Italien: Lago di Posta Fibreno, gefühlt lässt Harry Potter grüßen

Schon Plinius erwähnte diesen magischen See mit seiner Attraktion, einer schwimmenden Insel

Recht einfallsreich ist die Namensgebung des Sees nicht, er ist benannt nach dem Ort Posta Fibreno, der etwas oberhalb liegt. Hier leben noch etwa 1000 Einwohner, 1/3 weniger, als noch vor ein paar Jahren. Rom lockt und viele versuchen ihr Glück in der 120 Kilometer östlich gelegenen Metropole. Wer neben Taucherlebnissen noch weitere touristische Möglichkeiten sucht, ist hier fehl am Platz. Dafür wird Natur, Italien pur und Entschleunigung geboten. Und es stört nicht, wenn der Besucher auch ein paar einfache Italienischkenntnisse hat.

An diesem verschlafenen Lago di Posta Fibreno kann ohne Genehmigung getaucht werden. Der übliche Einstieg mit kleiner Plattform liegt gegenüber dem Ristorante Lecce mit Bar und Tretbootverleih in der Via Carpello 4. Dazu gehören ein schattiger „Biergarten“ und ein sehr kleiner Parkplatz. Also nichts für große Gruppen mit vielen Fahrzeugen. Wir waren bei drei Gelegenheiten die einzigen Taucher und Gäste der Bar.

Links vom Ristorante ist die Füllstation des Tauchclubs A.S.D. A.S.SO. SCUBA. Nach Voranmeldung kann ein Fülltermin vereinbart werden unter +39 339 3627914. Die Füllanlage machte einen guten Eindruck und hatte abends extra für uns geöffnet, natürlich nach einer entsprechenden Anmeldung. Tourismus ist hier so gut wie ein Fremdwort, es gibt nur wenige Gästezimmer, dafür Ruhe pur und entspannte, freundliche Menschen.

Das reizvollste an den Tiefen des Lago di Posta Fibreno sind zweifelsohne die flacheren Stellen. Wer sich die Tiefenkante geben will, taucht bis zum Grund des kreisrunden Quelltopkegels. Dann sind 14 Meter dokumentiert. Als spaciges Fotomotiv ist ein modern gestaltetes Kreuz auf etwa 8 Meter Tiefe errichtet. Eine Mechanik am Befestigungspunkt erlaubt das Kreuz höher oder tiefer zu positionieren. Ein netter Gag. Wir haben aber davon Abstand genommen, das auszuprobieren, um die an sich recht gute Sicht, die allerdings durch größere Schwebeteile für Fotografen kritisch ist, nicht weiter zu beeinflussen.

Vom optischen Erlebnis sind die üppig von Schleimalgen überzogenen Wasserpflanzen in 4 bis 2 Meter Tiefe herausragend. Dazu noch die Purpuralgen im Bodenbewuchs, das macht schon was her. Um dieses auch farblich interessante Schauspiel auskosten zu können, ist eine kräftige UW-Lampe vorteilhaft. Das macht den See absolut magisch, als UW-Fotograf vergisst man Zeit und Raum. Es ist, als wäre man in eine Harry Potter Story eingetaucht.

In diesem See muss man sich ganz besonders vorsichtig bewegen, weiter Abstand der Flossen vom Grund, am besten nur mit Frogkick und optimal austariert fortbewegen, sonst bestraft man sich ruckzuck selbst mit Sedimentwolken. Nachdem der See als Quelltopf, Schüttung 6 Kubikmeter pro Sekunde, mit Frischwasser gespeist wird, kommt die Wassertemperatur ganzjährig  nicht über 11°C hinaus. Halbtrocken ist angesagt, angesichts der relativ geringen Tauchtiefen kann der Trocki im Schrank bleiben.

Es hat sich sogar eine endemische Forellenart, der Salmo fibreni, im See häuslich eingerichtet, eine Sichtung ist jedoch eher dem Zufall überlassen, es gibt zu viele Versteckmöglichkeiten, dazu auch noch einige Kanäle, die aus dem See hinausführen. Ein Kanal speist die runde Wasserfläche, auf der sich die von Plinius vor fast 2000 Jahren beschriebene schwimmende Insel von Wind und leichter Strömung dreht. Sie hat einen Durchmesser von 30 Metern und einen kegelförmigen Unterbaus aus  Rhizomen, Torf und Wurzeln. Bis 9 Meter Tiefe reicht der natürliche Schwimmkörper hinab.

Für Taucher ist diese Besonderheit der Natur nur vom Wasser aus erreichbar, doch der Weg ist weit, ein Scooter wäre ein sinnvolles Hilfsmittel.

Der Lago di Posta Fibreno ist im Zentrum eines 1983 in Zusammenarbeit mit dem WWF ausgewiesenen „Riserva naturale lago di Posta Fibreno“, also einem anerkannten Naturpark mit besonderen Regeln zum Schutz von Fauna und Flora. Die Ausdehnung beträgt 400 Hektar.

Fazit

Die Gegend, die Menschen, die Natur, der See machen Spaß. Die Ursprünglichkeit und kaum vorhandene touristische Ablenkungen werten dieses Tauchziel unschätzbar auf. Als Ausflugstipp: Monte Cassino mit seinem Kloster ist nur 30 Kilometer nördlich gelegen. Ein Besuch lohnt sich allemal.

Kontakt Tauchclub
A.S.D. A.S.SO. SCUBA
info@assoscuba.it
www.assoscuba.it

Entfernung von München aus 990 Kilometer

Michael Goldschmidt