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Neue politische Ausrichtung auf den Malediven nach den Wahlen im September 2018

Malediven

Politische Themen sind für Tausportmagazine eher ungewöhnlich, doch geht es um die Malediven, lohnt es sich zu berichten. Nachdem am 5. Februar 2018 im Inselstaat der Ausnahmezustand ausgerufen worden war, schwelte es im Hintergrund gewaltig. Die Reisewarnung des Auswärtigen Amts für die Hauptstadt schreckte niemand ab, wer kommt da im Rahmen seiner Pauschalreise auch schon hin. Allein die Entfernung von 10 Flugstunden zerstreut Bedenken. Palmen, Sandstrände und paradiesisches Tauchen vernebeln, was das Leben der Malediver tatsächlich bewegt.

Wenn am Roten Meer, in Ägypten ein Stein laut polternd zu Boden fällt, wähnt man einen Anschlag und reihenweise ändern Ferienflieger ihre Ziele. Etwas überspitzt dargestellt ist das aber die Realität. Mit 4 Flugstunden ist Ägypten wohl zu nah an einer Wahrnehmung, die häufig von der Sensationspresse dominiert wird.
Dass auf den Malediven politisch immer wieder der Schornstein raucht, wen interessiert es groß? Darüber wird nicht berichtet, zu unbedeutend, zu weit weg, da proben ohnehin nur investitionsfreudige Non Limit Taucher oder genusssüchtige Reiche den befristeten Ausstieg aus der Realität des Alltags. So diese Wahrnehmung.

Politisch gelang auf den Malediven fast das Unmögliche: Die Oppositionspartei MDP (Maledivische Demokratische Partei) mit Ibrahim Mohamed Solih gelang es den seit 2013 regierenden Abdulla Yameen abzulösen. Mit 58,3% der Stimmen ist der politische Wechsel besiegelt worden, die Wahlbeteiligung lag bei traumhaften nahezu 90%. Der 1196 Inseln umfassende Staat mit 350.000 Einwohnern bewies Demokratie, obwohl noch am Vorabend der Wahl ein Großaufgebot von Polizeikräften über lange Zeit die Büros der MDP erfolglos durchsucht hatten. Das war in den vergangenen 5 Jahren der Herrschaft von Abdulla Yameen kein Einzelfall, um die Opposition mundtot zu machen.

Mohamed Solih ist ein enger Vertrauter von Mohamed Nascheed, dem ersten frei gewählten Präsidenten der Malediven, der nach politisch motivierten Prozessen gegen ihn 2012 zurücktrat und heute im Exil in London lebt.

Eines muss man sich aber dennoch vor Augen führen und der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass mit der neuen, demokratisch ausgerichteten Regierung radikal religiösen Strömungen Einhalt geboten wird. Ab 17. November 2018 darf man darauf hoffen.
Dass hier enormer Handlungsbedarf besteht, belegen diese Zahlen: Obwohl die Malediven „nur“ eine Bevölkerungsgruppe von 350.00 Menschen repräsentiert, die zu 99 % dem Islam angehört (stärkster Staat mit dem Islam als führende Religion), waren Malediver beim IS als zweitstärkste Ausländergruppe registriert.

Dass es den Malediven wirtschaftlich nicht wirklich gut geht, wird auch gerne unter den Tisch gekehrt. Die Einnahmen aus dem Tourismus kommen kaum bei der Bevölkerung an. Da fragt man sich, wo versickern sie.

China versucht seit längerer Zeit Einfluss auf die Region zu nehmen, unter dem scheidenden Präsident Yameen gab es Gespräche zum Bau eines chinesischen Flottenstützpunkts.
Bereits seit Jahren haben Tauchtouristen aus China die Malediven als ihr Ziel entdeckt. Nicht wirklich zur Freude von den betroffenen Resorts und Tauchbasen. Zu groß sind die Unterschiede, die beim Tauchen, am Buffet, an der Tauchbasis deutlich werden.

Michael Goldschmidt

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