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Editorial Dezember 2022 (hüte dich vor der ASFINAG)

Asfinag

Liebe Leserinnen und Leser,

die letzten Wochen haben ich mich völlig überraschend mit einem Fall beschäftigt, der mich de facto nichts angeht. Aber in Österreich gehen die Uhren anders und in diesem Fall sind sie sogar stehen geblieben. Da ist die großartige ASFINAG, die die Autobahnen Österreichs verwaltet und für den Einzug der Mautgebühren zuständig ist, mal richtig entgleist.

Per eMail bekomme ich eine Zahlungsaufforderung für eine nicht geleistete Streckenmaut am Brenner in Tirol. Zitiert wird ein Kennzeichen, das mir schon seit drei Jahren nicht mehr zugeteilt ist, das Fahrzeug mit dem Nummernschild wurde an ein Autohaus, bei dem ich viele Jahre Kunde bin, verkauft. Die Abmeldebescheinigung liegt vor, alles ging seinen richtigen Weg.

Und nun soll ich im September mit dem Kennzeichen EBE-MU888 eine Kontrollstelle an der Brennerautobahn durchfahren haben, die nur für Kunden, die eine Streckenmautbuchung bei der ASFINAG online hinterlegt haben, offen steht. Entweder hat man einmalig diesen Service gebucht oder eine Abbuchung je Fall im Profil hinterlegt, zusammen mit der Kreditkarte.

Nun, es hätte mir sicher Freude bereitet, zum angemahnten Zeitpunkt den Brenner Richtung Italien zu befahren, allerdings wäre von mir vorab oder vor Ort an der Mautstation alles bezahlt worden. Dagegen saß ich in der Redaktion, gut 200 km entfernt am Schreibtisch.

Es ist eh ärgerlich, dass ich seit 2020 für eine digitale Jahresvignette der ASFINAG mittlerweile gut € 300,- bezahlt habe, um ohne großes Mautpickerlgetue von Bayern nach Österreich fahren zu können. Im Gegenwert habe ich davon in diesem Zeitraum kaum insgesamt € 5,-  auf Austrian Highways verbraten.

Die Zeiten hatten sich bekanntlich geändert, in 2020 war es fast unmöglich über die Grenze zu fahren, 2021 waren die Parkplätze an den einschlägigen Tauchdestinationen langfristig von illegal campenden Wohnmobilen belegt und 2022 gab es aufgrund der wiederbelebten Reiselust lange Staus an den an sich „offenen Grenzen“.

Im Glauben an die rechtschaffend organisierte Verwaltung der ASFINAG reagiere ich auf die unbegründete Zahlungsaufforderung prompt, weise darauf hin, dass das fragliche Kennzeichen schon 3 Jahre nicht mehr auf mich registriert ist, lege entsprechende Unterlagen bei, sende die eMail ab und gut is.

Man kann nicht behaupten, dass die Kommunikation mit der ASFINAG dem Niveau der Mautkosten entspricht. Nach der üblichen automatisch generierten Antwort, dass aufgrund vieler Anfragen eine Antwort auf sich warten lassen würde, ist das Thema für mich vom Tisch. Nicht aber für die ASFINAG, die wie der Teufel hinter der armen Seele € 10,50 von mir abdrücken möchte, € 10,50, die mich nichts angehen.

Nach 8 Tagen kommt die Antwort von der ASFINAG, ich hätte noch ein Konto auf das Kennzeichen EBE-MU888, in dem die Option Streckenmaut aktiv sei und ich möge umgehend bezahlen, weil die dort hinterlegte Kreditkarte nicht mehr gültig sei, denn sonst käme es zu einem Mahnverfahren. Mit freundlichen Grüßen…..

Wieder weise ich darauf hin, dass ich in diesem Fall der falsche Ansprechpartner sei, man möge sich den wahren Halter des fraglichen Fahrzeugs mit dem Kennzeichen EBE-MU888 von den deutschen Behörden nennen lassen. EU ist ja EU und nicht irgendwie klassisches Ausland. Abgesehen davon sehe ich die missbräuchliche Nutzung der Streckenmautdurchfahrt an der Mautstelle durchaus als betrügerische Absicht des jetzigen Inhabers des Kennzeichens.

Nach 8 Tagen kommt die Antwort der ASFINAG, dass ihnen das alles – kurz und bündig auf das allgemeine Verständnis reduziert – am Hintern vorbei geht und dass das zum Kennzeichen EBE-MU888 hinterlegte Konto erst am… um 0:30 Uhr gelöscht worden sei. Das ist durchaus interessant, denn ich habe ein fragliches Konto nicht gelöscht, das waren die Kameraden der ASFINAG schon selber. Klassischer Fall von Spurenbeseitigung. Für € 10,50 von einem Piefke, egal, ob er tatsächlich dafür gerade stehen muss oder nicht.

Sichtlich um Deeskalation und Einvernehmen bemüht verfasse ich eine weitere Antwort an die ASFINAG. Das alles ist mittlerweile für beide Seiten wirtschaftlich schon teurer als die illegal geforderten € 10,50, aber Österreich ist eben Österreich, nehmen ist eine heilige Handlung.

Nach 8 Tagen kommt die Antwort der ASFINAG in Form einer Mahnung. Alle vorgebrachten Argumente seien uninteressant hinsichtlich ihres Kleingedruckten.

Ich bin nun nicht wirklich der Typ nach Art: Der Klügere gibt nach. Ich habe nur keinen Bock auf so unglaubliche Starrsinnigkeit eines Österreichischen Staatsunternehmens. Ich habe unter Vorbehalt € 10,50 der ASFINAG gespendet. Und gleichzeitig wird keine Jahresvignette mehr gekauft, da spare ich mir rund € 100,-. Um zu den nun bevorzugten Tauchzielen in Tirol zu kommen, brauche ich das Pickerl nicht, das geht per Landstraße, ab der Tür der Redaktion sind es grad 70 Kilometer bis Kufstein…

Die Redaktion UnterWasserWelt wünscht Ihnen erholsame Feiertage, großartige Tauchgänge 2023 und keinen Ärger mit der ASFINAG,

Ihr

Michael Goldschmidt

 

 

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