Nur wenige wissen heute, dass die Aqua Lung Atemregler erstmalig von Tauchpionier und Legende Jaques Ives Cousteau und seinem technischen Partner Emile Gagnan entwickelt wurden. Aqua Lung steht für den ersten Atemregler weltweit, erstmals eingesetzt 1943. Der 2020 vorgestellte Regler Legend Elite präsentiert die dritte Generation der Aqua Lung Highend Lungenautomaten. Er zielt auf anspruchsvolle Taucher, die nur das Beste für sich bei all ihren Aktivitäten unter Wasser einsetzen wollen.
Ich kann es nicht oft genug sagen, wie schwierig sich in der ersten Jahreshälfte 2020 die Situation gestaltete, Produkttests unter realen Bedingungen durchzuführen. Offiziell war das Tauchen in Bayern durch die vielen Ausgangseinschränkungen nicht verboten, aber dem Gehorsam vorauseilende Gemeinden sperrten die Parkplätze an den Seen ohne Not ab und der Zugang ins Wasser war somit unmöglich geworden. Die Grenze nach Österreich war auch dicht, ein Ausweichen an den Attersee schied ebenso aus. So mussten wir abwarten, bis der Zugang zu den Seen wieder möglich war. Das warf uns um Monate in den Testproduktionen zurück. Das wird vielleicht auch einmal eine Legende, doch jetzt zum Aqua Lung Atemregler Legend Elite.
Ja, er ist schon ein Highlight in vielen Ebenen. Wer etwa € 750,- für einen Ausnahmeregler zu investieren bereit ist, der hat klare Vorstellungen und Erwartungen zum Produkt seines Interesses. Klar, da gibt es in dieser preislichen Größenordnung auch noch ein paar Mitspieler am Markt, die vergleichbar wären. Das ist auf viele Produkte anwendbar, vom Tauchcomputer bis zum Auto. Was haben sich die Ingenieure nun einfallen lassen, den Legend Elite so zu gestalten, dass er aus dem Rahmen fällt?
Sehe ich zunächst nur auf Äußerlichkeiten, dann ist das Design der beiden Stufen gelungen. Die chromglänzend umrahmte Membran an der zweiten Stufe – hier einfach die Luftdusche zu sagen, wäre etwas unfair – klärt unzweifelhaft auf, aus welchem Stall kommend und in welchem Rang diese Atemtechnik steht. Insgesamt brilliert auf Hochglanz poliert hier einiges. Er ist markant, reklamiert seinen Status, wirkt aber nicht protzig. Die elegante Form des Blasenabweisers ist nicht nur ein Showelement, hier ist technischer Hintergrund schick umgesetzt worden, was auf die Atemarbeit insgesamt positiven Einfluss hat.
Auch bei der ersten Stufe hat man äußerlich auf sichtbare Wertigkeit geachtet, bis hin zu den Portdeckeln, die fast einen Diamantschliff erhalten haben und sich von den sonst üblich optisch austauschbaren, rein funktionellen Halbrundformen abheben.
Lassen Sie mich an der ersten Stufe beginnen. Zum Anschluss sind in Dreiergruppen links und rechts je zwei Niederdruckabgänge und je ein Hochdruckabgang verfügbar. Um Engpässe bei der Schlauchführung auszuschließen, ist der Hochdruckport locker gemessen um 15° angewinkelt. Etwa 4 Zentimeter sind die Mittelpunkte der Niederdruckanschlüsse voneinander entfernt und auch diese weisen einen in kleinerem Maß voneinander abweisenden Anschlusswinkel auf. Diese Portarchitektur gefällt natürlich auch technischen Tauchern, die bei konsequent nach unten weisenden Schläuchen in der Konfiguration keine Probleme haben. Abstand und Winkel der Niederdruckports schließen zudem Platzprobleme bei Verwendung von Druckdatensendern aus, die natürlich immer raumgreifend sind.
Ein eindrucksvolles Zeichen, dass die erste Stufe niedrigen Wassertemperaturen die kalte Schulter zeigt, sind äußerlich die Wärmetauschrippen, die die membrangedichtet trocken agierende Feder zur Druckregulierung von Vereisung frei hält.
Ins Innere geschaut, da muss man einfach den Statements des Herstellers glauben, dass die Ingenieure einen weiteren Weg gefunden haben, die Anpassung des Atemdrucks auf die umgebende Tiefe noch deutlicher wirken zu lassen. Stichwort „Überbalancierung“. Soll sagen, dass bei größeren Tauchtiefen die bei einfachen Systemen spürbare Reduzierung des Atemkomforts nicht stattfindet, ganz im Gegenteil.
Das Rändelrad am DIN Anschlussgewinde ist mit Kunststoff überzogen und hat die Form eines Reuleaux – Dreiecks (Dreieck mit abgerundeten Ecken). So ist es ausgesprochen griffig und kann problemlos auch mit dicken Handschuhen bedient werden.
Das Auto-Closure Device (ACD) ist ein nützliches Feature, das automatisch die erste Stufe verschließt, wird sie vom Flaschenventil abgenommen. So kann hier kein Wasser eindringen.
Weltweit, außer in der EU, kann der Legend elite mit Nitrox bis 40% Sauerstoffanteil verwendet werden.
Die Verbindung zur zweiten Stufe übernimmt ein leichter und extrem biegsamer Aqua Flex Gewebeschlauch. Am Anschluss des Mitteldruckschlauchs an die zweite Stufe befinden sich die Rippen eines Wärmetauschers (patentiert). Hier wird das durch Expansion abgekühlte Atemgas soweit erwärmt, dass keine Vereisung auftreten kann.
Die zweite Stufe ist pneumatisch balanciert, was sich direkt auf den außergewöhnlich hohen Atemkomfort auswirkt. Die Atemcharakteristik kann auf die persönlichen Bedürfnisse des Users über einen Drehknopf und einen Hebel eingestellt werden. Steht der +/- Hebel voll auf Minus, wird das Abblasen des Reglers verhindert, bei Gebrauch als Oktopus oder hängt die zweite Stufe vor dem Tauchgang im Wasser.
Das Comfo-Bite™ Mundstück soll Kieferermüdung verhindern. Ein Gummischild am Ende des Mundstücks schützt die Lippen vor kaltem Wasser.
Die Membran / Luftdusche ist großflächig gestaltet, Schlitze im Rahmen der Membran verhindern das Abblasen durch erhöhten Wasserdruck bei starker Strömung.
Praxis
Dem Aqua Lung Legend Elite war kein Tripp in tropische Gewässer vergönnt, er musste sich mit kaltem Süßwasser begnügen. Und hier hinterließ er einen ausgezeichneten Eindruck. Der Tragekomfort im Mund ist dank des leichten und flexiblen Mitteldruckschlauchs in Verbindung mit dem Comfo-Bite™ Mundstück ausgezeichnet. Die Atemcharakteristik ist weich und harmonisch. Das Gesichtsfeld bleibt frei von Blasen der Ausatemluft.
Das DIN Gewinde greift sofort in das Flaschengewinde und der Form des Rändelrads ist es geschuldet, dass die Montage mühelos erfolgt.
Fazit
Wenn man das Besondere sucht und auch bereit ist entsprechend zu investieren, bekommt man mit dem Aqua Lung Atemregler Legend Elite ein Produkt, das aus unserer Sicht keine Wünsche offen lässt. Sport- und technische Taucher werden hochwertig bedient.
Fakten
Hersteller: Aqua Lung
Typ: Legend Elite
Anzahl der HP Anschlüsse: 2
Anzahl der MD Anschlüsse: 4
Temperaturbereich: <10°C (Kaltwasser)
Auto-Closure Device (ACD): Ja
Symmetrische Mitteldruckkammer: Atemgas wird gleichmäßig zu allen MD Abgängen verteilt.
Handrad an der ersten Stufe: Triangular Form mit großen Griff-Rippen
Staubkappe der ersten Stufe: Neues Design, vermeidet versehentliches Öffnen des ACD Systems
Luftlieferleistung: 1500 l/min bei HP=200 bar
Mitteldruck: 8,5 bar +/-0,5 bar
Typ zweite Stufe: Pneumatisch balanciert
Einstellungen: MBS System
Mundstück: Comfobite TM montiert, Standard mit Gaumensegel in der Box
Lippenschutz: Im Lieferumfang
Atemarbeit: 0,74 J/Liter bei AMV 62,5 l/min, Tiefe 50 m und Betriebsdruck 50 bar
Schlauch: 730 mm AquaFlex Schlauch
Gewicht: 1008 g
Zertifizierung: EN250 für Warm- und Kaltwasser
Preis uvb.: € 749,-
http://www.aqualung.com/de/gear/atemregler/leg3nd-elite
Petra Ney & Michael Goldschmidt