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Editorial März 2025

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

sind Sie schon einmal gestrandet? So von Urlaubsfreude beseelt und von Koffern umgeben? Auf einem Flugplatz? Im Handumdrehen wird aus Vorfreude richtig Stress. Wofür steht „stranden“? Es steht für festsitzen, keinen Erfolg haben und aufgeben müssen. Also nichts, was als stimmungserhellend tauglich wäre. So das totale Gegenteil von Vorfreude auf den Urlaub.

Es könnte ja alles ganz einfach sein im üblichen Kreislauf von Lohnverhandlungen. Da gibt es die Gewerkschaften, die nach Ablauf einer Tariflaufzeit neue Forderungen stellen. Im Gegensatz zu öffentlichen Bauvorhaben, die letztlich immer erheblich teurer werden, als vereinbart, werden die oft drastisch überzogenen Lohnforderungen zuletzt immer geringer ausfallen. Es ist halt wie im Basar, am Ende sind beide Seiten zufrieden, die Hälfte vom geforderten Preis bekommen zu haben. Aber zu welchem Preis?

Das kindische Muskelspiel von Gewerkschaften und Arbeitgebern kann ich wirklich nicht mehr als zeitgemäß empfinden. Da treffen egobesessene Alphatierchen in regelmäßigen Abständen aufeinander, übertrumpfen sich in ihrer unglaublichen „Wichtigkeit“ und tun so, als würde jede Partei als Sieger aus einem Kampf hervorgehen, der völlig anachronistisch ist. Und die Gewerkschaften sind ja immer die „Guten“…. Ich denke, dieses Image wird ihnen langfristig nicht mehr entsprechen.

Dass in diesen völlig überflüssigen Machtspielchen letztlich gänzlich Unbeteiligte unter die Räder kommen, kümmert die beiden Parteien traditionell nicht. Sie tragen ihre Spielchen zumeist auf dem Rücken der Bürger aus, die als Kunden die Bahn benutzen den öffentlichen Nahverkehr, ein Flugzeug. Nachdem Deutschland hinsichtlich Planungssicherheit und Pünktlichkeit der erwähnten Verkehrsmittel eher den Rang eines Entwicklungslandes zu verteidigen hat, ist es schlicht ein Hohn, aktuell nun wieder Flugplätze zu bestreiken, zu Beginn einer Ferienwoche.

Die Kosten für diese Streiks, ausgerufen von VERDI, tragen die betroffenen Kunden, die Reisen gebucht haben, Hotels, Anschlussflüge usw. usw. Die Kunden sind die Geschädigten, die bestreikten Arbeitgeber kümmert das wenig, denn sie sind ja nicht regresspflichtig. Mittelalter lässt grüßen.

In den nächsten Wochen dann das übliche Spiel, man einigt sich auf irgendetwas, was beiden Parteien einen Gesichtsverlust erspart. Doch dieses Kasperltheater ist doch unsinnig. Mehrkosten für die neuen Tarifabschlüsse sind längst eingepreist und werden an die ohnehin schon durch den Streik geschröpften Kunden weitergegeben. Verloren haben nur die durch die Streiks gestrandeten Reisenden. Und die zahlen ganz privat wirklich drauf.

Annuliert, das Unwort des 27. und 28. Februar 2025 am Flughafen München hat mich auch betroffen. All die für diesen Reisezeitpunkt organisierten Dinge waren spontan hinfällig geworden. Die Fluggesellschaft sah sich wenigstens in der Lage, „rechtzeitig“ den Ausfall der Verbindung nach Edinburgh zu kommunizieren. Um all die vorbereiteten Buchungen vor Ort aufzuheben und auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, war ein größerer Kraftakt nötig.

Ich war viele Jahre der Gewerkschaft VERDI verbunden, ich habe mich wohl irgendwie vorausschauend dieses Jahr von der Partnerschaft zurückgezogen. Wenigstens etwas…

 

Beste Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt

 

 

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