Analoges Finimeter war gestern: Cressi DIGI 2 liefert verlässliche Computerdaten für alle

Kaum erklärlich, wie uninteressiert vielfach Taucher sind, geht es um den tatsächlichen Druck in der Flasche

Dieses seltsame Jahr 2020 hat die Outdoortests von Tauchequipment stark beeinträchtigt. Obwohl uns das digitale Finimeter von Cressi, das DIGI 2, schon früh zur Verfügung stand, kamen wir damit nicht unter Wasser. Und als es endlich zum Testtauchen gehen sollte, verabschiedete sich der O-Ring, der das DIGI 2 dicht mit der ersten Stufe des Reglers verbinden sollte, vor dem Abtauchen. Wie verhext, alles war in der Technikkiste an Ersatzteilen dabei, aber kein O – Ring für den Hochdruckanschluss. Wie dem auch sei, einige Zeit später ging es dann doch in die Tiefe und unter schlechten Sichtbedingungen durfte der DIGI 2 sein Können unter Beweis stellen.

Eigentlich wundert es mich, dass sich digitale Instrumente zur Kontrolle des Flaschendrucks noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben. Einen Tauchcomputer trägt jeder am Arm, beim Luftvorrat schaut man noch auf Big Ben. Dabei haben die mechanischen Instrumente für sich allein gesehen einen riesigen Nachteil, den kaum einer kennt: Die Genauigkeit ihrer Anzeige darf bis zu 15% vom tatsächlichen Druck abweichen. Dann bewegen sie sich innerhalb der vorgegebenen Norm. Bei digital erfasstem Flaschendruck, egal ob mit Sender oder Hochdruckschlauch an der ersten Stufe, hier ist die Genauigkeit bei 0,1 bar. Genauer geht’s nicht und man hat eine echte und zuverlässige Information, was noch an Gasvorrat zur Verfügung steht.

Ich bin ein Fan von Restluftanzeigen. Als es den ersten Tauchcomputer gab, der dieses Feature bot, war ich total begeistert. 1992 wurde man mit dieser Technik zwar belächelt und als Alien eingestuft, egal. Eigentlich sollte es heute Standard sein, doch wie es aussieht hat sich allein Cressi mit seiner eigenen Fertigung von Computern in Italien diesem Thema umfassend gewidmet.

Wen kann das DIGI 2 interessieren

Als Zielgruppen sind einige User auszumachen. Fangen wir mit den Taucher/innen an, die ihr Instrument auch im täglichen Leben als Lifestyle – Produkt tragen. Diese haben mehrheitlich keine Möglichkeit, einen Druckdatensender zu koppeln. Und so teuer sollte der Computer ja ursprünglich auch nicht sein, weil eher gelegentlich, Schwerpunkt Urlaub, getaucht wird. Wenn der DIGI 2 dazu angeschafft wird, ist man auch nach längeren Tauchpausen auf der sicheren Seite, denn er zeigt an, was der tatsächlich aktuelle Tauchstatus ist, ohne bei 100 bar Restdruck in Panik zu verfallen.

Ähnliches gilt für User, die zwar einen exklusiv für den Taucheinsatz konzipierten Computer tragen, aber nicht den finanziell deutlichen Schritt nach oben machen wollten, sich mit einem Gerät auszustatten, das drahtlos die Druckdaten zur Verfügung stellt und in allen Ebenen der Resttauchzeit und Dekompression berücksichtigt.

Da gibt es aber auch die große Gemeinschaft, die der drahtlosen Übermittlung der Druckdaten zurückhaltend gegenüber steht. Grundsätzlich funktioniert diese Technik zwar und ist entsprechend zugelassen, aber es gibt aus verschiedensten Gründen immer wieder Momente, in denen Sender und Computer keine Verbindung haben. Deshalb wird diese Technologie nie Eingang in die Welt des technischen Tauchens finden.

All jene, die der drahtlosen Druckdatenübermittlung misstrauen, sind beim DIGI 2 angekommen. Mit dem HD Schlauch an der ersten Stufe angeschlossen gibt es ununterbrochen aktuelle Daten, nicht nur allein zum Flaschendruck. Als reiner Tiefenmesser mit Tauchzeiterfassung – Blick auf die technischen Taucher – ist der DIGI 2 bis – 120 Meter einsetzbar.

Preisfrage

Mittlerweile hat sich das DIGI 2 im Handel bei etwa € 170,- eingependelt. Ein rein mechanisches Finimeter akzeptabler Qualität kostet durchschnittlich etwa € 70,- mit den zulässigen 15% Abweichung von der Anzeigegenauigkeit.

Was kann DIGI 2

Um eins vorauszuschicken, das Instrument DIGI 2 kann sinnvoll nur von links an der ersten Stufe montiert zum Einsatz kommen. Das rechteckige Display ist nur auf diese Montage ausgerichtet, von rechts kommend ständen die Anzeigen auf dem Kopf. Vielleicht gibt es ja auch einmal ein Rundinstrument, sollte nicht so schwer sein, dann ist es egal, von welcher Seite der HD Schlauch montiert wird.

Das DIGI 2 ist in ein schlagfestes ABS-Gehäuse integriert mit zusätzlicher Silikonummantelung in 5 verschiedenen Farben. Das nachleuchtende Display im Format 45×27 mm hat ein wechselbares Schutzglas. Die Ziffern sind besonders groß (10×5 mm). Der Monitordeckel mit integriertem Magnet schaltet das DIGI 2 bei Entfernung ein, beim Aufsetzen aus. Die Menge der Tauchgänge, die mit einer Batterie (vom User selbst zu wechseln) möglich sind, liegt bei 700.

Ein Wort zur Anleitung – da ist in der deutschen Version ein Fehler drin, der sich auf Daten eines zuvor absolvierten Tauchgangs bezieht. Das so stimmt nicht.

Welche Daten liefert das DIGI 2

  • Flaschendruck (Genauigkeit 0,1 bar) zwischen 0 und 340 bar;
  • Aktuelle Tiefe
  • Maximale Tiefe des aktuellen Tauchgangs;
  • Maximale Tiefe des vorherigen Tauchgangs (wenn der Flaschendruck erfasst wird);
  • Tauchzeit
  • Temperatur
  • Restluftzeit: Zeit bis zum Erreichen des Reservedrucks (50 bar). Aktualisierung 1x pro Sek;

Fazit

Für ein paar Euro mehr ein Big Ben Finimeter außen vor zu lassen und sich gleich für ein zeitgemäßes und sicherheitsrelevantes Instrument zu entscheiden, sollte nicht die Frage sein, geht’s um die Neuausstattung. Und die Oldies, die noch Opas Technik mit einer Cousteaumütze auf dem Kopf tauchmittelalterliche Ansichten vertreten, täten gut daran, zur eigenen Sicherheit mit einem DIGI 2 abzutauchen. Man wird ja vergesslich – auch hinsichtlich der Restluftzeit.

https://www.cressi.com/catalogue/details.asp?SchedaID=1278&lang=4

Michael Goldschmidt