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Editorial März 2019

Brothers

Liebe Leserinnen und Leser,

was geht ab im Roten Meer, in Ägypten, an den Brothers? Vielleicht haben Sie bereits die für die zwei Inseln bekanntgegebenen neuen, drastischen Reglements zur Kenntnis genommen. Wenn nicht, dann hier unser Beitrag im Magazin, der innerhalb weniger Stunden alle bisherigen Zugriffsrekorde in den Schatten stellte. Bad news are good news, ein, seit es Zeitungen gibt, funktionierender Trick, in hohem Maß Interesse und Neugier auf einen Artikel zu lenken. Wir mussten nicht tricksen, einfach nur über das berichten, was sich Beamte eines ägyptischen Ministeriums wohlwollend zum Schutz der Taucher ausdachten.

Zeitsprung zurück – Dezember 2012

An der Numidia

Ich bin Gast auf einer Safariyacht, die eine Woche Tauchen an den Brothers veranstaltet.

Es ist für das Land eine schwierige Zeit, wegen unschöner Vorfälle war der Touristenstrom nach Ägypten schon seit einiger Zeit abgerissen. Es sind nur wenige Taucher nach Ägypten gereist, weil, wie immer bei Krisen, sofort die Menge der Flugverbindungen drastisch reduziert und parallel die Preise stark erhöht werden. In 2012 leiden alle Tauchbasen, alle Safariveranstalter unter dem Gästemangel.

Eine Woche an den Brothers, die Steilwände betauchen, die Wracks der Aida und Numidia, a bisserl Fuchshaie schauen, ein Traum. Und dieser Traum ist gekrönt, dass das Safariboot in dieser Woche das einzige an den Brothers ankernde ist und nur für einen halben Tag ein weiteres Boot einen Übernachtungsstopp einlegt.

Das Wetter meint es gut, das Meer auch. So gut wie keine Strömung. Die Wracktauchgänge sind wunderbar, spannend und auch herausfordernd. Die Fotoausbeute ist genial. Gut, eine Nikon DSLR säuft ab, selber schuld. Das ist halt immer das Risiko.

Nur weit über mir zieht einmal ein Longimanus, begleitet von Fischen, die von den Resten seiner Mahlzeiten profitieren, an der Steilwand vorbei. Ich bin ja kein haibildfanatischer Fotograf, ich muss nicht rund um den Globus reisen, um mit Portraits von Haien mein tolles Ego zu manifestieren, meinen Mut, mein Draufgängertum. Ich habe u.a. professionell an einem Portrait der ARD über den Haiforscher Erich Ritter mitgearbeitet, weiß um das Thema und alle Facetten, war inmitten von Hairudeln, so lasse ich den Longimanus gerne ziehen, ohne irgendeine Ambition, ihm makronah ins Auge zu schauen. Geht sowieso nicht, ich bin ein Weitwinkler.

Dafür sitzt mir bei der Deko nach dem Aida – Fotoshooting stoisch schon die ganze Zeit ein Trompetenfisch fast auf der Schulter, wie ein Rabe der Hexe.

Summa summarum, eine der schönsten Safaris im Roten Meer, dank auch Goh, Roland, Monika, Michael, Nina, Norbert und den anderen Gästen.

 

Rücksturz ins Heute

Da haben sich Sesselpfurzer in Kairo wie die Gorillas auf die Brust geklopft und eine „schlaue“ Entscheidung getroffen, deren Rückschlag ihnen noch wehtun wird. Gorillas wissen, was sie tun, Entscheidungsträger in Kairo oft nicht. Aus und vorbei mit dem Übernachten an den Brothers, ein Anmeldeverfahren für die Boote, die zu den Brothers wollen online, Tauchen nur zwischen 6:00 Uhr und 16:00 Uhr.

 

Weil

Es gab durch ohnehin verbotene Anfütterung zwei ernste Zwischenfälle mit zwei schwer verletzten Tauchern in 2018. Schuld haben Crewmitglieder ägyptischer Boote. Ägypten hat die lang bekannte Praxis der Anfütterung nicht restriktiv unterbunden.

 

Absurd

Die Haiunfälle erfolgten am heller lichten Tag, nicht nachts. Die Entsorgung der Küchenabfälle oder gezielte Fütterungen erfolgten am heller lichten Tag, nicht nachts.

 

Augenwischerei

Beschränkung der maximal an den Brothers ankernden Tauchboote.

 

Vermutung

Ein kleines Trinkgeld könnte doch beim für den CDWS Verantwortlichen, der die Tauchbootanmeldungen bearbeitet, ein winziges Zubrot bringen. Da habe ich aber schmutzige Gedanken an ein Land, das das Wort Bakshish nicht kennt.

 

Vorläufiges Ende vom Lied

Vor dem Hintergrund dieses ganzen behördlichen Blödsinns, würde ich die Brothers aus einem Tourangebot streichen. Punkt.

 

Zukunft

Die armen Kerle, die den Militärposten auf dem großen Bruder bedienen, haben für ihr T-Shirts und andere Souvenirs keine Kunden mehr, die ihren kärglichen Sold aufbessern. Da könnte was in Kairo ankommen. Da könnte dann mal einer nachdenken. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Nachdenken dauert, Entscheidungen treffen ebenso. Nicht nur in Kairo, auch in Berlin, Paris, London…. Da höre ich jetzt auf, sonst wird’s endlos.

 

Herzliche Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt

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