Es ist geschafft! Das „Rügener Monster“, ein Geisternetz ungeahnten Ausmaßes, ist geborgen. Nach jahrelanger Suche wurde es Anfang dieses Jahres geortet und ein Teil des Netzes bereits im Frühjahr aus der Ostsee geholt. Zwar handelte es sich nur um einen Bruchteil des gigantischen Netzes, der aber schon eine Tonne wog! Aufgrund seiner enormen Ausmaße konnten Sabine Kerkau, Frontfrau der Umweltschutzorganisation „Baltic Sea Heritage Rescue Project“ (BSHRP) und Wolfgang Frank, Inhaber der Tauchbasis in Prora, Binz auf Rügen, nur einen kleinen Eindruck von dem noch im Wasser liegenden Geisternetz gewinnen.
Insgesamt 5 Tonnen – das größte bisher geborgene Geisternetz
Dass es eine Herausforderung ist, war allen Beteiligten im Vorfeld klar. Dass es aber das größte Geisternetz sein wird, das sie bisher jemals bergen werden, hatte niemand geahnt. Auch nicht Tom Kürten (Baltic Sea Explorer), der Kooperationspartner des Baltic Sea Heritage Rescue Projects und Bergungsexperte. Die Tatsache, dass das Netz stellenweise im Sand versunken war und die immerwährende trübe Sicht, machten es den Bergungstauchern während ihrer Inspektionstauchgänge schier unmöglich, eine realistische Einschätzung über die tatsächlichen Dimensionen zu bekommen.
„Wir haben es ja schon ‘Monsternetz‘ genannt und deswegen den zweiten Teil der Bergung den ganzen Sommer über vorbereitet“, erklärt Kerkau, „dass es dann aber nochmal vier Tonnen werden, hätten wir nicht für möglich gehalten.“ Denn in dem eigentlich verlorenen Netz hatten sich mit der Zeit noch weitere Geisternetze verfangen und verknäult, weswegen alle Erwartungen übertroffen wurden und die Bergung zur Mammutaufgabe werden ließ.
Entscheidende Hilfe der „Antares“
Mit dabei war der Kutter „Antares“, der einst das Netz verloren hatte. Zwar hat der heutige Besitzer nichts mit dem Verlust dieses Netzes zu tun, dennoch war es für ihn und seine Crew Ehrensache, sich und das Schiff kostenlos zur Verfügung zu stellen, um das BSHRP bestmöglich zu unterstützen. Zum Glück, denn das vier Tonnen schwere Netz konnte nur mit Hilfe der Kräne und Winschen des Fischtrawlers aus dem Wasser gehievt werden, anders wäre das nicht möglich gewesen. Dabei reizte das „Rügener Monster“ allerdings die technischen Grenzen des Bootes voll aus: Das gesamte Deck, bis hin zur Bugspitze, war vollständig von dem Geisternetz belegt und war nicht mehr zu betreten! Und das, obwohl beträchtliche Teile des Netzes noch über der Bordkante hingen, weil die einfach nicht mehr auf das Deck passten.
ENOS®-Preisgeld für weitere Geisternetze
Dank des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Beteiligter, blieb der finanzielle Aufwand unter den kalkulierten Kosten. „Das übrig gebliebene Geld werden wir nun für weitere Bergungen nutzen“, freut sich Kerkau, die schon das nächste Projekt im Frühjahr 2025 im Auge hat.
Dirk Göldner, Geschäftsführer der Seareq International GmbH, dem Hersteller des ENOS®-Systems, der das Preisgeld vom „boot Dive Award“ an das BSHRP gespendet hatte, nickt erfreut: „Es ist toll, dass wir mithelfen konnten, das „Rügener Monster“ aus dem Wasser zu holen. Aber es ist doch klasse, wenn mit unserem Geld noch weitere Netze geborgen werden, denn leider sind die Meere immer noch voll davon.“
Immenser Aufwand bei chronischer Geldnot
Alle Taucher machen ehrenamtlich mit und kommen sogar für die Anreise und Verpflegung selber auf. Das BSHRP finanziert sich ausschließlich aus Spenden, die für die Charterung der Schiffe eingesetzt werden. Trotzdem ist es sehr selten, dass Geld übrigbleibt. So hat die Story also gleich zwei gute Enden: Das „Rügener Monster“ ist besiegt und kann keinen Schaden mehr anrichten und der Rest des ENOS®-Preisgeldes macht die Bergung des nächsten Geisternetzes möglich.
Christiane Linkenbach
ENOS®