Als sich das Freitauchen zu einem echten Breitensport, abseits der Szene von einzelnen Tiefenrekordjägern, entwickelte, steckte das Thema Apnoemaske noch in den Kinderschuhen. Es wurden zum Teil futuristisch aussehende Masken auf den Markt gebracht, die man eher im SM Studio als im Tauchshop erwartet hätte. Heute bietet der Markt eine Vielzahl von Modellen verschiedenster Hersteller. Was sind die Details, was sind die Unterschiede? Apnoe TL Petra Ney gibt Tipps.
Jedes Teil der Freitauchausrüstung hat großen Einfluss auf das, was die Apnoetaucherin, der Apnoetaucher als sportliches Ziel erreichen kann. Jede Schwachstelle macht sich langfristig bemerkbar, weil beim Streckentauchen oder dem Abstieg in die Tiefe bereits dort Grenzen erreicht werden, die konditionell und vom Trainingsstand her noch gar nicht wirken dürften.
Die Bezugsquelle für eine Apnoemaske sollte der Tauchshop sein, in dem man verschiedene Modelle anprobieren kann und die Passform auf dem Gesicht testet. Sie muss bequem und dicht sitzen. Dabei darf der Griff zum Nasenerker nicht vergessen werden, denn da gibt es bei den Gesichtern wie auch der Bauart der Masken größere Unterschiede, als man denkt.
Die Frage ob Einglas- oder Zweiglasmaske stellt sich bei unserem Thema kaum. Eine richtige Apnoemaske hat stets zwei Gläser, weil nur mit diesem Design der Maskeninnenraum kleinstmöglich gestaltet werden kann. Somit muss beim tieferen Tauchen nur wenig der kostbaren Luft zum Druckausgleich in der Maske verwendet werden. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Zweiglasmasken beim wirklichen Freitauchen werden äußerst selten in verwendet.
Ob ein Maskenkörper aus transparentem Silikon gefertigt oder durchgefärbtes Material verwendet wurde, ist eher Geschmackssache. Oder, schaue ich auf die am Markt erhältlichen Modelle, so gibt es einige Masken im transparenten Design, die Mehrzahl ist farblich abgestimmt, schwarz oder in Camouflage gefärbt.
Aus der Szene der Unterwasserjagd gibt es Masken mit verspiegelten Gläsern. Dies entstammt der Annahme, dass man an einen Fisch näher herankommt, sieht er nicht die Augen des Jägers. Ob das zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Ganz sicher ist das fürs Freitauchen nicht empfehlenswert. Ich muss die Augen des Partners sehen, sichere ich seinen Tauchgang. Allein von der Körperhaltung und seinem Bewegungsprofil kann vielfach allein nicht abgeleitet werden, ob ein Notfall vorliegt. Der Blick in die Augen, der Augenkontakt ist gerade in der Auftauchphase aus der Tiefe besonders wichtig.
Salvimar als Spezialist fürs Freitauchen bietet die Apnoemaske Incredible transparent, schwarz oder weiß im Maskenkörper an. Die Incredible – zu Deutsch unglaublich – hat das absolut kleinste Innenvolumen in meiner Sammlung und mit leicht zum Außenrand hin gebogenen Kunststoffgläsern auch einen besonders großen Blickwinkel unter Wasser. Aber die Sache mit den gebogenen Gläsern ist nicht jedermanns Sache, manche User kommen damit optisch nicht zurecht. Geht es gezielt in die Tiefe, ist die Incredible meistens meine erste Wahl. (Salvimar Incredibile im Test)
Warum nur meistens? Auch wenn beim Anprobieren eine Apnoemaske festgestellt wurde, dass sie eigentlich alle Passformkriterien einwandfrei erfüllte, gibt es immer wieder Tage, an denen scheinbar das Gesicht nicht den zur Maske passenden Gegenpart bietet. Sie ist einfach nicht dicht. Das habe ich oft erlebt bei Tauchbuddys und bei mir selber. Die Tagesform der Tauchmasken generell ist etwas launisch. Das mag Temperaturabhängig sein, zuvor verwendete Gesichtspflegemittel können hineinspielen. Mit einer alternativen Apnoemaske in der Tauchtasche ist dann das Problem schnell gelöst.
Für viele Freitauchaktivitäten setze ich die Cressi CALIBRO mit CRESSI FOG STOP SYSTEM ein, alternativ, wenn ich nicht mit Kontaktlinsen tauche, die OMER UP-M1W mit korrigierten Gläsern. Mein Interesse an diesen Modellen hat der Hintergrund der professionellen Anwender geweckt. Cressi arbeitet mit dem französischen Apnoe Rekordhalter GUILLAUME NÉRY zusammen, der auch in der Freitauchproduktlinie des Labels entscheidende Impulse einfließen lässt. OMER ist mit Apnoerekordhalter Umberto Pellizzari verbunden, der das Design der Maske beeinflusste und bei dem ich selbst zwei ausführliche Workshops „überlebt“ habe (Umberto bringt jeden an seine Grenzen).
Die Cressi CALIBRO mit CRESSI FOG STOP SYSTEM sitzt nicht nur perfekt, die Technik, die langfristig das Anlaufen der Maskengläser verhindert, hat sich bei unzähligen Apnoesessions mit mindestens zwei Stunden durchgängig aufgesetzter Maske bewiesen. Das geringe Innenvolumen und das große Blickfeld (kurzer Abstand Auge zum Maskenglas) hat mich überzeugt. (Cressi Calibro Fog Stop im Test)
Die OMER Maske, auch nach Umberto benannt, ist mit korrigierten Gläsern meine Wahl, verzichte ich auf Kontaktlinsen. Perfekter Sitz, kleines Innenvolumen, großes Blickfeld. Vom Design her sicher gewöhnungsbedürftig, doch ungewöhnlich trifft auch auf Salvimars Incredible zu.
Einen ganz interessanten Weg schlug Scubapro bereits 2017 ein, mit der Apnoemaske STEEL COMP. Diese rahmenlose Zweiglasmaske hat einen biegsamen Steg zwischen den Gläsern. Mit zunehmendem Druck kann sich die STEEL COMP an das Gesicht anlegen, was bis etwa 25 Meter Tauchtiefe den Druckausgleich in der Maske verzichtbar macht. (Steel Comp im Test)
Zusammengefasst habe ich einzelne Produkte ausgewählt und Unterschiede erklärt. Es sind Tipps, die für den Kauf einer Apnoemaske, besser deren zwei, hilfreich sind. Grundsätzlich sollten Sie für sich das Beste aussuchen, damit das Freitauchen auch wirklich Spaß macht. Kompromisslos.
Petra Ney