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Editorial Januar 2023

Editorial boot 2023 Aussichten

Liebe Leserinnen und Leser,

wo groß waren die Hoffnungen und Erwartungen, dass 2022 ein spürbarer Startschuss sein wird, dort weitermachen zu können, was an Sylvester 2019 als eleganter Übergang ins 2020 zweifelsfrei für jeden problemlos erschien.

Wie sehr es anders kam, ist hinlänglich erlebt und erlitten worden. Der Bogen muss aber viel weiter gespannt werden, von Sylvester 2019 bis zu Neujahr 2023. Aus aktueller Sicht sind es drei Jahre, die die so genannte Normalität nicht mehr zuließen und heute muss der Begriff Normalität in vielen Details neu definiert werden.

An Sylvester 2019 endete, was jeder von uns über Jahre in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeldern gewohnt war, oder mit was man sich eben arrangiert hatte. Ab Neujahr 2023 können wir uns endlich neu orientieren. Es gibt kein 2019 mehr und die Ordnung der davor liegenden Jahre. Alle, die sich zur Tauchszene zählen, müssen jetzt ohne jammern und zaudern auf den großen Startschuss hören und wieder ins Rennen einsteigen.

Ja, die Hürden sind teilweise hoch – Inflation, Energiepreise – doch die Tauchreisebranche boomt bereits so stark, dass Tag und Nacht an der Bearbeitung der Buchungen gearbeitet werden müsste.

2023 sind wieder alle Messeveranstaltungen ohne Einschränkungen möglich. Nach zwei Jahren Zwangspause ist die boot in Düsseldorf wieder zurück, der Eckpunkt der Wassersportszene und der Tauchbranche.

An der boot gingen die zurückliegenden Jahre auch nicht spurlos vorbei. Die fulminante letzte Messe im Januar 2020, deren Ergebnis eine deutliche Vergrößerung der Ausstellungsfläche auf zwei Hallen für den Tauchsport in 2021 prognostizierte, konnte diese Erwartung nicht nach 2023 mitnehmen. Allein die Halle 12 präsentiert nun 2023 einen Querschnitt der Tauchsportlabels, Reiseanbieter und Kontakte zu Ausbildungsverbänden und Tauchdestinationen. Und als Superlativ gibt es einen neuen Tauchturm.

Die stark auf die UW-Fotografen ausgerichtete Water Pixel World ist nicht mehr vertreten. Das ist aber auch verständlich. Immer weniger investieren in hochwertige Systemkameras und kaufen sich dazu ein Gehäuse und Blitzgeräte. Da ist man locker mit € 15.000,- dabei. Die hochwertigen Actioncams kosten mit Gehäuse und Licht weniger als € 1.000,- und liefern richtig eingesetzt mit 4K Videoauflösung ganz wunderbares Material.

Die € 15.000,- werden mittlerweile in einer ähnlichen Randgruppe wie der der UW Fotografen in Rebreather investiert und wenn es etwas mehr sein darf, kommt noch ein Scooter dazu. Der Tauchsport ist im Wandel.

Die, die ihn noch ausüben und jene, die neu dazu kommen, sind von der allgemeinen Beliebigkeit weit entfernt, wie von schmachtenden Äußerungen „ich liebe das stille Schweben unter Wasser und die vielen bunten Fische“ allein. Sie wollen mehr. Da kann ich mir vorstellen, dass die boot in dieser Richtung zukünftig reagieren wird.

Die vergangenen Jahre forderten besonders international bei einer Reihe kleinerer Unternehmer der Tauchreisebranche ihre Opfer, die nicht von ihren Staaten finanziell unterstützt wurden, weil sie ihr Gewerbe nicht mehr ausüben konnten.

Nicht alle, die als Spezialisten viele Jahre an der boot teilnahmen und nun nicht mehr ausstellen, sind tot – neue Vertriebswege und Kundenkontakte mussten gefunden werden. Dem Homeoffice sei Dank, dass der Onlinehandel auch für jene attraktiv wurde, die sich nie getraut hätten, am Firmenrechner im Büro private Themen zu recherchieren, Waren zu bestellen oder eine Reise zu buchen. Dazu auch unser Beitrag, in dem Michael Goldberg erzählt, warum er nicht nach Düsseldorf kommt und warum es ihm gut geht mit seinem Taucheruhren – Onlineshop.

Und da war ja auch noch 2019 der große Auftritt von Walter Harscher und Werner Lau, die damit drohten eine „Gegenmesse“ zur boot ins Leben zu rufen. Es ging danach hin und her, ob oder ob nicht, das ganz große Thema in der Szene. Es gab Krisenzusammenkünfte. Aber insgesamt war das Thema nicht unbedingt davon geprägt, dass sich die „Aussteiger“ je kritisch im Verhältnis 1:1 selbst betrachtet hätten.

Die „Gegenmesse“ Interdive Frankfurt 2020, zu einem zeitlich verkürzten parallelen Zeitraum wie der der boot angesetzt, wurde umjubelt und gefeiert. In allererster Linie vom Veranstalter selbst. So richtig zugeben wollten nur wenige, dass diese Messe ein Fehlgriff war, man hätte ja das Gesicht verloren. Die meiste Zeit war mehr Standpersonal als Besucher in der dröge gestalteten Halle, deren Fläche bei weitem nicht belegt war.

Und, viele Besucher waren nur „Spione“ aus der Szene, die sich lediglich ein Bild davon machen wollten, was die vollmundigen Versprechungen des Veranstalters hergaben. Objektiv war keiner  davon hingerissen.

Und nein, es gibt angesichts der vergangenen drei Jahre keinen Konsens, gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Leisten kann sich das die Tauchsportszene distanziert betrachtet wirklich nicht. Also gibt es wieder eine „Gegenmesse“, diesmal in Stuttgart. OK, man kann ja auch Geld verbrennen, wenn es Spaß macht und nur das eigene ist. Aber mit Blick auf Stuttgart und die Ausstellerliste dort – Stand 31.12.2022 – sind immerhin ganze 11 (!) Aussteller vor Ort. Davon sind drei Tauchreiseunternehmen vom Veranstalter selbst, ein Tauchshop, drei Resorts, ein Landestauchsportverband, eine Tauchschule, ein Umweltengagement und ein weiteres Tauchreiseunternehmen. Wie sagt unser youngster Freedivebuddy in solchen Fällen immer? Na dann…..

Wir werden von der boot berichten, sind wieder vor Ort. Aber dem Hype der früheren Jahre mit Live – Videos, nachts geschnittenen Interviews, die zum Frühstück auf unserem Videokanal zur Verfügung standen, folgen wir nicht mehr in dieser Form. Gibt es wichtige News, dann sind sie zeitnah in unserem NEWS BLOG auf Facebook online. Als Video- oder Bildnachricht.

Herzliche Grüße, Ihr

Michael Goldschmidt

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