Mares Atemregler FUSION 52X

Mares Atemregler FUSION 52X

„Benchmark“ konfrontiert den am neusten Edel-Atemregler FUSION 52X von Mares interessierten Taucher bei der ersten Berührung. Allein, auch in der aktuell stark anglizistisch unterwanderten Tauchausbildung, findet sich dieses Fremdwort nicht, das gerne auf intellektuellen, internationalen Gesprächsebenen in Universitäten fällt. Und weil sich traditionell kaum einer traut, zuzugeben, dass ein Wort inhaltlich nicht verstanden wird, klären wir gleich im Prolog auf. Mit Benchmark möchte man hier auf ein Produkt hinweisen, das im eigenen Haus und im Vergleich mit Wettbewerbsangeboten, einzigartige Alleinstellungsmerkmale hat. Weil vergleichende Werbung in unseren Breitengraden nicht zulässig ist, versteckt man das Muskelspiel hinter einem Fremdwort. Wir sind da nüchterner. Unsere drei Testtaucher kamen mit beeindruckt strahlenden Augen aus dem Wasser.

Eigentlich hätte man in Rapallo, am Firmensitz von Mares, mit der Vorstellung des FUSION 52X gleich ein Feuerwerk veranstalten und eine große Party feiern müssen. Man darf sich getrost auf die Schultern klopfen, nachdem eine ohnehin schon sehr gut situierte Reglerfamilie ein außerordentliches Oberhaupt bekam. Doch die Mares – Führungsriege hat keine Italiener im Team und so schlich sich der FUSION 52X recht bescheiden ins Blickfeld der an Höchstleistung interessierten Taucher.
Was trieb Mares zur Weiter- und Neuentwicklung? Sicherlich gab dazu auch die neue Kaltwassernorm EN 250 / 2014 mit verschärften Testbedingungen Anlass, denn ab Mitte 2014 dürfen neu entwickelte Produkte nur mehr nach der aktuellen Testnorm zertifiziert in den Handel gebracht werden. Nicht, dass Mares sich deswegen Sorgen um die Leistung der nach der alten Norm im Vertrieb befindlichen Regler machen müsste, aber etwas grundlegend Neues musste entstehen, das möglicherweise auch bei Tech – Tauchern Interesse weckt. .

Und das ist definitiv gelungen. Der FUSION 52X ist aktuell der einzige Regler, der zur Erhöhung der Luftlieferleistung über ein Twin Power Ventil verfügt, das den VAD+ Effekt generiert.
Was ist VAD? Mares hat alle zweiten Stufen mit einem Bypass – Rohr versehen, wodurch die in den Atemraum einströmende Luft einen kontrollierten Wirbel erzeugt. Im Zentrum des Wirbels entsteht Unterdruck, der sich beim Einatmen unterstützend auf die Ansteuerung der Membran auswirkt. Der Regler spricht in allen Tiefen sensibler an und es kann auf zusätzliche Mechanik verzichtet werden, über die ein User manuell das Ansprechverhalten einstellt.
Das Twin Power Ventil funktioniert ähnlich wie ein Gashahn, sitzt am Anschluss zur zweiten Stufe und reguliert den Luftzufluss mit einer Drehung von knapp 90°. In Stellung VAD stehen 750 l/min zur Verfügung, bei VAD+ 850 l/min. Die Wirkung kann erst unter Druck, also abgetaucht wahrgenommen werden. Bei VAD+ wird mehr Luft zugeführt, als unter den meisten Bedingungen erforderlich ist, es entsteht das Gefühl aktiver Atemgasversorgung mit reduziert wahrnehmbarem Einatemwiderstand.
Möglich wurde diese Technik durch einen vergrößerten Querschnitt des Bypass Rohrs (+77% Durchfluss) und dessen neuer Krümmung. Mechanisch ist das Twin Power Ventil so ausgelegt, dass es auch dann ungehindert Luft liefert, wenn es nicht auf den Anschlagpunkten steht.
Vor dem Tauchgang sollte nicht die VAD+ Power am Regler eingestellt sein, das führt sonst zum Abblasen. Und noch einen Hinweis gibt Mares mit auf den Weg. Bei Wassertemperaturen unter 10°C wird die Nutzung von VAD+ nicht empfohlen, um Vereisung auszuschließen.

Das neue Design, der aus vernickeltem und verchromtem Messing gefertigten zweiten Stufe, macht den FUSION unverwechselbar, haptisch ist die satinierte Oberfläche schmeichelnd. Neu ist die Konstruktion der Luftdusche. Der Deckel vor der transparenten Einatemmembran ist im unteren Bereich mit einer Achse im Gehäuse befestigt und wird von einer Feder in der Ausgangslage positioniert. Wird die Luftdusche gedrückt, klappt der Frontdeckel ganzflächig in einem Winkel von etwa 20° bis zum inneren Anschlagpunkt. So kann die Luftdusche präzise auch mit dicken Handschuhen bedient werden und die Einatemmembran und die dahinter liegende Ventiltechnik werden optimal geschützt.

Natürlich ist auch die erste Stufe 52X mit neuen Komponenten versehen. Der membrangesteuerte Druckminderer besteht wie die zweite Stufe aus vernickeltem und verchromtem Messing, auch hier wurde die Oberfläche edel satiniert, Verkleidungen aus Polymer schützen sensible Bereiche. Das neue A.C.T. Ventil hat nach Angaben des Herstellers eine um 600% verlängerte Lebensdauer. Zum Anschluss der zweiten Stufe bietet die 52X zwei rechtseitig liegende DFC Abgänge. DFC steht für “Dynamische Strömungssteuerung”. Damit wird der Mitteldruckabfall von bis zu 2 bar bei jedem Atemzug, wie er bei den meisten Reglern vorliegt und erhöhte Atemarbeit zur Folge hat, kompensiert. Bei Flaschendrücken unter 80 bar ist dieses Phänomen besonders deutlich, das von Mares realisierte DFC garantiert unter allen Bedingungen gleichmäßig beste Atemwerte mit Abweichungen von höchstens 0,2 bar.
Erfreulich, die Mittel- und Hochdruckabgänge sind in zwei Dreiergruppen gegenüber liegend platziert (außer den DFC Abgängen). So kann die 52X Stufe mit senkrecht nach unten führenden Schläuchen am Flaschenventil angeschraubt werden, was im Kreis technischer Taucher ein Muss bei der Gerätekonfiguration ist. Der Hochdruckabgang ist etwas weiter von den Mitteldruckports entfernt und lässt Raum für den Anschluss des Druckdatensenders luftintegrierter Computer.
Und wieder einmal hat Mares den Red Dot Award in der Kategorie Produktdesign gewonnen. Für das Design des FUSION zeichnet Christof Oelrich verantwortlich und die Begründung der Jury lautet: »In der Gestaltung des Lungenautomaten Fusion 52X verbinden sich technische Innovationen und eine intelligente Konstruktion zum Tauchgerät erster Wahl.«

Praxis

Der FUSION 52X wurde von drei Testtaucher/innen im Kaltwasser bei Tiefen bis über 40 Meter ausführlich eingesetzt. Einig war man sich spontan über die angenehme, weiche Luftzufuhr, die kaum das Gefühl von Atemarbeit erzeugt. Die in dieser Preisklasse sonst üblichen mechanischen Einstellmöglichkeiten wurden nicht vermisst. Die Luftlieferleistung ist in allen Tiefen eindrucksvoll gleichbleibend, die Zuschaltung des VAD+ erfolgte wirklich nur zum Test, nötig wäre er nicht gewesen, auch nicht bei den teils deutlichen Strömungen bei Wracktauchgängen im Mittelmeer.
Die neue mechanische Umsetzung der Luftdusche gefällt. Das Gesichtsfeld bleibt blasenfrei. Das Mundstück ist gut geformt, entspannter Sitz der zweiten Stufe ist auch bei längeren Tauchgängen garantiert, trotz des etwas höheren Gewichts dieser FUSION Stufe.
An der ersten Stufe wünschen wir uns ein etwas griffigeres DIN-Handrad, um mit klammen Händen den Regler leichter vom Flaschenventil trennen zu können. Und eine weitere Anregung wäre, den Ventilschutzdeckel nicht mehr von vorne herein mit einer Lasche am Schlauch vor Verlust zu sichern. So kann verhindert werden, dass sukzessiv Feuchtigkeitsreste in die erste Stufe eindringen können. Andere Hersteller von Hochleistungsreglern haben das schon geändert.

Fazit

Wer ein Highendprodukt im Bereich Atemtechnik sucht, kann am Mares FUSION 52X großen Gefallen finden. Ambitionierte Sporttaucher, Berufstaucher und technische Taucher werden hochwertig bedient. Ob man die VAD+ Funktion tatsächlich einmal braucht, können wir nicht beurteilen. Aber was man hat, hat man.

 

Fakten

Hersteller: Mares
Typ: FUSION 52X
Prinzip 1. Stufe: membrangesteuert, DFC
Luftlieferleistung: 1200 l/min
Material: vernickelt und verchromtes Messing
Abgänge: T-Position, 2x DFC, 2x Mitteldruck, 2x Hochdruck
Gewicht DIN Version: 513 g
Prinzip 2. Stufe: Standard Downstream Ventil, Twin Power Flow Control
Luftlieferleistung: VAD 750 l/min, VAD+ 850 L/min
Material: vernickelt und verchromtes Messing
Gewicht: 327 g
Mitteldruckschlauch: 75 cm, Superflex
Atemarbeit: 1,16 J/l
Preis ca.: € 549,-
www.mares.com

Beitrag erstellt 4.2015