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Garmin VIRB® Ultra 30

Garmin.VIRB.Ultra.30

GoPro ist schon länger nicht mehr der Alleinherrscher in der Szene der Action Cams. Die Garmin VIRB® Ultra 30 ist in vielen Bereichen funktioneller als Action Cam mit GPS, WLAN und Bluetooth. Im mitgelieferten Gehäuse geht’s ab bis 40 Meter Tiefe und das mit Bedienung über den Touchscreen.

Es hat sich wirklich viel getan in den letzten Jahren, der Markt der Action Cams kam mächtig in Bewegung. Die 4K Auflösung ist bei neuen Modellen mittlerweile Standard, so auch bei der Garmin VIRB® Ultra 30. Man kann, muss aber nicht 4K zum Aufnahmestandard machen, Full HD genügt voll und ganz. Dabei werden auch nicht so mächtige Dateien produziert, die in der Nachbearbeitung oder bei der Ansicht der gedrehten Szenen schwächelnde Rechner in die Knie zwingen.

Man merkt bei der Ausstattung der Cam, dass in erster Linie auf die Integration sportlicher Aktivitäten, die sich über Wasser abspielen, Wert gelegt wurde. Man kann sie sogar als Dashcam im Auto verwenden, am besten mit dem Videomodus „Schleife“, bei der automatisch nach einer individuell vorgewählten Aufnahmezeit eine zuvor gespeicherte Szene überschrieben wird. Das spart Speicherplatz. Oder man legt sich beim Tauchen mit der Garmin VIRB® Ultra 30 auf die Lauer, diese am besten auf einem kleinen Stativ montiert und umweltverträglich abgestellt. Mit der Schleife wird dann das eingefangen, was man zusehen erhoffte und es wird keine ewig lange Aufzeichnung, was bei der Nachbearbeitung nervig Zeit kostet.

Ungewöhnlich ist, wie Start und Stopp einer Videoaufnahme gesteuert wird. Allgemein üblich ist eine Drucktaste, einmal drücken und die Aufnahme läuft, nochmal drücken, die Aufnahme wird beendet. Bei der Garmin VIRB® Ultra 30 ist es ein Drehschalter oben an der rechten Kante. In der hinteren Position ist die Aufnahme angehalten, bzw. ist die Cam aufnahmebereit, in der vorderen wird aufgezeichnet. Auf den ersten Blick hat das dann tatsächlich einige Vorteile. Man sieht rein durch die Schalterstellung, ob die Kamera steht oder läuft. Wie oft hat man schon geglaubt, die Aufzeichnung würde laufen, dabei war das System im Standby – Modus, weil versehentlich einmal zu viel gedrückt wurde. Wenn es blöd läuft, werden dann nur die Zeiträume zwischen gewollter Aufnahmen gespeichert, bis man den Fehler entdeckt oder die Kamera abgeschaltet wurde. Das kann hier nicht passieren. Üppig ist dazu die optische Kontrolle der Kameraaktivität anhand auch einer rückwärtigen Info – LED und dem farblich deutlich rot signalisierendem Kamerasymbol im Monitor.

Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings. Der Schalter hat verständlicherweise Einrastpunkte. Um ihn zu bedienen, muss eine gewisse Kraft aufgewandt werden, was zumindest beim Anhalten der Aufnahme eine im Bild sichtbare kleine Erschütterung mit sich bringt, dreht man aus der Hand.
Aber das sieht man nur, wird ohne zugeschalteten Verwackelungsschutz gearbeitet. Bei der Nachbearbeitung müsste das aus dem Clip weggeschnitten werden.

Eleganter arbeitet es sich mit dem wunderbar arbeitenden Verwackelungsschutz der Garmin VIRB® Ultra 30. Dann sind auch die Szenenenden sauber und macht man aus der Hand einen Schwenk, einen Gang, sieht das Material so aus, als hätte man ein professionelles Steadycam verwendet, das sogar ohne sichtbare Verluste der Bildqualität bei Full HD.
Sie fragen, warum es Verluste geben sollte? Hier die Antwort.
Im Gegensatz zu einem optischen Bildstabilisator, bei dem Micromotore im Linsensystem über Sensoren angesteuert werden, die den Grad der Verwackelung ausgleichen und das gesamte Bild auf den Chip projizieren, wird bei digitaler Stabilisation der Randbereich des Aufnahmechips für den Ausgleich frei gehalten. Das heißt, der Chip steht nicht in seiner gesamten Fläche zur Verfügung. Es stehen also weniger Pixel zur digitalen Bildentstehung bereit. Die Technik der Garmin VIRB® Ultra 30 leistet hier ganze Arbeit. Lassen Sie auch beim Dreh unter Wasser den Bildstabilisator aktiviert, es kommt allen Aufnahmen zugute.
Spaß macht das integrierte GPS. Ist dieses aktiviert, wird über Wasser zu jeder Fotoaufnahme bzw. Videoszene die Position des Users abgespeichert. Doch nicht nur das alleine. In Fotos kann auch die Meereshöhe ausgelesen werden, dazu kommt im Videomodus die Geschwindigkeit, die Beschleunigung, die Lage, die Weite eines Jump, die zurückgelegte Entfernung und 17 weitere Werte. Diese G- Metrix Daten werden in der kostenfreien Nachbearbeitungssoftware VIRB Edit oder der VIRB Mobile App ausgelesen und sichtbar gemacht.
So Sie wollen, erscheinen die Daten auch in den Fotos oder den Videoszenen des geschnittenen Films.

Am besten funktioniert die GPS Verbindung in der Gehäusekonfiguration „Höhenmesser“. Dabei wird der Rückdeckel des bis 40 Meter tauchbereiten Gehäuses ganz einfach ausgetauscht in die Version für den Einsatz über Wasser. So erreichen die Satellitendaten am besten den Empfänger in der Cam.
Unter Wasser macht GPS mangels Satellitenverbindung keinen Sinn, aber lassen Sie die Funktion gerne aktiviert. Denn, aktivieren Sie die Garmin VIRB® Ultra 30 vor dem Abtauchen für ein, zwei Minuten – Zeitraum zur sicheren Satellitenverbindung – und nehmen ein paar Fotos auf oder eine Videoszene, archiviert die Cam den Standort ihres Tauchbeginns. Machen Sie einen Strömungstauchgang, wäre das Endziel für die GPS – Datenerfassung auch interessant, machen Sie einfach dann auch noch eine Aufnahme zur Datenerfassung. Im (digitalen) Logbuch macht sich dann eine Google Earth Karte mit den Markierungen auch ganz gut.

Die Bedienung und Logik der Garmin VIRB® Ultra 30 ist denkbar einfach. Obwohl für den Foto- und Videomodus automatisch sehr gut funktionierenden Techniken die Aufnahmeergebnisse steuern, kann in allen Bereichen auch persönlich eingegriffen werden. Ob das der gewünschte Videomodus oder Fotomodus ist – Auflösung und Format betreffend – oder die gezielte Festsetzung des Weißabgleichs, des Empfindlichkeitsbereichs, der Nachtfunktion, Farbanpassung, Bildschärfe und, und, und. Da schlägt das Fotografen- und Filmerherz höher. Das Beste ist sicher, dass alles über den Touchscreen erledigt wird, der auch im Unterwassergehäuse funktioniert.
Sicher ist es kein Fehler, die Anleitung zu studieren, damit man bei Bedarf wirklich alles aus dem kleinen Kamerawunder herausholt, das via App auf dem Smartphone auch ferngesteuert werden kann, in allen Funktionen und natürlich mit dem Kamerabild auf dem Display.
Für die Verbindung mit Bluetooth und WLAN gibt die Anleitung auf alle Fälle die Hintergründe zur zielgerechten Einrichtung.
Ein Tipp aus der Praxis, Sie können die „Entzerrung“ des ansonsten extrem weitwinkligen Bildes wählen, dann gibt es keinen durchgebogenen Horizont. Dadurch wird zwar der maximale Bildwinkel der Aufnahmen beschnitten, aber für die meisten Motive über wie unter Wasser ist das die optisch bessere Wahl. Mit zweimal auf den Touchscreen getippten Anweisungen, steht Ihnen die volle Bandbreite des Weitwinkels zur Verfügung, was vielleicht erst unter Wasser wirklich wichtig sein dürfte.

Ein paar Worte noch zum Gehäuse, in dem die Garmin VIRB® Ultra 30 normalerweise über und unter Wasser platziert verwendet wird. Schon angesprochen, es sind zwei Rückdeckel im Lieferumfang. Beim Kauf ist das Gehäuse tauchbereit, erst als User baut man mit einem Handgriff den Deckel für den Einsatz über Wasser um. Dann ist die Kamera nur noch spritzwassergeschützt. Drei Drucktasten (Ein/Aus, Menünavigation, Fotoauslösung) und der Videoschalter entsprechen den Bedienungselementen an der Garmin VIRB® Ultra 30 selbst. Auch mit dicken Handschuhen, wie bei unseren Testtauchgängen, ist die Bedienung einwandfrei, sogar der Touchscreen lässt gut zu handeln. Mitgeliefert werden Trockenmittelstreifen mit Sättigungsindikator. Beim Test im 5°C kalten Wasser haben sie jeden Beschlag sicher verhindert. Ein Sortiment von Gehäuseadaptern zur Montage an unterschiedlichsten Punkten inklusive Festmontage an geraden oder gebogenen Flächen mit extremer Klebeverbindung. Nur ein Tool hat man nicht bedacht, ein Verbindungsstück mit Stativgewinde, um die Garmin VIRB® Ultra 30 an einem UW – Kamerabügel mit Lampen oder einem Stativ zu befestigen. Da mussten wir uns aus der GoPro Schatzkiste bedienen. Weitere Tools kann man aber bei Garmin dazukaufen.
Und weil wir schon beim Dazukauf sind: Man kann an dem Kamerazwerg tatsächlich ein externes Mikrofon anschließen oder eine externe Audioquelle. Das dafür erforderliche Kabel gibt’s im Zubehörshop. Das ist schon eine große Nummer. Sogar Interviews könnte man so unter schwierigen äußeren Bedingungen mit der Garmin VIRB® Ultra 30 aufzeichnen, wobei das Mikrofon mit Windschutz doch etwas über dem Preis der Cam liegen würde. Aber es ist eine spannende Möglichkeit.
Der direkte Anschluss einer Audioquelle, welchen Sinn macht das? Ganz einfach, Sie nehmen ein Konzert Ihrer Lieblingsband auf, bekommen aus dem Mischpult der Band ein Signal per Kabel und schon ist der Konzertmitschnitt absolut sendefähig…

Ein Wort zur Schnittsoftware VIRB Edit. Diese erhalten Sie als kostenlosen Download. Sie ist eine typische App, um eigentlich automatisch einen kurzen Videoclip zu erstellen. Dazu werden zunächst aus Foto- und Videosequenzen vom User die gewünschten Bilder und Szenen ausgewählt. Dann entscheidet man sich für einen bestimmten Typ des Videos, etwa Sport oder Familie uvm., wählt aus einer Liste das Musikthema aus und ab geht die Post. Je nach Vorwahl der Bearbeitungskomponenten kommt dann ein Clip von etwa einer Minute dabei heraus, der dann sofort auf allen Social Media Plattformen veröffentlicht werden kann. OK, das geht, muss aber nicht sein.
Es ist durchaus auch möglich, intensiv in das Geschehen der Nachbearbeitung einzugreifen. Es gibt eine Reihe von Werkzeugen, die das möglich machen. Aber wirklich intuitiv geht es da nicht ab. Als Profi auch im digitalen Filmschnitt habe ich einige Zeit vertan, diese Logik zu begreifen. VIRB Edit brauchen Sie aber, um die GPS Daten sichtbar zu machen und G-Metrix gegebenenfalls auszuwerten und in den Bildern sichtbar zu machen.
Soll aus Ihrem Material mehr als nur ein Social Media Gag werden, empfehle ich eine andere Schnittsoftware. Beste Erfahrungen stehen da bei Pinnacle Studio Software im Raum.

Fazit

Die Garmin VIRB® Ultra 30 ist beeindruckend. Die Vielzahl an Funktionen und Möglichkeiten gefällt. Die Foto- und Videoqualität ist absolut auf der Höhe. Ein ausgezeichnetes Bedienungskonzept auf allen Ebenen ist klar festgestellt worden. Sie ist eine echte Alternative für GoPro. Unser Tipp: Die Action Cam für User, die unter- und über Wasser mehr wollen.

Fakten

Typ: Garmin VIRB® Ultra 30
Anwendung: Action Cam
Fotofunktion: ja
Modi: Einzelbild, Serienaufnahme, 3er Aufnahme für HDR
Speicherformat: jpg
Auflösung: 12 MP, 8 MP
Fotofunktion während Videoaufnahme: ja
Manuelle Einstellungen: ISO, Belichtungskorrektur, Abbildungsschärfe, Ganzfeld- oder mittenbetonte Belichtungsmessung, Farbraum, Nachtmodus, Belichtungsreihe, Intervall, Zeitraffer, Selbstauslöser, Weißabgleich uvm.
Videofunktion: Full HD, 4K, HD 720p, 2,7K, 1440p,
Aufnahmeformate: 4:3, 16:9
Frames: 100, 75, 50, 25 – Zeitlupe 240, 120
Datenformat: mp4
Zeitraffer: ja
Bildstabilisator: ja
Abbildung: Wahlweise volles Superweitwinkel oder reduzierter Bildwinkel mit Korrektur der Linienkrümmung
Steuerung extern: WLAN Verbindung via App mit Smartphone, Sprachsteuerung (englisch)
GPS integriert: ja
G-Metrix Daten: ja
Akku: Lithium-Ionen-Akku (1250 mAh)
Akkuleistung: bei 1080p/25 fps bis zu 2 Stunden und 15 Minuten und bei 4K/25 fps bis zu 1 Stunde und 15 Minuten
Speicherkarte: Micro SD
UW-Gehäuse: bis max. 40 Meter Tiefe
Anschluss externe Audioquelle: ja
Preis uvb.: 429,99

https://buy.garmin.com/de-DE/DE/p/522869

 

Original Testaufnahmen Chiemsee und Attersee

 

Michael Goldschmidt

 

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