Totaler Überblick: Scubapro Tauchcomputer GALILEO HUD – einer für alles

Apnoe, Luft, Nitrox, Trimix, CCR, der GALILEO HUD rechnet alles und navigiert über- wie unter Wasser

Head-up-Displays sind mittlerweile in höherwertigen Autos fast schon Standard, Scubapro macht mit dem GALILEO HUD im Premiumsegment diese Anzeigetechnik tauchtauglich. Vor dem rechten Auge der User sind alle tauchgangrelevanten Daten auf einem OLED Bildschirm dargestellt, inklusive dem drahtlos übertragenen Flaschendruck. Nicht kleckern, klotzen heißt die Devise, bis zu 9 Sender können gekoppelt werden. Dass so viel „all inclusive“ Funktionalität auch ihren Preis hat, muss natürlich vorausgesetzt werden. Und ob man mit dem System optisch zurechtkommt, kann noch bis 29. September 2019 bei einer Reihe von Testevents selbst erlebt werden.

Das Tauchen habe ich immer schon mit dem Fliegen verglichen. Mit dem GALILEO HUD schließt sich bei den Instrumenten der Kreis, Head-up-Displays kommen immer häufiger in vielen modernen Flugzeugen zum Einsatz – wird es vom Auftraggeber geordert und extra bezahlt. Die hier für Scubapro realisierte Technologie in ein unbestrittenes Premiumprodukt kostet, ist aber dennoch erschwinglich. Die empfohlenen Verkaufspreise liegen beim GALILEO HUD ohne Sender bei € 1275,-, mit Sender bei € 1490,-. Dafür wird aber auch viel geboten, sehr viel. Im edlen Case für Aufbewahrung und Transport wartet ein Technikschatz, der keinen Taucher unbedient lässt und zusätzlich Funktionen wie GPS und Höhenmesser für die Orientierung über Wasser bereithält. Es können 8 Gase gespeichert und im Tauchgangverlauf berechnet werden, von 9 gekoppelten Sendern sind die Gasdruckdaten abzurufen.

Schau mir in die Augen

Bevor der Tauchcomputer einsatzbereit gemacht werden kann, müssen Sie eine der dafür geeigneten Masken von Scubapro zur Verfügung haben. Der Anschlussadapter ist auf hauseigene Masken abgestimmt, hier finden Sie die aktuell verfügbaren Produkte.

Das herausragende Merkmal des GALILEO HUD ist die Position des Displays vor dem rechten Auge der User im oberen Randbereich des Maskenglases. Das ist grundsätzlich etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings soll das zunächst als abweichend vom ungestörten Blick in die Welt vor der Maske einstellende Empfinden nach einigen Tauchgängen verfliegen, da das linke Auge hier unterbewusst ausgleichend hinzugezogen wird.

An der Stelle ein paar Worte zum Kreis der möglichen User. Das Gerät ist auf die Verwendung vor dem rechten Auge ausgelegt. Eine Version für „Linksäuger“ gibt es nicht. Wer bevorzugt sein linkes Auge nutzt, muss grundsätzlich testen, ob man damit zu Recht kommt. Weiter sind User mit einer eingeschränkten Sehleistung des linken Auges nicht in der Lage, den dann dominant wirkenden Monitor des GALILEO HUD im Gesamteindruck zu „verspielen“. Ich gehöre zu dieser Gruppe, weshalb ich weitere Testtauchgänge an „Normalsichtige“ delegierte.

Wer lesebrillenpflichtig ist, hat mit der Anzeige kein Problem, denn sie ist auf eine virtuelle Entfernung von einem Meter ausgelegt. Das vereinfacht auch die Schärfeadaption des Auges, wird die Aufmerksamkeit vom Umfeld vor der Maske auf die Anzeige des Computers verlagert.

Vor dem ersten Einsatz muss die Position des GALILEO HUD vor dem Auge genau festgelegt werden. Das heißt, das Auge muss geradlinig auf den Bildschirm schauen, der in einer virtuellen Entfernung von einem Meter die farbigen Anzeigen präsentiert. So kann die Position des GALILEO HUD vor dem Auge mittels 4 Distanzringen auf der Befestigungsachse variiert werden. Die individuelle, genaue Abstimmung des Augenabstands in der horizontalen Ache und leichtes Schwenken des Bildschirms in der vertikalen Achse führt zu einer gestochen scharfen Abbildung. Die auf den User abgestimmte Positionierung kann für andere auch passend sein, muss aber nicht. Wenn eine Verzerrung an einer Seite der Anzeige reklamiert wird, liegt es an der mechanischen Anpassung.

Zielgruppe

Da kann ich es mir eigentlich einfach machen: Alle, die wie auch immer ausgestattet sind oder ohne Atemtechnik abtauchen. Der GALILEO HUD begleitet die Tauchgänge von Apnoetauchern, Sporttauchern, Nitrox- und Trimixtauchern, technische Taucher als Bottomtimer, Taucher mit Kreislaufgerät und Militärtaucher mit einem eigenen Modus. Das bis 120 Meter Tiefe.

Die Möglichkeit, die Entsättigungsdaten zu löschen, um den GALILEO HUD nach einem Tauchgang einem anderen User zur Verfügung zu stellen, kann sogar Tauchschulen interessieren.

Berücksichtigt werden muss die 48-stündige Sperre des Rechners nach Apnoe- oder Bottomtimer – Verwendung für Tauchgänge in den anderen Kategorien, bei denen auch Dekompressionsdaten berechnet werden.

Wo geht’s lang?

Wer mit dem GALILEO HUD die Orientierung verliert, ist selber schuld. Über wie unter Wasser finden Sie das Ziel. Über Wasser wird dafür das integrierte GPS benutzt, um etwa bei schlechter Sicht zu einem Abtauchpunkt (Bojenmarkierung) zu gelangen, dazu gibt man die Koordinaten bei der Tauchgangvorbereitung ein. Um zum Schiff oder zum Landeinstieg zurückzufinden, setzt man einfach einen entsprechenden Speicherpunkt, der verwechslungsfrei benannt wird.

Unter Wasser kommt der komfortable Kompass ins Spiel, in dem einfach der Kurs zu drei unterschiedlichen Zielen, natürlich beschriftet (Wrack, Canyon usw.) abgespeichert werden können. Komfortabler geht’s nicht und auch nicht genauer, denn der Kompass sitzt genau vor dem Auge. Ach ja, ein Höhenmesser ist auch integriert, Bergseelevel werden automatisch angepasst, für sich selbst bekommt man metergenau den Höhenstandort angezeigt.

Vollgas

Der GALILEO HUD lässt seine User äußerst wählerisch sein, geht’s ums Gas. Fast ist es zu schade, ihn nur mit ganz gewöhnlicher Pressluft arbeiten zu lassen. Wenigstens a bisserl Nitrox mag schon sein. Und vielleicht noch ein Dekoflascherl dazu. Das macht der GALILEO HUD mit links, mit bis zu 8 Gasen. Der Sauerstoffanteil kann zwischen 8% und 100% liegen. Und dann noch Helium für Trimix – Abstiege mit einem Anteil von bis zu 92%, da schlägt das Herz der technischen Taucher spürbar höher. Die Königsdisziplin Rebreathertauchen ringt dem GALILEO HUD ein Lächeln ab. Zwei Diluentgase betreut er elegant mit zwei Setpoints.

Deko

Die Berechnung von Tauchgängen mit mehr als einem Atemgas erfolgt vorausschauend unter der Annahme, dass erforderliche Gaswechsel in der dafür vorgesehenen Tiefe vorgenommen werden. Werden die idealen Parameter nicht eingehalten, reagiert der GALILEO HUD unverzüglich mit einer Korrektur der Daten.

Zwei Rechenmodelle sind im Computer hinterlegt, vorausplanender Multigas-Algorithmus Bühlmann ZH-L16 ADT MB PMG und das von technischen Tauchern bevorzugte Modell Bühlmann ZH-L16 GF, bei dem Gradientenfaktoren vom User eingestellt werden können.

Nach persönlichen Vorgaben kann der GALILEO HUD konservativer rechnen und wenn gewünscht Tiefenstopps berücksichtigen sowie einen Sicherheitsstopp vor dem Auftauchen.

Umgänglich

Der einzige Punkt, der eine Anleitung erfordert, ist die Anbringung der Maskenhalterung und wie der GALILEO HUD an der Schwenkachse montiert wird. Alles andere erklärt sich von selbst. Die Navigation durch die Menüs am Drehrad und die Funktionsauswahl durch kurzen oder etwas längeren Tastendruck ist genial und durch die Menüführung selbsterklärend. Wer nicht gerne dicke Handbücher liest, ist hier bestens aufgehoben. Dennoch sollte man durch das online hinterlegte Manual blättern, denn hier sind einige Hintergründe zu finden, die dabei unterstützen, den vollen Range der Möglichkeiten zu nutzen.

Vorräte

Der Speicherplatz für das Logbuch lässt sich mit zwei GB nicht lumpen. Hier können 10.000 Tauchstunden gehortet werden. Ich meine, das schafft kaum ein „normaler“ Taucher. Kleine Rechnung: Bei täglich 3 Tauchstunden wäre der Punkt der Speicherauslastung nach 10 Jahren erreicht. Im GALILEO HUD trägt man seine Tauchgänge digital mit, wie die Fotoalben auf dem Smartphone.

Der über USB Anschluss zu ladende Akku hat Power für bis zu 20 Tauchstunden. Auch das ist ein ausgezeichneter Wert.

Praxis

Der GALILEO HUD durfte unbeschwert im wohltemperierten Sprungbecken freitauchen und mit Gerät unter Wasser.

Wie schon erwähnt, ist die optimale Position des Bildschirms vor dem Auge das A und O. Da muss man sich die Zeit gönnen, das auch zu realisieren. Auch lesebrillenpflichtige Semester wie ich sehen die virtuell auf einen Meter Entfernung ausgelegte Anzeige tadellos. Um die Daten im Wettstreit mit dem sommerlichen Sonnenlicht deutlich ablesen zu können, habe ich die Bildschirmhelligkeit auf den höchsten Wert gesetzt. Das empfiehlt auch Scubapro. Im Apnoemodus sammelt der GALILEO HUD wesentlich mehr Daten, als im Logbuch direkt abrufbar sind. Eine umfassende Rückschau ist nach dem Übertragen der Daten in die Software / App LogTRAK für PC oder Mobilgeräte geboten. Das geschieht drahtlos mit Bluetooth oder mit dem USB Kabel. Das gilt natürlich auch für das Logbuch der Gerätetauchgänge.

In einem See durfte sich der GALILEO HUD dann erfrischen. Ganz wichtig ist hier, für anhaltend klare Sichtverhältnisse in der Maske zu sorgen, läuft sie an, wird’s mühsam mit der Ablesbarkeit der Anzeige. Die Testmaske von Scubapro war gut vorbereitet und kein Nebel trübte die Datenkontrolle. Der GALILEO HUD bringt dank des neutralen Abtriebs kein zusätzliches Gewicht auf die Maske, der Tragekomfort ist unbeeinträchtigt. Möchte man die Unterwasserwelt mal ohne Bildschirm genießen oder braucht man den Platz vorm Maskenglas für den Blick in einen Kamerasucher, einfach den Computer hochklappen.

Und nach dem Tauchgang die Maske mit dem GALILEO HUD einfach etwas sorgfältiger behandeln, als ein Modell ohne darauf montiertem Computer.

Fazit

Wenn einige Tauchgänge mit dem GALILEO HUD absolviert und die optische Eingewöhnungsphase abgeschlossen wurden, erschließt sich der Mehrwert eines Head-up-Display. Dieser Rechner kann außer kaffeekochen alles. Er ist so etwas wie der Ferrari des Tauchens. Man muss ja nicht laufend an die Grenzen gehen, aber man könnte…., mit entsprechend weiterführender Tauchausbildung mit dem GALILEO HUD vor Augen.

Technische Informationen

  • Leicht (neutraler Auftrieb) und einfach auf einer Tauchmaske montierbar
  • Klappmechanismus für ein einfaches Wegklappen des nicht benötigten Heads-Up-Displays
  • Intuitive Menüstruktur und Druckradschnittstelle für eine mühelose Navigation durch das System
  • Kompatibilität der Maskenhalterung mit einer Vielzahl von aktuellen SCUBAPRO Masken
  • Vollfarbiges OLED-Display (96 × 64 Pixel).
  • Auswahl aus 2 Algorithmen: Vorausplanender Multigas-Algorithmus Bühlmann ZH-L16 ADT MB PMG oder Bühlmann ZH-L16 GF.
  • Der PMG-Algorithmus bietet Mikroblasenstufen und enthält profilabhängige Zwischenstopps (PDIS)
  • Auswählbare Tauchmodi: SCUBA (Gerätetauchen), Gauge (Tiefenmesser), Apnea (Apnoe) und CCR (geschlossener Kreislauf)
  • Kompatibel mit Trimix und Nitrox, mit erweiterter CCR-Funktion
  • Bis zu 8 auswählbare Gase im SCUBA-Modus plus Sauerstoff und Diluentgase und 2 änderbare Grenzwerte für das CCR-Tauchen.
  • Mit dem SCUBAPRO Smart-Transmitter für eine Flaschendrucküberwachung ohne Schlauch kompatibel
  • Anzeige der tatsächlich verbleibenden Grundzeit (RBT) basierend auf der Atemleistung
  • Vollständig neigbarer 3D-Digitalkompass zur Speicherung von 3 vorprogrammierten Peilungen
  • Integrierte GPS-Funktion zur Oberflächennavigation
  • Maximale Betriebstiefe: 120 m
  • Wiederaufladbarer Akku für bis zu 20 Std. Tauchzeit pro Ladung im Stromsparmodus
  • 2 GB Speicher für bis zu 10.000 Tauchstunden
  • Daten-Download über Bluetooth oder USB-Kabel, Desktop Computer mit Windows und Mac; zusätzlich zu Windows and Mac mit Apple- und Android-Geräten kompatibel, die LogTRAK nutzen.
  • Lieferumfang: HUD – Maskenhalterung – Kabelbinder – USB-Ladekabel – Transmitter – Kurzinfo – Schnellanleitung – Schutzfolienkordel (Handbuch online verfügbar).

 

uvp. GALILEO HUD                                        € 1275,-
uvp. GALILEO HUD mit 1 Sender                € 1490,-

https://ww2.scubapro.com/de-DE/DEU/instruments/computers/products/galileo-hud.aspx

 

Michael Goldschmidt