Scooter finden immer mehr Freunde im Tauchsportbereich. Die ursprünglich recht großen Geräte, die in erster Linie für militärische Zwecke oder der Erforschung von Höhlensystemen dienten, wurden in den vergangenen Jahren immer handlicher. Das in Wedel ansässige Unternehmen FWT Schulz hatte sich zum Ziel gesetzt, einen besonders kleinen und leistungsfähigen Taucherantrieb zu entwickeln. UnterWasserWelt hat den Scooter GS 750 ausführlichen Tests unterzogen.
Man muss kein Techtaucher sein, um die Vorzüge eines Scooters zu erkennen. Die spürbare Erweiterung des Aktionsradius und der wesentlich geringere Atemgasverbrauch sind die deutlichsten Vorteile beim Scootereinsatz, den Spaßfaktor nicht zu vergessen. Mit dem GS 750 erweitert FWT Schulz sein umfangreiches Angebot, das bis dato auf UW-Lampen ausgerichtet war. Ganz klar, dass in diesem Scooter ein dreistufig schaltbarer LED – Strahler eingebaut ist, ein Feature, was man bei Geräten des Wettbewerbs durchaus vermisst.
Mit 75 Zentimeter Baulänge, 12,5 Zentimeter Querschnitt und 7,5 Kilogramm Gewicht ist das Erscheinungsbild des GS 750 wirklich zurückhaltend und es fällt nicht leicht, auf Anhieb das Potential des silbernen Taucherantriebs zu erkennen. Das Gerät kann beim Sprung ins Wasser im Arm gehalten werden und findet im Tauchgepäck auf Flugreisen ohne Probleme seinen Platz. Wenn, ja wenn angesichts der Li Ion Hysterie beim Flugtransport aktuell nicht so große Sicherheitsprobleme im Raum stehen würden. Das jüngste Testmodell, das an der Zeneobia zum Einsatz kommen sollte, wurde unserer Fotografin aus dem Fluggepäck genommen. Das alles, weil vor ein paar Jahren Boeing in seinem Dreamliner Li Ion Zellen verbaute, die sich selbst entzündeten. Es gibt mittlerweile eine Reihe sehr unterschiedlich zusammengesetzter Lithiumzellen und jene, die in Produkten für den Taucheinsatz verwendet werden, sind sicherer als all das, was in Laptops, Tablets und Smartphones eingebaut wird.
Leistung
Nach einer Reihe von Testeinsätzen von unterschiedlichen Usern mit Sport- und Techquipment im Kaltwasser kann von unserer Seite die erstaunliche Leistung des Antriebs nur bestätigt werden. Beim maximalen Schub von 16 Kilogramm wird herstellerseitig eine Fahrzeit von 60 Minuten angegeben, bei 12 Kilogramm bleibt man 120 Minuten mobil. Es gibt auch eine Turbofahrstufe mit 18 Kilo Schub, die mit der neuen Antriebseinheit jetzt unbegrenzt zugeschaltet werden kann. Im normalen Fahrbetrieb ist der Turbo nicht erforderlich, eher, um sich bei einer Gegenströmung kurzzeitig durchzusetzen. Unsere 200 Meter lange Teststrecke entlang einer eigens dafür fest verspannten Leine in 11 Meter Wassertiefe legte der GS 750 bei 100% Leistung in 3,5 Minuten zurück, das heißt mit etwa 55 Metern pro Minute. Bei 80% Leistung ermittelten wir 48 Meter pro Minute. Gezogen wurde ein erfahrener Techtaucher mit Trockenanzug und Doppel 12 auf dem Rücken. Die Turbostufe beziehen wir angesichts der für spezielle Aufgaben und Umweltbedingungen (besondere Strömung usw.) gedachten Verwendung nicht näher in die Betrachtung ein. Das wäre praxisfremd. Hinsichtlich der außerordentlich kompakten Bauweise können sich diese Werte wirklich sehen lassen.
Display
Den Betriebszustand des FWT Scooters liest man vom komfortablen Farbdisplay ab. Hier gibt es Informationen über die gewählte Leistungsstufe (Schub in Prozent), die zur Verfügung stehende Restfahrzeit, Spannung und Temperatur, außerdem eine Warnmeldung bei Wassereinbruch und einer nicht verschlossenen Ladebuchse.
Die Hintergrundbeleuchtung verändert sich fließend je nach Ladezustand von Grün hin zu Rot. Auf einen Blick erfasst man die Situation, ohne die Anzeige im Detail studieren zu müssen.
Handling
Ob ein Scooterbrevet, wie es von verschiedenen Organisationen angeboten wird, tatsächlich erforderlich ist, möchten wir an dieser Stelle nicht diskutieren. Auf jeden Fall ist eine gute Einweisung in das Handling des GS 750 empfehlenswert. Und wir sagen auch, dass es sich nicht um ein Kinderspielzeug handelt, selbst wenn die geringen Baumaße diesbezüglich verlockend sein können.
Am Handgriff rechts ist der Hauptschalter eingearbeitet. Er ragt nur wenig über den Griff hinaus. Bedient man den Scooter mit dicken Handschuhen, wünschen wir uns diesen drehbaren Schalter etwas deutlicher proportioniert.
Um die Power auf kleinstem Raum zu entwickeln, bedient man sich bei FWT einer Schraube, die auch für Seitenstrahlruder im Bootsbau verwendet wird. Bei höherer Leistung wird das Wasser kraftvoll angesaugt und nach hinten abgestrahlt. Während die rechte Hand den Griff mit dem Fahrschalter bedient, hat die linke keine weitere Aufgabe, außer die Geschwindigkeit mit dem Rändelrad links am Handgriff zu verändern. Vorsicht beim Handling im Fahrbetrieb, die linke Hand bitte nicht auf den Shroud (kurze Röhre, die den Propeller umgibt) legen, der ist als Handablage zu kurz. Man läuft in dem Fall Gefahr mit den Fingerspitzen von hinten die Schraube zu berühren, das gilt es zu vermeiden.
Die Tauchlage beim Einsatz des GS 750 (oder generell bei jedem Scooter) sollte zunächst ein wenig geübt werden. Der kräftige Strahl der Schraube muss sich unter dem Körper ausbreiten können, so liegt man am besten, wie bei allen Scootermodellen, bei denen man gezogen wird, mit dem Body parallel oberhalb des Geräts.
Sollten sich beim Fahrbetrieb Leinen oder Pflanzenteile im Propeller und dessen Achse verfangen, kann nach Deaktivierung über den Hauptschalter der Propeller auch unter Wasser abgenommen werden, um die Störung zu beseitigen.
Die Zugleine, die am D-Ring des Wingschrittgurts oder eines separat getragenen Gurts eingeklinkt wird, stellt die eigentliche Verbindung zwischen Taucher und Scooter dar. Die mitgelieferte Leine modifiziert man am besten so, dass das obere und untere Leinenstück unterschiedlich lang eingestellt werden kann. Mit diesem Trick ist der Trimm so abzustimmen, dass der Scooter ohne große Steuerkraft während des Fahrbetriebs die aktuelle Tiefe hält. Die mitgelieferten Karabiner der Zugleine tauscht man unserer Empfehlung nach gegen passende Boltsnaps und Doppelender aus, die sich beim Technischen Tauchen bewährt haben.
Werkseitig ist der GS 750 so ausgewogen, dass er im Süßwasser einen leichten Auftrieb hat. Für den Einsatz im Meer gibt es optional außen zu montierendes Trimmblei.
Die Konstruktion auf kleinstem Raum hat den Vorteil, dass es so gut wie keine Kraft entwickelt wird, die den Scooter um die eigene Achse drehen möchte. Deshalb ist ein so genannter Torque Control überflüssig, ein Gegengewicht, das der eigenen Drehkraft des Scooters entgegen wirken müsste.
Die Leuchte und die Dichtung der Antriebswelle sind für den Einsatz unter Wasser ausgelegt, über Wasser sollten Licht und Motor nur für einen kurzen Funktionstest aktiviert werden.
Während die im Wettbewerb befindlichen Scooter zum Laden geöffnet werden, hat man sich bei FWT für eine kleine Ladebuchse entschieden. In maximal 5,5 Stunden sind die beiden getrennt geschalteten Lithium – Cobalt – Mangan Akkus (2x 325 WH, 25,4V, 25,5Ah) regeneriert. Die Akkus sind so konzipiert, dass beim eventuellen Ausfall einer Einheit der Scooter dennoch mit 50% Fahrleistung weiter betrieben werden kann.
Der Energiebedarf der integrierten Leuchte ist dank LED – Technik marginal und kann hinsichtlich einer Laufzeitverkürzung bei Dauerbetrieb vernachlässigt werden.
Praxis
Man erregt mit dem GS 750 am Tauchplatz gerade dann Aufsehen, wenn Taucher mit Wettbewerbsprodukten getroffen werden. Auf alle Fälle ist der Transport des 7,5 Kilogramm leichten Antriebs unauffällig zu erledigen und man kann es durchaus wagen, mit dem FWT Scooter ein Gewässer zu betauchen, das an sich nicht befahren werden darf. Macht man kein großes Aufsehen, könnte der GS 750 auch eine Stage sein….
Wie immer muss die Zugleine ordentlich abgestimmt sein, damit man nicht laufend die Trimmung korrigieren muss. Der GS 750 liegt gut an der Hand und bei korrekter Körperhaltung entwickelt er seine ordentliche Power. Die Geräuschentwicklung ist moderat, man lärmt also nicht unangenehm durch das Tauchgebiet. Fahr-, Licht- und Displayschalter lassen sich einwandfrei bedienen, die stufenlose Schubkontrolle ebenso. Das Display ist dank eigener Beleuchtung auch bei Dämmerlicht und bei Dunkelheit gut ablesen. Der LED – Beamer mit 30° Abstrahlwinkel ist mit seinen maximal 8000 Lux gut dimensioniert, den Weg auszuleuchten.
Die TURBO – Schaltung macht durchaus Laune, ist zur Akkuschonung aber auf maximal 5 Minuten beschränkt. Und das Ende der Power haben wir auch nach zwei Tauchgängen noch lange nicht erreicht.
Fazit
In der Preisklasse von knapp 4000 Euro ist der GS 750 am Markt nicht bei den Schnäppchenantrieben für den ausschließlichen Freizeitspaß angesiedelt. Das war auch nicht die Absicht. Im Vordergrund der Entwicklung stand ein besonders kleines, leistungsstarkes und komfortabel ausgestattetes Gerät anbieten zu können. Das ist FWT Schulz auch gelungen. Sporttaucher erweitern ihren Aktionsradius enorm, für Tektaucher ersetzt er für Standardaktivitäten ein größeres Modell, bei anspruchsvollen Tauchgängen wäre er ein ideales, leistungsstarkes Backup.
Fakten
Typ: GS 750 RS
Hersteller: FWT Schulz
Einsatztiefe max: 150 Meter
Schub: 100% 16 kg, Turbo (125%) 18 kg
Reichweite: 100% 60 Minuten, Turbo konstant 45 Minuten
Schubverstellung: 10% – 100%, Turbo 125%
Anzeige: Farbdisplay
Leuchte: LED Beamer II 3000, 3-fach LED, 30° Spot, 2.985 Lumen, 8000 Lux
Ladezeit: Max. 5,5 Stunden
Akku: 2x Lithium – Cobald – Mangan 325 WH, 25,4V, 25,5 Ah
Option: Doppelscooter mit doppelter Laufzeit bzw. Schub
Optional: Trimmblei
Preis: uvb. € 3999,-
Zum Anfang April 2019 hat die Geschäftsführung von FWT Schulz überraschend entschieden, den Unternehmensbereich Tauchlampen und Scooter mit sofortiger Wirkung zu schließen. Unter dem Link zu FWT Schulz werden Sie über die Abwicklung von Garantieansprüchen und die zukünftige Ersatzteilversorgung informiert.
UWW 18.4.2019
Michael Goldschmidt