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GRD: Kaum Ruhe für Delfin in Eckernförde

Seit knapp sechs Monaten hält sich ein Delfin in der Eckernförder Bucht auf und wird zunehmend zum Touristenmagnet. Die Gefahren, die von direkten Begegnungen mit wildlebenden Tieren ausgehen, werden dabei oft vergessen. Whale and Dolphin Conservation (WDC) und die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) mahnen deshalb zum Abstandhalten und erinnern an die 2020 veröffentlichten offiziellen Leitlinien zur Beobachtung von Walen und Delfinen in Deutschland.

Experten warnen vor zu viel Nähe!

Fabian Ritter, Meeresbiologe bei WDC: „Diese Tiere üben verständlicherweise eine große Faszination auf Menschen aus und viele möchten ihnen näherkommen. Doch trotz ihrer Größe und ihrem oft neugierigen Verhalten gegenüber dem Menschen sind sie auch sehr sensibel und verletzlich. Der Verhaltenskodex, den wir gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der GRD entwickelt haben, gibt klare Anweisungen, wie die Wal- und Delfinbeobachtung für Tier und Mensch unbedenklich ablaufen kann. Am wichtigsten ist vor allem – Abstand halten.”

Ungewöhnlich: Gewöhnlicher Delfin in Eckernförde

Der „Gewöhnliche Delfin“ in Eckernförde in der deutschen Ostsee zieht seit einigen Wochen große öffentliche Aufmerksamkeit auf sich.

Berichten zufolge versuchen Touristen und Einheimische mit dem Delfin zu schwimmen oder ihn sogar anzufassen. Doch was für uns nach Spaß aussieht, ist für die Meeressäuger oft mit viel Stress verbunden.

Anfällige Tiere können krank werden. Der Delfin in der Eckernförder Bucht zeigt seit langer Zeit auffällige Hautläsionen, die auf einen schlechten Gesundheitszustand und Infektionen durch Viren, Bakterien oder Pilze hindeuten.

Nach Meinung der Expert*innen von WDC und GRD besteht sogar Infektionsgefahr für den Menschen.

Auch in anderer Hinsicht kann die Begegnung mit dem Delfin zu brenzligen Situationen führen: Immerhin wird ein männlicher Gewöhnlicher Delfin bis zu 2,50 m lang und rund 200 kg schwer. Unvorhergesehene, ruckartige Bewegungen können insbesondere schutzlose Schwimmer verletzen.

„Begegnungen zwischen großen Beutegreifern und Menschen sind in Deutschland ein ständiger Konfliktherd. Allzu oft geht dieser Konflikt zu Lasten der Tiere aus. Wölfe, Kegelrobben oder Luchse haben keinen leichten Stand. Delfine dagegen schon. Doch das wird nur so lange gut gehen, bis erstmals Menschen verletzt werden. Deshalb ist es elementar wichtig, dass sich die Bevölkerung an fundierte Richtlinien für nachhaltige und verträgliche Mensch-Tier-Begegnungen hält“, erläutert der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD und ruft damit den Verhaltenskodex ins Gedächtnis.

Bei den im Juni veröffentlichten, ersten offiziellen Verhaltensregeln für den Umgang mit Walen und Delfinen in Deutschland handelt es sich um einen Meilenstein bei den Schutzbemühungen. Im Kern geht es darum, den Menschen deutlich zu machen, dass sie stets einen respektvollen Abstand zu den Tieren halten und sehr vorsichtig agieren sollen.

Wichtig ist darüber hinaus, den Tieren die Entscheidung zu überlassen, ob sie in Interaktion mit uns Menschen gehen wollen oder nicht.

Download der Leitlinien als PDF

Zum Beitrag in der GRD Website

GRD

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