Auf ihren langen Reisen durch die Weltmeere verkürzen sich die Buckelwale die Zeit ähnlich wie die Menschen, mit Musik. Der Walgesang hört sich für uns meist ähnlich an und scheint einem festen Muster zu folgen. Doch das ist weit gefehlt, wie nun Wissenschaftler herausgefunden haben.
Wie auch bei den Menschen, die sich im Auto oder Flugzeug ihre Playlist anhören, dabei vielleicht sogar von Mitreisenden mit Songs konfrontiert werden, die man noch nie zuvor hörte, aber das eigene Interesse wecken, den Musikhorizont zu erweitern, so menschlich geht es augenscheinlich auch den Buckelwalen. Der Walgesang, der in erster Linie der Kommunikation auch auf große unterseeische Entfernungen dient, hat auch eine kulturelle Komponente.
Forscher der Universität St. Andrews in Großbritannien haben herausgefunden, dass die abgehörten Buckelwalherden ihre Gesänge nicht auch als akustische Abgrenzung verwenden, wie zum Beispiel Vögel. Bei Amseln etwa hatten Wissenschaftler in Deutschland belegen können, dass sie unterschiedliche Dialekte pfeifen. Amseln in Norddeutschland haben andere Tonschwerpunkte wie jene, die im Süden beheimatet sind. Brachte man Vögel aus Nord und Süd zusammen, grenzten sie sich ab und vermieden den Kontakt. Im schlimmsten Fall wurden sie von der lokalen Mehrheit massiv vertrieben.
Wale, wie auch alle anderen Meeressäuger, sind für ihr hoch entwickeltes Sozialverhalten bekannt. Und das wird den neuesten Forschungsergebnissen folgend, mit dem Walgesang unterstrichen. Das Fachblatt Royal Society Open Science berichtet über die Erkenntnisse der Meeresbiologin Ellen Garland, die sie und ihr Team zusammentragen konnten.
Ort der wissenschaftlichen Analyse Lieder schmetternder Buckelwale waren die Kermadecinseln, eine zu Neuseeland gehörende Inselkette im Pazifik. Hier begegnen sich alljährlich mehrere Walpopulationen bei der Überschneidung ihrer Wanderrouten durch die Weltmeere. Und hier kommt es zum Songcontest.
Für einige Tage rasten die Buckelwale an den Inseln und tauschen dabei Liedgut aus, das in anderen Regionen grad hoch im Kurs steht. Die Forscher konnten drei grundsätzliche Walgesang Grundformen identifizieren, die den Herkunftregionen zuzuordnen sind. Nachdem sich die Walgruppen wieder in verschiedene Richtungen auf ihre weitere Wanderschaft machten, konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass Liedelemente vom Walgesang anderer übernommen und in die eigenen Songs eingearbeitet worden waren.
Diese Walgesang – Analyse soll weiterhin dabei helfen, die Wanderrouten der Buckelwale zu verfolgen und das Bild über ihre Lebensweise zu vervollständigen.
Hier ein Beispiel für Walgesang der Buckelwale
Mit freundlicher Genehmigung von www.ample.de
Eine Tonaufnahme von Dieter Paulmann aus der CD WALSTIMMEN
Michael Goldschmidt