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Letzter Ausweg Bäderschließung? Der falsche Weg von Kommunen, den gesellschaftlich wichtigen Zugang zu Wassersportaktivitäten zu beschneiden

Bädersterben

Bäderschließung ist mittlerweile landesweit zu einem in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Thema geworden. Nicht die privat betriebenen Freizeit-, Spaß- und Thermenbäder mit wirtschaftlich kalkulierten hohen Eintrittspreisen sind dabei gemeint, sondern das städtische oder gemeindliche Hallen- und oder Freibad mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben.

Lassen Sie mich an dieser Stelle Dr. Gerd Landsberg (Hauptgeschäftsführer Deutscher Städte- und Gemeindebund) zitieren, der in einer umfangreichen Dokumentation zum „Thema Freibäder und Kommunen“ unter anderem in seinem Vorwort sagt:

Sportstätten sind ein zentraler Bestandteil kommunaler  Infrastruktur und der Stadtkultur – für den Vereinssport, für den Schulsport, für alle Bürgerinnen und Bürger. Dies gilt selbstredend auch für Hallen- und Freibäder, die für ein gesellschaftliches Miteinander ohne soziale Ab- und Ausgrenzungen und Spaß und Vergnügen für wenig Geld stehen. Sie sind Heimstätte schwimmsporttreibender Vereine und Begegnungsstätten für Menschen aller Generationen. Ein Freibad ist auch ein Ort zum Erwachsenwerden: Hier lernt man schwimmen, trifft sich mit Schulfreunden, später verbringt man dort mit seiner Familie einen entspannten Urlaubstag und nutzt es im Alter, um sich durch Schwimmen fit zu halten.

Nicht zufällig war das Thema Bäderschließung beim großen Donauschwimmen der Wasserwacht Neuburg/Donau durch teilnehmende Gruppen weithin sichtbar nach außen getragen worden. Über 1000 Teilnehmer der Veranstaltung, überwiegend Mitglieder der DLRG und Wasserwacht, aber auch Tauchsportvereine und Tauchschulen absolvierten einen mehr als zwei Kilometer langen Weg in der Donau, um ähnlich zum Karneval im Rheinland, hier aber auf Flössen, auf Missstände aufmerksam zu machen. Der Missstand Bäderschließung war am deutlichsten zum Ausdruck gebracht worden.

Was steckt hinter dem Thema Bäderschließung? Die Politik wird seit längerer Zeit auf dieses Thema aufmerksam gemacht, auch auf Bundesebene. Von dort gab, gibt es Signale, die Städte und Gemeinden finanziell zu unterstützen. Deutschlandweit hat sich ein Bedarf von etwa 5 Milliarden Euro angestaut, um bestehende Bäder zu sanieren oder nach Coronazwangspausen wieder in Betrieb zu nehmen.

Bäderschließung bedeutet ganz klar, dass kein Schwimmunterricht mehr stattfinden kann, dass Wasserrettungsorganisationen nicht mehr ausbilden und trainieren können, Schwimmvereine und Tauchclubs oder Tauchschulen mehr als auf dem Trockenen sitzen. Kommerzielle Freizeitbäder kommen als Ersatz nicht in Betracht, deren Angebotsstruktur hat die sportliche Nutzung der Wasserflächen über- wie unter Wasser nie wirklich berücksichtigt. Bietet ein Freizeitbad tatsächlich die Möglichkeit an, in einem „Sportbecken“ aktiv werden zu können, steht der vielfach höhere Eintrittspreis dagegen.

Bäderschließung steht aber auch im zeitlich begrenzten Rahmen für uninspirierte Mitarbeiter in der kommunalen Verwaltung. Nein, man darf nicht verlangen, dass jene, die in einem Rathaus am Schreibtisch sitzen, tatsächlich allumfängliche Ahnung haben hinsichtlich dessen, was sie zu entscheiden und/oder zu überwachen haben. Am Beispiel München bin ich ein Insider.

Wo fange ich an? Am besten dort, wo es mich als Mitglied in einem Tauchsportverein direkt betrifft oder betraf. Nun gut, heute räumen die einst härtesten Vertreter der Corona – Maßnahmen kleinlaut und Stück für Stück ein, dass viele Maßnahmen überzogen waren. Eine Bäderschließung wäre wohl nicht nötig gewesen. Allerdings muss man auch ein wenig Ahnung haben, was das Abschalten eines Hallenbads an gesundheitsorientierten Maßnahmen nach sich zieht. Dazu gehört der wenigstens wöchentliche Betrieb der Duschen mit einer Wassertemperatur über 55°C, um Keime der Legionellen zu vernichten. Konkret wurde das im Hallenbad meines damaligen Tauchclubs nicht gemacht, worauf das Bad erst einen Monat später, nach dem Abschalten des Coronaerlass, wieder geöffnet werden durfte.

Und dasselbe Bad, das lange Zeit wegen Corona geschlossen blieb, wird nun für lange Zeit wegen Sanierungsmaßnahmen zugesperrt. Da fragt sich natürlich der Bürger, hätte man da nicht kreativ sein können und die ohnehin politisch verlangte Schließung für anstehende Sanierungen nutzen können?

Da gibt es ein großzügiges Schulschwimmbad, in dem ein befreundeter Tauchclub trainieren darf. Ich sage darf, weil es fast wie ein 6er im Lotto ist, bekommt man in einem Schwimmbad Trainingszeiten – natürlich gegen Geld. Umsonst ist der Tod. Nach langer Sanierung und weiterer Baumaßnahmen war das Bad für die Gäste und den Tauchclub wieder zugänglich. Aber nicht für lang. Es ist wieder geschlossen, open end, die Statik des Dachs entspricht nicht den Erfordernissen.

Das Thema Bäderschließung ist natürlich für Tauchclubs, Tauchschulen oder Wasserrettungsorganisationen wirklich existenziell. Macht ein Bad dicht, gibt es einfach keine Ausweichmöglichkeiten. Kein Hallenbad sucht händeringend für die Abendstunden oder am Wochenende Interessierte, die Bahnen oder das ganze Becken anmieten möchten. Ganz im Gegenteil, die Wartelisten sind allerorts lang. Das ist kein neues Mangelthema.

Regelt sich das Thema Bäderschließung zumindest für die Tauchsportszene von selbst? Nun, da bin ich ambivalent. Schaue ich, auch selbstkritisch, auf die Altersstruktur mir persönlich bekannter Tauchsportvereine, dann wird’s eng, denn es gibt kaum jüngeren Nachwuchs. Auf der anderen Seite sind die VDST Vereine gefordert, wirksame Nachwuchsarbeit zu betreiben. Es müssen neue Altersstrukturen bei den Mitgliedern sichtbar werden, in denen sich jeder wiederfindet. Allein ein Vereinsvermögen zu verwalten, was für manche Vorstände wohl die einzige Befriedigung mit sich bringt, ist lediglich das Kapital, für eine wenig ruhmreiche Liquidierung eines Tauchsportclubs.

Erfreulicherweise gibt es da auch wunderbare Ausnahmen, sie sind aber auch nicht die Regel.

 

Michael Goldschmidt
UWW

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