Cressi steht es zu, legendäre Tauchmasken zu fertigen. Die Pinocchio, vor über 50 Jahren vorgestellt, ist immer noch als Neuprodukt zu haben, die QUANTUM erst seit kurzer Zeit. QUANTUM ist lateinisch und heißt übersetzt „ wie groß“. Also, wie groß ist diese außergewöhnliche Tauchmaske wirklich?
Was trübt die Freude am Tauchen meist schon von Anfang an, wenn es im Pool, See oder Meer mit der erstmals erworbenen einfachen ABC Ausrüstung unter Wasser gehen soll? Es ist die vernebelte Sicht, denn die Gläser der Maske beschlagen. Weil weder im Sportkaufhaus noch beim Discounter bei entsprechenden Angeboten darauf hingewiesen wird, wie eine Tauchmaske für ihren spaßbringenden Einsatz vorbereitet werden muss, fliegt das Schnorchelequipment kurzerhand in die Ecke. Das passiert unendlich oft und ist ein großes Problem, den Tauchsport für die Enttäuschten wieder attraktiv zu machen.
Es sieht so aus, als sei Cressi tatsächlich der einzige Hersteller, der sich das Beschlagen der Gläser in Tauchmasken zum Chefthema gemacht hat. Es gibt zwar Lösungen mit speziell beschichteten Gläsern, die aber nur zeitlich begrenzt wirken, denn die aufgedampfte Antibeschlagschicht wird mit jedem mechanischen Reinigungsprozess (Handtuch zur Trocknung und Säuberung der Maske) abgetragen, bis sie völlig verloren geht.
Cressi folgt einer Theorie, dass das Beschlagen der Maskengläser vom Taucher selbst verursacht wird, weil etwa feuchtwarme Luft aus der Nase in die Maske austritt und am unterschiedlich temperierten Maskenglas kondensiert. In aller Regel liegt die Wassertemperatur, die das Maskenglas von außen abkühlt unter 37° C, der Körpertemperatur des Tauchers. Schlussendlich die Idee: Die Maskengläser dürfen nicht von den feuchtwarmen Luftströmen aus der Nase berührt werden.
Mit der Maske Calibro setzte Cressi 2017 erstmals das Prinzip FogStop um, indem eine innere Dichtlippe um den Nasenerker den Übertritt von feuchter Luft in den übrigen Maskenraum stark reduziert. Seit Mitte 2017 setzen wir die ersten Calibro Masken bei allen Apnoeaktivitäten ein, etwa 80 Mal pro Jahr, bis heute addieren sich gut 360 Einsätze. Mit dem Beschlagen der Maskengläser gab es nie Probleme und die Calibros sehen aktuell wie neu aus.
Der nächste Schritt ist nun die Maske QUANTUM, in der nicht nur um den Nasenerker sondern auch um die Gläser herum Dichtlippen eingearbeitet sind. Damit nicht genug, um die Augenpartien sind außen am Maskenkörper Lamellen für den Wärmeaustausch integriert. Insgesamt ein aufwändiges Verfahren, klaren Durchblick zu garantieren.
Die QUANTUM entspricht der Big Eyes Maske, die für ihr exzellentes Sichtfeld bekannt ist und zusätzlich auch für den hervorragenden Blick nach unten, dank der schräg eingesetzten Gläser, die unten näher am Auge platziert sind. Da ist die Kontrolle der eigenen Ausrüstung und der Instrumente wesentlich bequemer.
Die gute Passform der Big Eyes bedeutet auch für die QUANTUM, dass es nur eine Größe gibt. Unser Testmodell hat einen halbtransparenten Körper aus hochwertigem Silikon. Das gefällt, denn vielfach sind kristallklare Silikonmasken nicht so ideal, möchte man unter Wasser filmen oder fotografieren, denn dann stören Reflexe auf dem Monitor durch das seitlich eintretende Licht. Aber bei der Quantum würde es eine untergeordnete Rolle spielen, denn die Augen sind so nah am Glas, dass der Maskenkörper nur noch marginal wahrgenommen wird.
Das neu gestaltete Maskenband ist mit seiner Halterung dreh- und schwenkbar am Rahmen befestigt. Hier gibt es kein mechanisches Limit, das Band optimal am Kopf auszurichten. Das zum Hinterkopf hin geteilte Maskenband erhielt ein neues Design und nun kann schon von weitem in großen Lettern gelesen werden, wer hinter dem Produkt steht. Cressi muss sich ja nicht verstecken und das ist eine gute Marketingidee.
Praxis
Wenige Stunden, nachdem die QUANTUM in der Redaktion eingetroffen war, durfte sie schon in ihr Element. Vor dem Erstgebrauch einer Tauchmaske ist die Reinigung der Gläser innen immer ein Muss, um Produktionsrückstände zu entfernen. Wir sind pragmatisch, lassen Zahnpasta auf dem Glas verteilt antrocknen und reiben die Schicht mit einem Mikrofasertuch ab. Ausspülen, fertig.
Wassertemperatur 27°C, Körpertemperatur 37°C, Aktivität Freitauchen. Keine leichte Aufgabe für die QUANTUM, denn bei Freitauchen tritt bei den Prozeduren zum Druckausgleich häufiger feuchte Luft aus der Nase in die Maske.
Der Sitz der Maske ist perfekt. Das Bildfeld hervorragend. Der großzügig dimensionierte Nasenerker lässt die Nase gut greifen. Die Sicht ist ungetrübt.
Nun ist die Apnoe TL im Team an der Reihe. Die Maske sitzt nicht dicht und sie spürt die Dichtlippen der Gläser an den Augen. Kurze Korrektur, das Maskenband war zu fest angezogen und nun sitzt alles komfortabel und dicht. Die Sicht ist ungetrübt.
Nur die einfache Befestigung des Freitauchschnorchels (Cressi Corsica) in der ersten Öffnung des geteilten Maskenbands ist fummelig, da hier das Design die Öffnung verkleinerte. OK, das ist ein spezieller Kritikpunkt, denn außer erfahrenen Freitauchern setzen andere diesen Tipp und Trick von Umberto Pelizzari kaum um.
Fazit
Aus aktueller Sicht hat Cressi wieder einen Klassiker auf den Weg gebracht. In meiner Reihenfolge sind das die Masken Pinocchio, Calibro und jetzt die QUANTUM. Es macht richtig Spaß, in technisch so abgeklärten Zeiten sogar noch einer Tauchmaske Begeisterung abgewinnen zu können.
Cressi QUANTUM
Zweiglastauchmaske
Korrekturgläser erhältlich
8 Farbkombinationen
FogStop System mit Wärmetauscher
Silikon
angewinkelte Gläser
großes Sichtfeld
Preis uvp.: € 89,99
Michael Goldschmidt, Petra Ney