Liebe Leserinnen und Leser,
nein, ich habe den Verlust unseres Redaktionsmops Kalle noch lange nicht verdaut und sein Kumpel Poldi ist davon überzeugt, dass Kalle wieder cool und stolz durch die Haustüre marschieren wird und zurückkommt. Ja, auch Tiere trauern. Und das ist wirklich nicht selten.
Wale und Delfine trauern um ihre toten Lebensgefährten und Kinder. Um mal einen Blick ins / unter Wasser zu werfen. Ich könnte hier die Liste der ebenso fühlenden Säugetiere und auch Vögel so weit ausbauen, dass ein dickes Buch mit unendlich vielen Zeilen das Resultat ergäbe. Lesen würde es keiner, wertvoll wäre es.
Wir haben in den letzten 12 Monaten auch sehr viel verloren, was unsere vom Grundgesetz zugesicherte Freiheit betrifft. Von den Medien getrieben haben Staatsregierungen der EU letztendlich hilflos überreagiert. Es wurden in Deutschland politisch nur jene Berater ins Boot geholt, die die Meinung der Staatsführung abnickten. Substanzielle Kritik und Lösungsangebote von hochwertigen Wissenschaftlern wurde schlicht ignoriert.
Die Konsequenz haben wir alle zu spüren bekommen. Alles was Spaß macht wurde verboten und bei Missachtung eines Verbots mit hohen Geldstrafen abkassiert. Dass die Polizisten, die hier und da auftreten mussten, bei all dem selber kein gutes Gefühl hatten, darüber spricht keiner. Wenigstens haben die Gerichte ein paar überengagierte Politiker mit ihren Anordnungen in die Schranken verwiesen.
Ein wenig fühle ich mich wie Martin Luther, von dem behauptet wird, er hätte gesagt, auch wenn ich morgen sterben würde, pflanzte ich heute noch einen Apfelbaum. Nach langem hin und her und weil es mit A anfängt, habe ich tatsächlich wieder eine Jahresmautvignette – elektronisch – für die Autobahnen in Österreich gekauft. Die Vignettenangebote der ASFINAG sind natürlich sehr durchdacht, 10 Tage, 2 Monate oder ein Jahr. Nicht gerade sehr differenziert. Letztes Jahr hatte meine Jahresvignette gerade mal 4 Nutzungstage….. Nein, ihr müsst jetzt nicht heiliger Martin zu mir sagen… Aber das Gefühl, ersatzweise ein Stück Autobahn in Österreich fast zu besitzen, nicht ganz schlecht, gell Basti Kurz?
Und was hat das alles mit dem Tauchen zu tun? Alles. Seit November können wir von Bayern aus nicht mehr zu den Seen und Tauchbasen in Österreich ohne 14 Tage Quarantäne hin und zurück. Tirol ist ganz böses Ausland, fast Ebolagebiet. Kufstein ist grad 70 km von unserer Redaktion entfernt, ich war dort seit über einem Jahr nicht mehr. Ich war mal Mitglied im dortigen Tauchclub, es fühlt sich an wie Krieg.
Gar nicht mehr zu erwähnen, dass die Bäder für das Training unserer Tauchclubs seit Anfang November wieder geschlossen sind, nach drei Wochen Öffnung für Vereine.
Das macht keinen Spaß und die Bevormundung von Bürgern, denen von der politischen Führung nicht zugetraut wird, dass sie wissen, was sie tun, das ist höchst bedenklich und kann nicht hingenommen werden. Wissen die verantwortlichen Politiker eigentlich, was sie tun? Wer klärt das ab?
Die Elfenbeinturmbewohner haben viel bewirkt. Unterm Strich nichts wirklich Gutes. Schaue ich auf die Tauchbranche, die aus Herstellern, Ausbildungslabels und Reiseanbietern / Tauchbasen / Safaribooten eng verbunden agiert, da gibt es heftige Einschläge und bald schon werden nicht wenige gerade im Tourismus angesiedelte Anbieter die Segel gestrichen haben. Das und so vieles mehr macht mich einfach grad wirklich traurig.
In 2020 habe ich großzügig in neues Tauchequipment investiert. Trockentauchanzug auf Maß, neues komfortables Wing, Apnoeanzug auf Maß. Wenigstens haben Trocki und Wing jetzt schon 3 Mal Wasserkontakt erlebt, beim Apnoeanzug fürs Freiwasser müsste dringend der Staub abgewaschen werden.
Beim Eintrag des ersten Tauchgangs 2021 ins digitale Logbuch, habe ich mal die unüberschaubare Menge von Gerätetauchgängen 2020 nachgezählt. Es waren ganze 11. Es wären viel mehr möglich gewesen, theoretisch. Praktisch waren die Seeufer schon im Morgengrauen von Tagesausflüglern und illegalen Wohnmobilcampern belegt. Das brauche ich 2021 wirklich nicht mehr.
Herzliche Grüße, Ihr
Michael Goldschmidt
