Cressi Tauchanzug ICE

Cressi Tauchanzug ICE

Sind angesichts einer großen Angebotspalette von Trockentauchanzügen halbtrockene Modelle noch wettbewerbsfähig? Günstiger sind sie auf jeden Fall und bieten größtmögliche Bewegungsfreiheit. Aber wie sieht es mit der Wärmeisolation aus? Wir nahmen den neuen ICE von Cressi mit ins kalte Süßwasser.

Cressi hat den ICE der neuesten Generation voll auf besten Tragekomfort getrimmt und auf ein Höchstmaß an Wärmeisolation. Der Einteiler aus 7 Millimeter hochelastischem Neopren hat eine spezielle äußere ELASTIC SPAN Beschichtung. Innen ist das Neopren mit ELASTIC PLUSH kaschiert. Die doppelten Manschetten an Armen und Beinen sind einseitig aus Glatthautneopren gefertigt. Die innere Manschette schlägt man wie bei einem Trocki nach innen um, damit der Wassereintritt weitgehend blockiert wird. Auch die Halsmanschette ist so lang geschnitten, dass sie nach innen umgeschlagen werden kann. Der Kragen hat innen ebenfalls eine Glatthautbeschichtung, die zusammen mit der mitgelieferten Kopfhaube, deren Halsabschluss außen auch glatt beschichtet ist, eine weitere Dichtfläche bietet. Arme und Beine sind anatomisch leicht vorgeformt, was den Tragekomfort erhöht. Sehr praktisch ist die am rechten Oberschenkel aufgesetzte Tasche mit zwei Fächern. Die größere Tasche ist mit einem Zipper verschlossen und hat einen Kunststoff – D – Ring eingearbeitet, um mitgeführtes Zubehör mit Boltsnaps zu sichern. Hier verstauten wir die übliche Ersatzmaske, einen Rollschnorchel, ein Spool und ein Messer. Eine kleinere Außentasche ist mit einem Klettverschluss versehen. Hier könnte man Wetnotes verstauen, auf die man schnelleren Zugriff benötigt.
Die Kopfhaube kann man links in Hüfthöhe am Anzug anhängen, dafür ist eine Befestigungsöse angebracht und ein Kunststoffhaken an der Haube. Wir meinen, dass das eher ein Gimmick ist, der nur dann funktioniert, hat man keine Handschuhe an. An den Cressi Kopfhauben hat uns immer schon die gute Passform gefallen, so auch bei dieser. Das weiche Neopren erleichtert das Überziehen. Auf einer Breite von 4 Zentimetern ist der Gesichtsausschnitt innen mit Glatthaut Neopren ausgelegt, Wassereintritt wird also auch hier gezielt vermindert. In die Haube eindringende Luft entweicht durch ein eingearbeitetes Ventil.
Der Rückenreißverschluss aus Kunststoff ist ein Trockenzipper, er führt quer von Schulter zu Schulter, abgedeckt von einer Neoprenlasche.
Natürlich ist der Kniebereich weiträumig durch aufgesetzte Pads gegen mechanische Beschädigungen extra geschützt.

Praxis

Ein erstes KO Kriterium für einen Tauchanzug ist das Anziehen. Sieben Millimeter zweiter Haut sind ja kein Pappenstiel. Das extrem weiche Neopren, unterstützt von der ELASTIC PLUSH Innenbeschichtung, lässt den Anzug rasch anlegen, das gefällt schon mal. Bei genauer Betrachtung hätte die Größe 4 / L noch besser gepasst als die sonst üblich georderte Größe XL / 5 für Testanzüge. Doch mit der XL Version sind wir, wie es sich nach den Tauchgängen herausstellt, auch nicht schlecht bedient, trotz ein paar Bereichen, an denen der ICE enger hätte anliegen können.
Durch den Rückenzipper ist man beim ICE auf eine helfende Hand angewiesen, alleine kann man ihn nicht schließen. Die große Bewegungsfreiheit, die Schnitt und Material ermöglichen, ist bereits über Wasser spürbar. Sehr praktisch ist die Tasche auf dem rechten Oberschenkel, hier wird alles verstaut, was sonst in der Tasche des Trocki mit unter Wasser genommen wird.
Etwas Hilfe nimmt man auch gerne an, den Kragen über den Abschluss der Kopfhaube zu legen, damit Glatthaut auf Glatthaut den Wassereintritt verhindert.
Im Wasser merkt man rasch, wie dicht der ICE tatsächlich ist. Restluft, die im Anzug eingeschlossen ist, sammelt sich im Brustbereich. Vor dem Abtauchen muss erst über die Halsmanschette entlüftet werden, was aber keine Probleme bereitet. Also wird der ICE vor den nächsten Tauchgängen wie ein Trocki schon an Land entlüftet, in die Knie gehen, Arme anlegen, Luft über die Halsmanschette ablassen.
Auf der Zieltiefe von 25 Metern wartet der See mit einer Wassertemperatur von 9°C auf. Die Verweildauer von 16 Minuten in dieser Tiefe bei einer Gesamttauchzeit von 58 Minuten bestätigt dem ICE seine ausgezeichneten Eigenschaften, im Kaltwasser die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen.
Das nächste Aha – Erlebnis stellt sich beim Ablegen des Anzugs ein. Wo sonst bei halbtrockenen Anzügen üblicherweise einiges Wasser im Bereich der Unterschenkel zusammenläuft, ist hier nur ein dünner Feuchtigkeitsfilm auf der Haut. Manschetten und Zipper haben wirklich dicht gehalten.
Zum Ausziehen ist eine helfende Hand willkommen, um natürlich den Reißverschluss zu öffnen, aber auch, um die Schultern frei zu bekommen. Man könnte auch alleine den Schulterbereich frei bekommen, das ist auch zu schaffen.
Auf alle Fälle hat der ICE den Praxistest bei allen Tauchgängen sehr gut bestanden.

Fazit

Es muss nicht immer Trocki sein. Sicher ist für Tauchgänge im Winter bei entsprechenden Minusgraden an der Oberfläche ein halbtrockener Anzug eher die zweite Wahl, doch mit dem ICE kann man es sich durchaus überlegen. Und unsere Seen haben auch in der wärmeren Jahreszeit schon nach ein paar Metern frische bis sehr frische Temperaturen. Da hat man im halbtrockenen Anzug schon den Vorteil, dass man vor dem Abtauchen nicht so erhitzt wird, wie im Trocki. Im Trockenanzug inklusive Unterzieher schwitzt man vor dem Abtauchen erheblich, was zu einer Kältebrücke im Anzug führt. Ein halbtrockener Anzug nutzt das Schwitzen, um bereits einen isolierenden Feuchtigkeitsfilm zu bilden. So ist der ICE ein Eisbrecher.

 

Fakten

Hersteller: Cressi
Typ: ICE
Ausführung: Halbtrocken, Overall mit seperater Kopfhaube
Schnitt: Damen- und Herrenmodelle
Zipper: trocken, Schulter zu Schulter
Material: Neopren 7mm , ELASTIC SPAN
Innenkaschierung: ELASTIC PLUSH
Manschetten: 2-lagig, Glatthaut
Preis: uvb. € 445,-
Ladenpreis: ca € 350,-
www.cressi.com

Beitrag erstellt 4.2016