am 1. Januar 2019 feiert das Magazin UnterWasserWelt einen für digitale Zeiten richtig runden Geburtstag, es wird 20 Jahre jung. Überträgt man dieses Verlagsereignis auf Medien, die in gedruckter Form erscheinen, sind wir eigentlich uralt. Aber so alt fühle ich mich gar nicht, auch wenn ich als journalistischer Chefredakteur im Umfeld der Tauchsportmedien mit Abstand die längste Zeit agiere. Und es ist und bleibt eine große Herausforderung, immer die für Sie interessantesten und spannendsten Themen zu bieten.
Nein, wir orientieren uns nicht an inhaltlichen Ausrichtungen der kollegialen Redaktionen, die im Wettbewerb so wichtig sind, wie das Salz in der Suppe. Ja, wir sprechen miteinander und ich gehe niemand aus dem Weg und biete gerne auch Kooperation an.
Geadelt wurde UnterWasserWelt immer wieder durch das Aufgreifen innovativer Themen, die in unserer Redaktion entwickelt worden waren und dann in den Magazinen des Wettbewerbs zeitlich verzögert auch auftauchten. Erst hatte es mich etwas geärgert, doch bei genauem Hinsehen war es ein verkappter Ritterschlag. Nur, wir hielten die „abgekupferten“ Themen lebendig, während sie an anderen Stellen dann wieder schnell verblassten.
UnterWasserWelt war auch schon früh der Wegbereiter für professionelle Videoprodukten, bei denen Neuprodukte im Test über und unter Wasser vorgestellt wurden, dazu die Filme von den unterschiedlichsten Messen mit unseren Top – Moderatorinnen Ilka und Alexa. Hier sprangen andere deutlich später auf. Wir haben uns von den im Großen und Ganzen dem Newsgeschäft gewidmeten Videoproduktionen etwas zurückgezogen, denn journalistisch informell bleiben nach wie vor aussagekräftige Bilder und Texte im Gedächtnis. Ganz klar gibt es eine Interessengruppe, die lieber Videos anschaut anstatt etwas zu lesen. Aber UnterWasserWelt wird sich auch in Zukunft nicht zu einem Videomagazin verändern und dafür gibt es viele gute Gründe.
Denke ich 20 Jahre zurück, so ist es fast wie gestern, als im August 1998 die Entscheidung getroffen worden war, ein Online Tauchmagazin zu machen. Eine lange Magazinerfahrung brachte ich mit und auch das Wissen, was man nicht falsch machen darf im Business. Ab September 1998 ging es in die heiße Vorbereitungsphase, nachdem im schon abgegrasten Markt von deutschsprachigen URL`s für tauchsportrelevante Internetseiten die UnterWasserWelt als noch verfügbar lokalisiert war.
Aber fragen Sie nicht, welche Lösungen gefunden werden mussten, um Bildmaterial zu produzieren, das digital zur Verwendung stand. 1998 gab es da nur den Umweg über Videoaufnahmen, aus denen Einzelbilder extrahiert wurden. Die ersten sündteuren Digitalkameras mit akzeptabler Auflösung kamen erst 1999 in den Handel.
Eigentlich war die Welt 1999 alles andere als digital, sie war zu 95% analog. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, mancherorts hätte man die Datenpakete in den Kupferleitungen bequem zu Fuß begleiten können auf dem Weg zum Leser. Da gab es in den ersten Browsern die Funktion Grafiken nicht zu laden, damit wenigstens der Text vor dem Ableben des Users noch ankommt. Doch das hatte uns nie gestört, UnterWasserWelt war von Anfang an auch stark grafikorientiert.
Dass zu Beginn der digitalen Revolution auch mit harten Bandagen gekämpft wurde, möchte ich nicht unter den Tisch fallen lassen. UnterWasserWelt wurde Ziel eines perfid zerstörerischen Hackerangriffs. Der Schaden war immens aber auch „nur“ kollateral, da sich zwar die zerstörte Datenbank auf unserem Rechner befand, das Magazin selbst aber extern ins Netz eingespeist wurde. So verschwand UnterWasserWelt keine Sekunde von den Computermonitoren, im Hintergrund stand aber eine 5-wöchige Sklavenarbeit an, die Datenbank neu aufzubauen. Von wem der kriegerische Gruß kam, wurde von einem Spezialunternehmen, das in München auch für das Landeskriminalamt in solchen Fällen tätig ist, eindeutig ermittelt. Er weiß es, ich weiß es. Das hat mir genügt. Man muss ja nicht immer alles sagen, was man weiß.
Und heute schaue ich doch mit Stolz auf nun bald 20 Jahre UnterWasserWelt zurück – intern haben wir das ja bereits erreicht – sondern auch auf ein Jahr unseres überaus erfolgreichen Relaunch, der das Magazin in die Moderne führte.
Ich danke allen, die an UnterWasserWelt als Autoren, Unterstützer, Ideenträger mitwirkten und mitwirken. Sie alle haben etwas geschaffen, schaffen etwas. Die Tauchsportszene ist schon lange aus einer komfortablen Phase heraus, die den Höhepunkt in der Mitte der 1990er Jahre hatte. Nur mit neuen Impulsen kann damals wie heute der Tauchsport eine anziehende Ausstrahlung verbreiten und das hätte er mehr als verdient.
Ich wünsche Ihnen erholsame Feiertage und vielleicht stoßen Sie virtuell zum Jahreswechsel auch auf den Geburtstag von UnterWasserWelt an.
Herzliche Grüße, Ihr
Michael Goldschmidt