentlichen Buddy Tamara, ganz passend im Buddy – gelb, und langsam aufsteigend, frühzeitig das Jacket ablassen, aus der Nase ausatmen, landen wir an der Leiter des Stegs vom Breakers.

Technische Daten
www.apdiving.com

Zwischenbilanz

Wir sind als Testtaucher natürlich von der Tatsache verwöhnt worden, dass die Geräte, die doch mehr Aufmerksamkeit vor und nach den Tauchgängen abfordern, als OC – Systeme, von den Repräsentanten vorbereitet und betreut wurden. Wir haben keine Atemschläuche gespült, keinen Atemkalk ausgetauscht, keine Akkus geladen, keine Feinjustierungen vorgenommen, keine Systemchecks vorgenommen, keine Sauerstoffsensoren ausgetauscht. Diese Zeit muss man den Rebreathern widmen. Es sind Buddies, die ihre Aufmerksamkeit einfordern. Und brauchen. Da ist es gut vorstellbar, dass sich zu einem RB eine ähnlich enge Beziehung aufbaut, wie zu einem Auto… Den modernen Autos genügt allerdings von Zeit zu Zeit ein Aufenthalt in der Waschanlage und beim Service. Rebreathern ist das zu wenig und wird es auch zukünftig zu wenig sein.
Und wie sagte uns ein alterfahren RB –Taucher im Interview so schön: „Für viele ist der Kreisel so etwas wie Lego – Technik für Erwachsene. Da wird halt gerne geschraubt und modifiziert.“

Ausbildung und Verbände

Ohne grundsätzliche Ausbildung in Rebreather – Tauchtechnik und anschließend in das verwendete Gerät, geht gar nichts.
Doch dazu haben sich bereits die großen Verbände Gedanken gemacht. So erklärt uns Dirk Möller vom RAB – Rebreather Advisory Board e.V. die neueste Entwicklung in Deutschland. Der Verband RAB hatte sich als eigenständige Institution zur Ausbildung im Rebreathertauchen Mitte 2012 aufgelöst und ist unter dem Dach des VDST als eigene Sachabteilung eingegliedert worden. Somit kann sich der VDST der großen Erfahrung der RAB Mitglieder und Ausbilder bedienen, ohne das Rad neu erfinden zu müssen und öffnet sich als größter deutscher Tauchsportverband jetzt auch dieser Tauchtechnik.
Einen Schritt weiter ging SSI, wie uns vor Ort Robert Stoß als Kopf von SSI Europe darlegt. Nahezu zeitgleich zum großen Event von ORCA Diveclubs wurde die Erweiterung des Extended Range Programms vorgestellt. SSI öffnet sich damit dem Thema Rebreathertauchen und bietet einen Kurs an, der auf das Open Water Brevet aufbauend schon frühzeitig den Einstieg in die Kreislauftechnik ebnet. In Kooperation Mit POSEIDON wird dazu am MK VI Discovery ausgebildet, dem einzigen am Markt verfügbaren vollautomatischen Rebreather für den Sporttauchbereich. Robert Stoß ist zuversichtlich, dass sich schon in naher Zukunft wesentlich mehr Taucher mit einem Kreisel unter Wasser aufhalten werden. Und so sollen zukünftig an vielen Basen Leihgeräte des MK IV verfügbar sein, was die große Hürde der Mitnahme eigener Technik im Flugzeug abbaut.
Auch PADI hat ein Programm für das Training mit dem POSEIDON MK VI Discovery aufgelegt, wie uns AP Chefentwickler Mike Etheredge selber sagte, sei man mit PADI überein gekommen, den Buddy Evolution in die entsprechende Einsteigerausbildung zu integrieren.
Bei allen ORCA – Diveclubs Basen am Roten Meer können Ausbildungen absolviert werden. Zur Verfügung stehen Poseidon MK VI Discovery, A.P. Inspiration und Evolution sowie rEVo III Hybrid.
Für erfahrene RB –Taucher bietet sich an, das Fluggepäck zu entlasten und nur die Elektronik und die Atemschläuche des eigenen Geräts mitzubringen. Dann geht es mit einem bestens gewarteten Leihgerät blasenlos in die Tiefe. Für nur 180 Euro Jahresmitgliedschaft im Rebreather Pool kann man auch Mietgeräte für 6 oder 12 Tauchtage vorbausbuchen, Einzelheiten dazu unter www.rebreatherpool.de/DE

Event

ORCA Diveclubs hatte einen wirklich hochkarätigen Event organisiert, der keine Wünsche offen ließ. Was in der RB – Szene Rang und Namen hat, war personell vor Ort, als Hersteller oder als Vertreter von Ausbildungsorganisationen. Volker Clausen, der CO von ORCA Diveclubs hatte alles auf den Weg gebracht, was die denkbar beste Besetzung der Hersteller betrifft. Und alle sagten zu.
Die Highend – Scooter von BONEX standen ebenso im Testpool – was vielen beeindruckenden Spaß machte – wie die von der ORCA Basis in Safaga betriebenen Leih – Rebreather.
Wir können weltweit keine andere Veranstaltung lokalisieren, die dieses Niveau, diese Ausstattung, diese Logistik zum Thema Rebreathertauchen bisher geboten hätte.
Nicht alles war im Detail vorhersehbar, gab es spezielle Wünsche, Jeanette vom Basisteam war der Fels in der Brandung und organisierte was irgendwie möglich war. Sie hat für uns gezaubert.
Und um die Fortbildung nicht zu kurz kommen zu lassen, gab es an 5 Abenden je drei Vorträge der in die Veranstaltung eingebundenen Verbands- und Firmenvertreter.
In Facebook gab es begleitend laufend Bild, Video- und Textbeiträge von UnterWasserWelt, sub zero (Stefan Wiessmeyer), Reto Moser (Videofilmer/ PADI).
Und zum krönenden Abschluss sei noch das Barbeque am letzten Abend erwähnt, u.a. mit einer mit hochwertigen Sachpreisen gut dotierten Tombola…

Fazit

Diese Woche hat uns sehr viel Know How und Hintergründe vermittelt. Wir trafen alte Freunde wieder, lernten neue kennen, bekamen mehr als einen Einblick in das RB –Tauchen. Leider klappte das Testtauchen mit Submatix nicht, das werden wir aber nachholen. Beim Event im kommenden Jahr sollen Beginner auf der Suche nach dem RB – Feeling und einem passenden Gerät erstmals mit in den Veranstaltungsablauf einbezogen werden. Wir freuen uns darauf.

Video zum Event

Vorträge und Repräsentanten

rEvo
Paul Raymaekers

Shearwater
Lynn Partridge
Bruce Partridge

SSI
Robert Stoss

JJ
Chris Ullmann

IART
Chris Ullmann
Neil Matthews

sub zero
Stefan Wiesmeyer

SF 2
Laurenz Geihsler
Tom Jaspers

BONEX
Christiane Bonetsmüller
Patrick Bonetsmüller

Greenforce
Sven van Langenhove

Poseidon
Sverker Palmblad
Richard Swartling

PADI
Reto Moser
Viktoria Batten

AP
Tony Read
Mike Etheredge

Submatix
Matthias Lessmann

RAB  / VDST
Dirk Möller

Veranstalter
www.orca-diveclub-safaga.com

 

Beitrag erstellt 7.2012