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Der Ratio Tauchcomputer iX3M im Test von UnterWasserWelt

Ratio Tauchcomputer iX3M

Beim italienischen Hersteller Dive System entschied man sich aus strategischen Gründen, deren Tauchcomputer als eigenständige Marke unter dem Namen RATIO zu vertreiben. Für Deutschland und Österreich ist POLARIS der Vertriebspartner von RATIO. Damit wird die Zielgruppe fortgeschrittener und technischer Taucher bestens erreicht. Wir haben den Tauchcomputer iX3M Tech + zu Testtauchgängen mitgenommen, der bis hin zu Trimixtauchgängen im offenen und geschlossenen Systemen verwendet wird.

Nachdem sich der Markt für trimixfähige Tauchcomputer in den letzten Jahren stark entwickelte, basierend auf der deutlich steigenden Zahl entsprechend ausgebildeter und aktiver Taucher, versucht sich RATIO mit einer Reihe von einmaligen Computerfunktionen vom Wettbewerb abzusetzen. Das Testmodell iX3M Tech + ist wesentlich mehr als „nur“ ein Highend – Tauchcomputer, fast schon wie ein Smartphone, bei dem das Telefonieren den geringsten Nutzungsanteil hat.
Zur Berechnung anspruchsvoller Tauchgänge hat RATIO drei Versionen des iX3M im Angebot, den iX3M Deep, den iX3m Tech + sowie den iX3M Reb.

Was sind die Unterschiede in der Tauchcomputer iX3M Serie?

Der iX3M Deep bedient Taucher mit einer Normoxic Trimixausbildung (Maximaltiefe 60 Meter, 21% Sauerstoff), Rückengas und zwei Dekogase werden berechnet, Sicherheitsstufen sind einstellbar.
Der iX3m Tech + erlaubt die Berechnung von Tauchgängen mit bis zu 10 Gasen (Maximaltiefe 130 Meter, begrenzt durch das Rechenmodel), kann auch für Rebreather verwendet werden, Gradientenfaktoren sind ebenso einstellbar wie auch kritische Blasenradien.
Der iX3M Reb ist für den Einsatz mit Rebreathern konzipiert. Berechnet werden 10 Gasgemische und 3 Diluents. Es ist ein Connector für Rebreather Sensoren (O2, CO2) vorhanden und Setpoints können automatisch generiert werden.
Entscheidet man sich zunächst für den iX3M Deep und absolviert eine weiterführende Ausbildung, um größere Tiefen als 60 Meter zu erreichen, kann durch ein Update aus dem Deep ein Tech + Rechner gemacht werden. Das kostet etwa 40 Euro mehr als der Preisunterschied der Computer beim Neukauf ausmacht, weil der iX3M dafür im Werk modifiziert wird.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zu anderen Tek – Tauchcomputern des Marktes?

RATIO bietet in der iX3M Serie aktuell das größte TFT Farbdisplay (Industrienorm) mit 7,11 cm Diagonale (320×240 Pixel bei 144 ppi). Die Vollmatrix – Anzeige präsentiert Zahlen und Buchstaben so klar wie am PC Monitor.
Über einen optional verfügbaren Sensor kann der Sauerstoffgehalt in einer Tauchflasche gemessen werden. Bei RATIO arbeitet man bereits daran, auch Helium analysieren zu können.
Mit dem integrierten GPS (über Wasser Funktion) werden Ziele auf dem Wasser (Tauchspot) und an Land punktgenau angesteuert bzw. abgespeichert.
Der zur automatischen Anpassung der Displayanzeige an das Umgebungslicht integrierte Sensor erlaubt als Luxmeter die Messung der Umgebungshelligkeit unter Wasser. Dieses Feature kann professionellen Fotografen und Filmern helfen, die zur Umsetzung ihrer Aufnahmen erforderliche Lichttechnik zu konfigurieren.
Schatzsucher müssen zunächst nicht mehr in zusätzliche Technik investieren, das Magnetometer im iX3M zeigt im Meeresgrund verborgenes Metall an.
Im Hauptbildschirm wird die aktuelle Meereshöhe angezeigt sowie die Mondphase und mit Hilfe der laufenden Luftdruckmessung wird die Wetterentwicklung prognostiziert.
Pitch & Roll ist ein Instrument, das normalerweise in Flugzeugen verwendet wird, um dessen Lage anzuzeigen. Unter Wasser wird man kaum in den Genuss irgendwelcher Vorteile kommen, die diese Anzeige bietet. Mit Rebreather oder Doppelgerät unterwegs definiert der Gewichtsschwerpunkt auf dem Rücken die Lage. Einzig bei gut getrimmter Sidemount – Konfiguration könnte man sich vorstellen, dass bei fehlender Referenz zum Grund, dem Riff oder der Oberfläche Pitch & Roll mal zugeschaltet wird.
Vergleichbar zu Apps von Smartphones sind über die Logbuchsoftware 7 Funktionen zu- bzw. abwählbar: Chronograf, Mix Analyzer, Pitch & Roll, Mondphase, Magnetometer, GPS und Luxmeter. Im Auslieferzustand sind alle Apps installiert. Das GPS kommuniziert im Übrigen mit allen aktuell verfügbaren Datenstandards.
Der RATIO iX3M ist zu 100% kompatibel mit dem Programm zur Tauchdatenerfassung – DAN DL7 von DSL Level 5. Es ist ein, von DAN entwickeltes Format, das alle wichtigen Informationen für intensivste und umfangreichste Tauch- und insbesondere Tauchunfallstudien protokolliert.
Neben den Daten des Tauchprofils, erfasst DAN auch Informationen über die Taucher selber. Relevante Daten sind z.B. Fitnesszustand, Einnahme von Medikamenten und individuelle Probleme mit verschiedenen, thermischen Bedingungen. Die Datenübermittlung kann direkt aus dem Logbuch heraus erfolgen.

RATIO iX3M Übersicht

Der Computer besteht vollständig aus “POM C” mit Makrolon Abdeckung. Damit hat der IX3M eine extreme Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastungen und Korrosion. Man navigiert über 4 Drucktasten durch die Menüs und Einstellungen. Auf verschiedentlich von Anwendern geäußerte Kritik am nötigen Kraftaufwand bei der Bedienung der Tasten wurde von RATIO bereits reagiert, man bietet nun wahlweise auch eine Version mit weicherem Druckpunkt an.
Die maximale Einsatztiefe liegt bei 300 Metern, Tauchgangberechnungen erfolgen bis 130 Meter.
Der Computer bietet das Bühlmann ZHL-16B-Modell sowie das VPM-B Modell an. Jeder Computer kann individuell eingestellt werden.
Für RATIO iX3M Deep: Bietet die Möglichkeit einen individuellen Konservatismus zu bestimmen. Für RATIO iX3M Tech+ and iX3M Reb: Beim Bühlmann ZHL-16B Algorithmus können Sie die Gradientenfaktoren, und beim VPM-B Algorithmus den kritischen Blasenradius bestimmen.
ASM (Adaptive Sigmoidal Model): Optimiert die Dekompressionsberechnung bei Wiederholungstauchgängen.
Extra Deep Stops: Der Computer berechnet den Nutzen von zusätzlichen Deepstops.
Notfall Kontrolle: Der Computer überwacht intelligent das Verhalten des Tauchers während des Aufstiegs. Sollte es zu einer Situation kommen, in der der Dekompressionsalgorithmus nicht mehr angewendet werden kann, verweist der Computer auf den Gebrauch von Tauchtabellen.
Sollte der Verlauf eines Tauchgangs die Verkürzung der Deko erforderlich machen, kann entsprechend korrigierend eingegriffen werden durch Veränderung der zugrunde liegenden Gradientenfaktoren. Somit ist eine korrekte Berechnung gewährleistet und der RATIO „steigt nicht aus“.
Tauchgangplaner für Nullzeit- bzw. Dekotauchgänge sind natürlich mit umfangreichem Leistungsumfang verfügbar. In die Zukunft gesehen soll es sogar eine App geben, die Gasblending berechnet.
Der Kompass verzichtet auf die Grafik einer Windrose, stattdessen wird die Richtung numerisch in Grad angezeigt, darüber die Himmelsrichtung in Buchstaben. Pfeile neben der Himmelsrichtung zeigen den korrekt eingehaltenen Kurs oder die Richtung einer erforderlichen Kurskorrektur an. Das ist sehr professionell, dennoch wünschen wir uns als alternative Anzeige eine Windrose, denn Grafiken werden im Wahrnehmungsprozess im Gehirn schneller verarbeitet. Die Deklination kann bis 85 Grad angepasst werden. Das kann man auch als Trick nutzen, um die Kompassanzeige zu korrigieren, trägt man den RATIO beim Navigieren am Arm.
Der RATIO arbeitet auch als Bottom Timer und im Freitauchmodus.
Entsättigungsdaten können gelöscht werden, um den Rechner mehreren Personen am selben Tag zu überlassen (Tauchschule).
Im internen Speicher werden 100 Tauchstunden gesichert, die maximale Tauchzeit liegt bei 1999 Minuten. Die Höhenanpassung erfolgt automatisch. Die Verbindung zum PC erfolgt über USB – Kabel oder Bluetooth. Aktuell ist die Bluetooth Verbindung noch nicht möglich, da Microsoft noch keine kompatible Schnittstelle für WIN 8 / 10 zur Verfügung stellt. Wir hoffen, dass das bald erfolgt, denn das Übertragen der Tauchgangdaten ins PC Logbuch dauert wirklich lang. Sobald die App für Bluetooth zur Verfügung steht, soll der Datenaustausch wesentlich schneller erfolgen.
Das Betriebssystem des RATIO ist updatefähig. Sobald der Tauchcomputer mit dem PC in Verbindung steht, wird ein verfügbares Update angezeigt und nach Autorisierung durch den User übertragen und automatisch installiert. Das funktionierte einwandfrei und behob u.a. eine Anzeigedifferenz der Meereshöhe bei unserem Testcomputer.
Alarme kann man wahlweise akustisch, visuell oder per Vibration setzen.
Die Farben der angezeigten Daten können vom User individuell zugewiesen werden.
Zur Armbefestigung sind zwei flexible Armbänder mit Fastexschnalle montiert.
Über das USB Kabel wird der integrierte Li-Ion Akku geladen. Je nach Temperatur, Displayhelligkeit und zugeschalteter Apps reicht die Akkukapazität für 30 – 50 Tauchstunden. Die Ladung (maximal 4 Stunden) erfolgt am besten über den Ladeadapter eines Smartphones oder Tablets.

Praxis

Die deutsche Anleitung lädt man sich aus der RATIO Website am besten aufs Tablet oder Smartphone, dann hat man sie immer dabei. Die Gestaltung der Anleitung ist beispielhaft und lobenswert. In vielen Jahren haben wir nur bei einem einzigen Wettbewerbsprodukt ein vergleichbar gutes Manual genießen dürfen.
In vielen Bereichen kann man den RATIO iX3M Tech + intuitiv bedienen. Die Navigation durch die Menüebenen ist über die 4 Drucktasten ist kinderleicht, alle Einstellungen erledigt man spielend, ohne ums Eck denken zu müssen.
Das Layout der Anzeigen, die Größe der dargestellten Daten, die scharfe Abbildung sind ansprechend, die Ablesbarkeit ist auch bei sehr schrägem Einblick gut. Allerdings fängt man sich mit der gegen Reflexe unbehandelten Makrolonscheibe inklusive Kratzschutzfolie Spiegelungen ein, wie sie bei Referenzcomputern dergestalt nicht auftreten.
Der Kompass ist gut kompensiert und bei vorschriftsmäßiger Kalibrierung sehr genau. Die Möglichkeit den Hauptbildschirm mit persönlich bevorzugten Daten zu belegen, gefällt. Sehr schön ist der Bildschirm der Dekompressionsübersicht (nur im Tauchmodus). Sehr ähnlich einer Runtimetabelle werden die Dekostufen und zugeordneten Gase angezeigt.
Das Luxmeter und das Magnetometer sind nette Features, auf die man allerdings nur selten zurückgreifen wird. Nice to have eben.
Das Gaswechsel – Procedere ist gut gelöst. Auch hier geht man geradlinig vor und es muss die Auswahl, die automatisch angeboten oder manuell erfolgte, bestätigen.
Für uns bleibt hinsichtlich des doppelten Armbands, das den RATIO am Arm hält, die Überlegung offen, ob wir dieses in unserer Praxis mit Bungeecords ersetzen würden. Auf alle Fälle würden wir die Version mit weicherem Tastendruck wählen. Gerade bei der Dateneingabe im Planungsmodus kann das sonst zum Fingerkraftsport werden.
Auf alle Fälle setzen wir auf die noch nicht verfügbare Bluetooth App, damit das Auslesen des Logbuchs im RATIO deutlich beschleunigt wird. Obwohl die DiveLogger3 Software für die DAN Datensammlung sehr umfangreiche persönliche Rubriken enthält, ist das Spektrum der grafisch angezeigten Daten etwas dünn. Neben der Tiefen / Zeitkurve kann man noch die Temperaturkurve und gegebenenfalls das Dekoprofil einsehen. Zwischen den im RATIO Logbuch gespeicherten Wert der niedrigsten Temperatur und dem in der PC Kurve dargestellten Wert gibt es einige Grad Differenz nach oben. In einem kleinen Zusatzfenster wird eine Sättigungsgrafik und bei Tauchgängen mit mehreren Gasen ein Fenster zur Anzeige des Gaswechsels aktiv. OTU wird nicht dargestellt. Ebenso gibt es keine Markierungen in der Tiefenkurve bzgl. des Einsatzes der Magnetometer- oder Luxmeterfunktion. Wenn man das schon hat, sollten entsprechende Daten auch aufgezeichnet werden. Aber da braucht man halt doch noch seine Wetnotes.
Das GPS, eine App, die ausschließlich über Wasser funktioniert, ist rasch einsatzbereit. So wird ein interessanter Tauchspot abgespeichert und zuverlässig wieder gefunden. Die Höhenangabe des GPS ist wesentlich genauer, als die vom Luftdruck abgeleitete Anzeige im Überwasserbildschirm. Die Differenz liegt bei unserem Test bei etwa 25 Meter, die die Luftdruck gestützte Messung geringer anzeigt.
Um nochmal aufs Logbuch zu kommen, leider werden die abgespeicherten GPS Positionen auch nicht automatisch in die entsprechende Rubrik des PC Logbuchs übertragen, das muss auch händisch erledigt werden.

Ausblick

Aktuell ist die Gasblender – App in der abschließenden Testphase. Bleibt es beim momentanen Zeitplan, wird sie ab Herbst 2016 zur Verfügung stehen, vorgestellt auf der InterDive in Friedrichshafen in der Zeit vom 15. Bis 18. September.
Natürlich arbeitet man auch an der Möglichkeit, die Druckdaten der Rückengeräte und Stages drahtlos auf den iX3M zu übertragen. Die Vorstellung der Sender ist zur DEMA in Las Vegas geplant, die vom 16. – 19 November 2016 veranstaltet wird. Alle in Deutschland verkauften RATIO iX3M können kostenlos zum Betrieb der Sender modifiziert werden. Dazu werden die Geräte zum Hersteller gesandt und nach zwei Werktagen ist die Anpassung erledigt.

Fazit

Man bekommt viel Computer mit einzigartigen Zusatzfunktionen für sein Geld. Die Zielgruppe ist klar definiert: Technische Taucher OC oder mit Rebreather. Für User, denen die normoxic Trimixausbildung genügt, ist der iX3M Deep das geeignete Gerät, wer OC tiefere Ambitionen hat, wählt den Tech +. Kreislaufuser bedient der Reb mit Sensorintegration. Vom Design erinnert der iX3M an Sheerwater, doch das ist rein äußerlich. Funktional ist der RATIO augenblicklich unschlagbar, vom Preis her bewegen sich die Modelle im Range des Wettbewerbs.

 

Funktionsumfang und Produktvergleich aller RATIO iX3M Tauchcomputer

Preise (uvp)
iX3M Deep € 899,-
iX3m Tech + € 999,-
iX3M Reb € 1199,-
Update Deep – Tech + € 140,-
Oxygen Analyser € 250,-

 

RATIO iDive

Für Freunde von Uhrencomputern hat RATIO die iDive Modelle entwickelt. Je nach Ausführung ist die Software – Ausstattung und Funktionalität ähnlich zu den iX3M Modellen. Die Anzeige ist ein 100% Matrix Display. Der Oxygen Analyser ist auch mit allen iDve Computern verwendbar (optionales Zubehör)

iDive Easy: Luft, Nitrox, Bottom Timer, Freedive, 2 Gase, Bühlmann ZHL-16 B, 6 Konservativstufen, uvp € 549,-

iDive Deep: Luft, Nitrox, Trimix (normoxic), Bottom Timer, Freedive, 3 Gase, Bühlmann ZHL-16 B, 6 Konservativstufen, uvp. € 699,-

iDive Tech: Luft, Nitrox, Trimix, Bottom Timer, Freedive, 8 Gase, Bühlmann ZHL-16 B und VPM-B, einstellbare Gradientenfaktoren bzw. kritischer Blasenradius, uvp € 799,-

iDive Reb: Luft, Nitrox, Trimix, CCR, Bottom Timer, 5 Gase und 3 Diluents, Bühlmann ZHL-16 B und VPM-B, einstellbare Gradientenfaktoren bzw. kritischer Blasenradius, uvp € 999,-

Funktionsumfang und Produktvergleich aller RATIO iDive Modelle

Im Angebot bei www.taucheruhren.de

Beitrag erstellt 3.2016

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