Irgendwann entscheiden Sie sich das erste Mal für eine Tauchsafari. Eine Woche, 10 oder 14 Tage nur das Tauchaquarium unter dem Kiel des Safariboots, wirklich losgelöst vom Trott des Alltags und des Festlands, das rockt. Aber nur wenn alles stimmt und nicht falsche Erwartungen oder mangelnde Taucherfahrung das Erlebnis trüben, wird es zum Ereignis, das nach Wiederholung schreit.
Wenn alles stimmt, ist der Urlaub auf einer Safariyacht ein großartiges Erlebnis. Doch nicht allein das Schiff und seine Crew sind hier in der Pflicht, zum guten Gelingen beizutragen. Auch Sie selbst haben einen großen Anteil daran, dass die Tauchsafari kein Flopp wird. Zwei Fakten sind vor dem ersten Mal besonders wichtig, Ihre Taucherfahrung und die Frage, wie seefest Sie sind.
Vor der Buchung
Im besten Fall haben Sie begeisterte Empfehlungen von Bekannten und Freunden für ein bestimmtes Boot bekommen. Das kann eine Entscheidungshilfe sein, bei einem Reiseveranstalter Ihre Tauchsafari zu buchen. Viele Safariyachten sind im Angebotsportfolio diverser Anbieter. Es können sich marktbedingt Unterschiede beim Reisepreis ergeben, die sind meist aber nicht markant. Es gibt nur wenige Eigner von Safariyachten mit Sitz in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bei denen direkt gebucht werden kann. Die Direktbuchung betrifft aber nur die Tauchsafari selbst, nicht den Flug ins Zielland und den Transfer vom Airport zum Hafen, vor die „Tür“ der Yacht. Als Einsteiger in Sachen Tauchsafari ist man mit einer Buchung beim Reiseveranstalter besser bedient. Im Endpreis sind der Flug, der Transfer, oft auch Steuern, Gebühren für bestimmte Tauchgebiete und ein möglicherweise erforderliches Visum bereits enthalten. Außerdem haftet der Veranstalter umfänglich für das von ihm verkaufte Reisepaket. Geht was schief, haben sie insgesamt einen Ansprechpartner, der sich um Ihr Problem kümmern muss.
Suchmaschinen können Ihnen wertvolle Informationen zur Qualität eines Reiseveranstalters und einer Tauchsafari – Yacht bieten. Seien Sie aber vorsichtig bei der Urteilsfindung, die sich lediglich aus Forenbeiträgen generiert. Positive wie negative Äußerungen können genau das Gegenteil dessen wiederspiegeln, was tatsächlich abgeht. Miese Anbieter und Yachtbetreiber können selber mit einer x-beliebigen Menge von Tarnnamen in Foren ihr Angebot in den Himmel loben, umgekehrt ziehen frustrierte und auf Stunk gepolte Poster ein hochwertiges Angebot aus persönlichen Gründen in den Dreck. Deshalb sind unabhängige redaktionelle Beiträge eine wertvolle Entscheidungshilfe, ob die ins Rennen gekommene Safariyacht ihr Geld wert ist. Natürlich gibt es nur für eine verhältnismäßig kleine Menge von Tauchsafari – Booten auch redaktionellen Background, dennoch können Sie sich bei der Lektüre der Beiträge zusätzlich ein Bild machen, worauf es ankommt.
Geiz ist keinesfalls geil, geht es um die Wahl des Boots für Ihre Tauchsafari. Außer Sie sind der flexible Last Minute Typ, ohne konkrete Vorstellung zum Reisezeitraum und der Route. Dann können Sie tatsächlich auch bei hochwertigen Yachten noch ein Schnäppchen machen, geht es um Restplätze oder unvorhergesehen wegen Reiserücktritt frei gewordene Kapazitäten.
Abgesehen vom eben genannten Beispiel sollten Sie sich nicht von besonders „günstigen“ Angeboten locken lassen, denn dann dürfen Sie auch nicht die volle Bandbreite an Sicherheit, funktionierendem Notfallequipment, gut gewarteter Kompressoren, Schiffsmotor, Generatoren, Meerwasserentsalzungsanlage (ausschließlich für Waschbecken, Dusche und Toilette) und schmackhaftem Essen erwarten. Eine schlecht bezahlte Crew hat natürlich Auswirkungen auf den Service, das spürt man als Gast.
Lassen Sie uns im Kern auf eine Tauchsafari im Roten Meer eingehen, die weltweit wohl häufigste Form, vom Hotelschiff aus abzutauchen. Gehen wir von einer einwöchigen Reise aus, die am 1.1. beginnt und am 7.1. endet.
Am 1.1. landen Sie am Nachmittag – bestmöglich – nahe dem Zielort. Nach der Passkontrolle, dem Erhalt des Gepäcks, der Zollkontrolle und dem Eintreffen weiterer Safariteilnehmer (mit weiteren Flügen) führt Sie der Reiseleiter zum Transferbus. Bis Sie vom Airport weg kommen, können bis zu zwei Stunden vergehen. Sind Sie in Hurghada gelandet und dort wartet in der Marina Ihr Safariboot, dauert der Transfer etwa 15 Minuten. Bis alles am Schiff ist, die Kabinen verteilt und eine Orientierungstour gemacht wurde, ist es schon Zeit fürs Abendessen.
Haben Sie eine Safari weit in den Süden des Roten Meers gebucht, wäre Ihr Zielflughafen Marsa Alam, um von Port Ghalib aus in See zu stechen. Noch immer ist es nicht von allen Flughäfen in D / A / CH möglich, direkt nach Marsa Alam zu fliegen. Dann geht es eben nach Hurghada und ein Transfer von gut drei Stunden schließt sich an. Erst am Abend sind Sie schließlich angekommen und eingerichtet. Doch weder in Hurghada noch in Marsa Alam kann die Tauchsafari mit dem Eintreffen des letzten Gastes beginnen, denn die Hafenbehörden lassen sich immer wieder neue Reglements einfallen, bis zu welcher Uhrzeit spätestens ein Schiff ablegen darf. Haben Sie Glück, darf Ihre Safariyacht noch am selben Abend ablegen und Kurs auf die angekündigten Tauchspots nehmen. Andernfalls geht es erst am kommenden Tag, zirka mit Sonnenaufgang, auf große Fahrt.
Das ist in etwa das, was Sie am ersten Reisetag erwartet. Mit tauchen hat das also nichts zu tun.
Frühestens am 2.1. gibt es den ersten Tauchgang und da hat’s auch wieder qualitative Unterschiede. Blieb man in Hurghada die ganze Nacht hängen, kann es dann am Morgen an einem der nahen Riffe einen „Verlegenheitstauchgang“ geben, um mal nass zu werden und das Equipment zu checken.
Vorausgesetzt, sie konnten schlafen. Die Schiffsdiesel sind akustisch nicht sonderlich abgeschottet und die Kabinen in unmittelbarer Nähe zum Maschinenraum lassen am kraftvollen Einsatz von Kolben und Kurbelwelle hautnah teilhaben.
Unser Tipp: Ihr Safariboot sollte in dessen Website oder der des Veranstalters Grafiken zeigen, wie die einzelnen Decks und die Lage des Maschinenraums und der Kabinen aussehen. Dann können Sie sich selbst ein Bild machen. Bei Buchung einer Kabine im Unterdeck sollten Sie ausdrücklich auf eine Kabine in Richtung Bug bestehen. Die schönsten Kabinen sind natürlich auf dem Oberdeck, man hat eine wunderbare Aussicht aufs Meer, der Geräuschpegel aus dem Schiff ist marginal. Sie kosten aber auch ein paar Euro mehr.
Wenn es gegen 6:00 Uhr heftig an Ihrer Kabinentür donnert, gefolgt von einem Weckruf a la „Early Morning Dive“, haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie üben sich in zerknirschter Ignoranz, weil die Nacht dank Schiffsdiesel auf voller Fahrt oder von akustisch ebenso gering gekapselter Stromgeneratoren keine lauschige war oder Sie sind vor dem Frühstück 30 Minuten später im Wasser.
Dröhnende Generatoren sind übrigens ein deutliches Zeichen für eine in die Jahre gekommene Billigyacht, die nach unserem Verständnis ein H – Nummernschild verdient…. Für Billigheimer sind da noch genügend unterwegs.
Am besten reisen Sie zu zweit, dann ist klar, mit wem Sie die Kabine teilen. Ansonsten kann es zum Roulette werden, in dem es einen Verlierer gibt – zum vollen Reisepreis. Dafür kann der Veranstalter nichts, das ist im absolut menschlichen Bereich angesiedelt, unterm Strich natürlich ärgerlich. Hier lohnt sich die Vorsorge für einen persönlichen Buddy, der / die auch die Tauchgänge begleitet.
Was erwartet Sie an Bord an Equipment? Flaschen – Alu mit etwa 11 Liter Volumen und DIN / INT Ventil – Blei. Stahlflaschen mit 15 l Volumen können meistens vorbestellt werden. Equipmentverleih darüber hinaus gibt es nicht, bis auf ganz wenigen Highend – Yachten.
Auf den meisten Safaribooten gibt es Füllungen mit normaler Pressluft und Nitrox 32. Mit Nitrox dürfen Sie aber nur Tauchen, wenn sie die entsprechende Ausbildung nachweisen können. Es lohnt sich auf alle Fälle mit höherem Sauerstoffanteil im Atemgas zu tauchen, zu Ihrer eigenen Sicherheit.
Am Abreisetag gibt es üblicherweise noch ein Frühstück an Bord. Die Gäste werden dann rechtzeitig zum Airport gebracht, zeitlich angepasst zu den einzelnen Flügen.
Was brauche ich auf einer Safari
Beim Equipment bringen Sie alles mit, vom ABC, dem Regler, Jacket, bis zum an die Wassertemperatur angepassten Anzug und eine Lampe. Eine Reservemaske sollte dabei sein, Masken- und Flossenband in Reserve, Signalmittel wie Pfeife, Spiegel und Boje.
Medikamente, die Sie selbst benötigen, sind natürlich mit dabei, dazu Ohrentropfen, Schmerzmittel, kleines Verbandszeug und Wundsalbe. An Bord freut man sich immer, wenn bei Abreise das eine oder andere Medikament der Bordapotheke spendiert wird, denn häufig vergessen die Gäste, entsprechend selbst vorzusorgen.
Ein universaler Steckeradapter stört nicht im Gepäck.
Verstauen Sie in Ihrer Kabine alles sicher, dass nichts ungewollt zu Boden fallen kann. Im Hafen ist das Wasser ruhig, was sich nach dem Ablegen auch ganz schnell ändern kann. Und bewegen sie sich an Bord wie ein Seemann: Immer eine Hand am Boot, gerade auch dann, wenn Sie Treppen benutzen.
Michael Goldschmidt